AlphaTauri-Schwäche überdeckt: Ricciardo-Ergebnis nicht aussagekräftig?
Daniel Ricciardo machte bei seinem Comeback einen starken Eindruck - allerdings war die Schwäche des AlphaTauri in Ungarn nicht so ausgeprägt wie bisher
(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo zeigte bei seinem Formel-1-Comeback in Ungarn eine solide Leistung. Allerdings glauben die Verantwortlichen bei AlphaTauri, dass die Schwäche des Teams auf dem Hungaroring nicht so stark zum Vorschein kam. Die nun entstandene Erwartungshaltung könnte Ricciardo bei den kommenden Rennen noch schaden.
Ein maßgeblicher Punkt, mit dem Ricciardo-Vorgänger Nyck de Vries zu kämpfen hatte, war die Schwäche des AT04 am Kurveneingang, also ein Problem, das Ricciardo auch während seiner schwierigen Zeit bei McLaren zu schaffen machte. Dennoch fühlte sich der Australier auf Anhieb wohl, was ihm den 13. Platz einbrachte, vor Teamkollege Yuki Tsunoda.
Laut Jonathan Eddolls, dem Leiter der Rennstreckenentwicklung bei AlphaTauri, haben die Eigenschaften des kurvenreichen Hungarorings in Kombination mit den hohen Temperaturen allerdings einige der Schwächen des AT04 überdeckt. Daher bleibt abzuwarten, ob Ricciardo beim Großen Preis von Belgien an die Leistungen anknüpfen wird.
AlphaTauri kennt eigene Schwäche
Der hohe Abtrieb und der Grip der Reifen haben die Schwäche am Kurveneingang ausgeglichen, vermutet Eddolls. "Interessanterweise kamen wir hier mit maximalem Abtrieb und sehr weichen Reifen an", grübelt der Techniker. "Außerdem konnte man sehr niedrige Drücke fahren, einige der niedrigsten in dieser Saison aufgrund der Streckencharakteristik."
Obwohl AlphaTauri einige Upgrades brachte, unter anderem einen überarbeiteten Unterboden sowie neue Front- und Heckflügel, ist die Schwäche am Kurveneingang laut Eddolls noch nicht gelöst.
"Die Updates zielen darauf ab, das Problem zu beheben", sagt Eddolls. "Ich würde nicht sagen, dass wir es behoben haben, auch wenn die Fahrer sich nicht dazu geäußert haben und ich denke, wir verstehen, warum, also ist es weiterhin der Weg, den wir gehen wollen."
Ricciardo bestätigt Vermutung
Ricciardo habe nicht über signifikante Schwächen oder Unzulänglichkeiten beim Verhalten seines Autos berichtet, so Eddolls. Der erfahrene Formel-1-Pilot habe lediglich bestätigt, dass das Team dem Auto mehr aerodynamische Last hinzufügen müsse, um im Mittelfeld Fuß zu fassen.
"Das Positive ist, dass das Feedback, das wir bisher von Daniel bekommen haben, unsere generelle Richtung bestätigt: Wir brauchen mehr Abtrieb", lobte Eddolls. "Er sagte, wie wir alle wissen, dass uns im Vergleich zu den Top-Teams ein wenig Abtrieb fehlt."
"Aber bis jetzt hat er noch keine spezifischen Schwachstellen genannt, denn wir wissen, dass das Auto keine großen Probleme hat", rätselt Eddolls über das weitere Vorgehen der Entwicklung. "Wir brauchen nur etwas mehr Abtrieb, um konkurrenzfähig zu sein."
"Im Rennen eine Menge gelernt!"
Für Ricciardo war vor allem hilfreich, dass er nach seinem frühen zweiten Boxenstopp die freie Fahrt auf der Strecke ausnutzen konnte. "Das war wirklich wichtig", sagt der Australier. "Ich denke, es wäre ein viel entmutigenderes Rennen gewesen und es wären vielleicht noch viele Fragen offen geblieben."
"Einfach die Pace zu haben, die freie Luft zu haben und ein paar Fehler zu machen, daraus zu lernen, zu wissen, was das Auto mag und was nicht", beschreibt Ricciardo die Vorteile der gewählten Strategie. "Ich denke, ich habe eine Menge aus dem Rennen gelernt."
Fotostrecke: Budapest: Die Fahrernoten der Redaktion
Guanyu Zhou (5): Zwei Redakteure hätten ihm für den Startcrash, der unter anderem beide Alpines aus dem Rennen nahm, sogar eine 6 gegeben. Andere rechnen ihm sein starkes Qualifying an und geben trotz der Situation noch eine 4. Im Schnitt landen wir am Ende bei der 5. Fotostrecke
Dass Ricciardo seinen Teamkollegen hinter sich lassen konnte, hat allerdings nur wenig Aussagekraft, denn Tsunoda war nach einer Beschädigung am neuen Frontflügel mit einer älteren Version am Start. "Wir bringen immer nur begrenzte Teile mit", begründet Eddolls. "Und wenn man ihn beschädigt, muss man leider für den Rest des Wochenendes auf die ältere Spezifikation zurückgreifen."
"Der neue Frontflügel ist leistungsfähiger", bestätigt Eddolls und gibt damit eine kleine Begründung, warum der Japaner das Rennen möglicherweise hinter seinem Teamkollegen beendete. "Wir sehen, dass er funktioniert, also hat das Yuki im Rennen sicher nicht geholfen."