• 27. Juli 2023 · 19:39 Uhr

Max Verstappen über Spa-Panik: Monaco ist eigentlich "viel gefährlicher"

Ist die Formel-1-Rennstrecke in Spa wirklich zu gefährlich? Die Mehrheit der Piloten sieht das nicht so - Das größte potenzielle Problem sei die schlechte Sicht im Regen

(Motorsport-Total.com) - Erst vor wenigen Wochen kam es auf der Formel-1-Rennstrecke in Spa zu einem tödlichen Unfall bei einem Rennen der Formel-Regional-Europameisterschaft. Zuvor hatte dort 2019 mit Anthoine Hubert ein Formel-2-Pilot sogar im Rahmen des Grand-Prix-Wochenendes sein Leben verloren.

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Zwei tödliche Unfälle innerhalb weniger Jahre sorgten dafür, dass einige Leute zuletzt forderten, die Strecke in Belgien umzubauen, darunter auch Lewis Hamilton und Lance Stroll. Doch die beiden scheinen mit ihrer Meinung im Fahrerfeld der Königsklasse eher isoliert zu sein.

Im Vorfeld des Belgien-Grand-Prix 2023 haben am Donnerstag nämlich mehrere Piloten erklärt, dass die Strecke in Spa nicht zu gefährlich sei. "Es gibt immer Dinge, die man besser machen kann. Aber wir fahren auch in Monaco", erinnert zum Beispiel Max Verstappen.

"Und ich denke, dass es dort viel gefährlicher ist als hier. Aber wir fahren dort, weil es als sicher genug angesehen wird. Unfälle passieren leider", erklärt der Weltmeister, der nicht glaubt, dass man die Strecke durch Umbaumaßnahmen sehr viel sicherer als aktuell machen kann.

"Es gibt auch andere Strecken, auf denen es passieren kann, wenn man einen Unfall hat und zurück auf die Strecke kommt und die Sicht sehr schlecht ist", betont er und erklärt, es sei eher Zufall, dass es in den vergangenen Jahren ausgerechnet in Spa zwei Todesfälle gegeben habe.

Ganz ähnlich sieht es auch Carlos Sainz, der die Strecke ebenfalls nicht zu unsicher findet. "Ich denke, die Änderungen, die sie im Laufe der Jahre vorgenommen haben, haben die Strecke viel sicherer gemacht", betont der Ferrari-Pilot und erklärt, der Unfall von Hubert sei "unglücklich" gewesen.

Sainz: Schlechte Sicht ist das entscheidende Probleme

Er ist zudem der Meinung, dass der jüngste Crash, bei dem Nachwuchspilot Dilano van't Hoff sein Leben verloren hat, "in jeder Serie, auf jeder Rennstrecke der Welt passieren kann, wenn es keine Sicht gibt und sich ein Auto mitten auf der Geraden dreht." Dann gehe es nur noch um "Glück".

Für Sainz geht es daher im Hinblick auf den tödlichen Unfall vor wenigen Wochen weniger um die Strecke als um die damals sehr nassen Bedingungen. Das ist vor allem auch in der Formel 1 ein Problem, wie Sainz im vergangenen Jahr in Suzuka selbst erfahren musste.

Der Spanier crashte dort im Regen, wurde auf die Strecke zurückgeworfen und anschließend fast von anderen Autos getroffen. Sollte es auch in Spa im Rennen wieder regnen, ist die entscheidende Frage seiner Meinung nach daher, wie die Sicht für die Piloten ist.


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Auf die Frage, ob man in Spa im Regen überhaupt fahren sollte, antwortet er: "Das hängt davon ab. Wenn ich im Auto etwas sehen kann, dann werde ich das dem Rennleiter natürlich empfehlen." Anders sei die Situation, wenn man nichts sehen könne.

"Ich denke, wir haben unsere Lektionen zuletzt gelernt und ich denke, wir dürfen dem Druck nicht nachgeben, fahren zu müssen, nur weil wir eine Show liefern müssen", betont Sainz, der klarstellt, man solle das Rennen nicht freigeben, wenn die Bedingungen "nicht sicher" seien.

Fahrer wollen eigentlich im Regen fahren

Hier sieht der Ferrari-Pilot auch die Fahrer in der Pflicht, denn: "Wir müssen der FIA immer einen Hinweis geben, ob wir bei einem Unfall oder irgendetwas vor uns tatsächlich sehen können, wie viele Meter wir vorausschauen können." Sainz stellt klar: "Meine oberste Priorität wird immer die Sicherheit sein."

Aber wenn er den Eindruck habe, dass man fahren könne, "dann werde ich der Erste sein, der danach ruft, auf dieser tollen Strecke zu fahren", betont er und verrät: "Ich finde sogar, dass es im Nassen mehr Spaß macht als im Trockenen, vor allem in den Kurven."

Das sieht auch Landsmann Fernando Alonso ganz ähnlich. Wenn man alleine auf der Strecke sei, mache es durchaus Spaß, im Nassen zu fahren. Aber im Verkehr "kannst du nichts sehen", betont auch er und erklärt: "Man fährt komplett blind. Und das kann zu sehr gefährlichen Situationen führen."


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"Das ist etwas, das wir vermeiden wollen", so der Spanier, der über Regen in Spa sagt: "Das Griplevel ist normalerweise in Ordnung. Kein Problem. Aquaplaning sollte auch unter Kontrolle sein, weil wir keinen übermäßigen Regen oder stehendes Wasser erwarten."

"Es geht also nur um die Sicht, das ist das große Fragezeichen", betont er und erklärt, das diese bereits am vergangenen Wochenende in Budapest im nassen ersten Training "grenzwertig" gewesen sei. "Es ist also keine streckenspezifische Sache", betont er.

Verstappen: Ist zuletzt immer schlimmer geworden

Es sei auch kein Problem der hohen Geschwindigkeiten in Spa, denn auch in Budapest sei er "überrascht" von der schlechten Sicht gewesen, obwohl die Geschwindigkeiten dort eher "niedrig" seien. Aber natürlich sei es bei höheren Geschwindigkeiten "schlimmer".

"Es hilft nicht", so Alonso, für den das Problem einfach die aktuellen Bodeneffekt-Autos und die großen Reifen sind. Auch Verstappen erklärt in diesem Zusammenhang: "Ich denke, es ist auch deshalb schlimmer geworden, weil wir auf größere Reifen gewechselt sind."

Auch die aktuellen Autos insgesamt seien größer als früher, "und dadurch ist die Gischt auch größer. Es ist schlimmer als es 2016 war. Aber auch 2016 war es schon schlecht. Ich erinnere mich an das Rennen in Brasilien, wo ich nach dem Boxenstopp hinten war", verrät er.


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Damals habe er auf der Geraden Vollgas gegeben, obwohl er eigentlich nichts gesehen habe. "Wenn da jemand gestanden hätte, wäre ich komplett reingekracht. Es ist schlecht, aber es ist schon sehr lange schlecht. Ich glaube also nicht, dass wir im Moment viel dagegen tun können", so Verstappen.

"Ich denke nicht, dass es wirklich etwas mit der Strecke zu tun hat. Ja, es gibt gefährliche Kurven. Und im nassen ist das Risiko immer größer", zuckt er die Schultern und erklärt pragmatisch: "Wenn man fahren kann, kann man fahren. Und wenn es zu nass ist, ist es zu nass."

Alonso: Sicherheit hat für FIA immer Priorität

Nico Hülkenberg sagt zum Thema Regen: "Hast du zehn Sekunden freie Fahrt, dann geht's. Du hast natürlich eine Gischt, die so steht ein bisschen, aber du siehst [etwas]. Aber wenn du dicht hinter einem anderen Auto fährst, dann siehst du wenig."

"Wir sind in diesem Jahr im Rennen noch gar nicht im Nassen gefahren. 2019 war die Sicht teilweise auch schlecht, aber ich glaube, dass die Gischt bei dieser Generation Autos noch höher steigt und noch intensiver ist. Aber das habe ich noch nicht am eigenen Leib erfahren", so Hülkenberg.

Für die Fans sieht Alonso an diesem Wochenende derweil das Problem, dass ein Sprint ansteht. "Jetzt haben wir zwei Qualifyings und zwei Rennen. Das Risiko [einer Absage] ist also ein bisschen höher als an einem normalen Wochenende", warnt der Spanier.

Denn während die Autos in einem nassen FT2 oder FT3 bei zu viel Regen einfach nicht fahren würden, müsste im Sprint oder dem dazugehörigen Shootout die Rennleitung entscheiden, ob man die Fahrer auf die nasse Strecke lässt oder nicht.

"Unsere Sicherheit hatte für die FIA in den vergangenen Jahren immer Priorität", betont Alonso und erklärt, er habe Verständnis für verärgerte Fans, wenn wegen Regen nicht gefahren werde. "Wir im Auto sind auch frustriert, weil wir spüren, dass der Grip okay ist", versichert er.

Aber wenn man im Auto nichts sehe, dann sei es eben nicht möglich, sicher Rennen zu fahren.

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