Weshalb Charles Leclerc am Funk so patzig rüberkam
Ferrari-Fahrer Charles Leclerc erklärt die Funksprüche beim Formel-1-Rennen in Ungarn und warum der Grand Prix für ihn "insgesamt frustrierend" verlaufen ist
(Motorsport-Total.com) - Mit schroffem Ton kanzelte Charles Leclerc seinen Ferrari-Renningenieur Xavi Marcos Padros beim Formel-1-Rennen in Ungarn ab. Vielleicht, weil er vom Rennverlauf genervt war und ihn die sportliche Situation bei Ferrari enttäuscht? Leclerc selbst nennt nach dem Grand Prix einen ganz anderen Grund.
"Wir hatten so viele Probleme mit dem Funk. Mein Ingenieur versteht bei vier Worten eines nicht, weil wir so große Schwierigkeiten mit dem Funk haben", erklärt Leclerc. "Und deshalb bin ich laut am Funk, weil ich mir Gehör verschaffen muss."
Tatsächlich war der Funkverkehr zwischen Leclerc und dem Ferrari-Kommandostand selbst im Formel-1-Weltsignal mitunter kaum zu verstehen. Einmal fragte Leclerc zum Beispiel konkret nach: "Was genau sollte das gerade heißen?" Und der Renningenieur antwortete, mit Nachdruck in der Stimme, womöglich selbst etwas genervt: "Wir sind dran, okay?"
Leclerc bittet um Verständnis für ihn und sein Team: "Ich wollte einfach sicherstellen, dass mich [mein Renningenieur] nicht falsch versteht. Es ging einfach nur darum, die Sache klarzustellen, weil unser Funk Probleme machte. Und das müssen wir in den Griff kriegen."
Ein verpatzter Boxenstopp und eine Zeistrafe
Doch das ist nur eine von mehreren Baustellen bei Ferrari, wenngleich Leclerc nach Platz sieben in Ungarn betont, es sei schon vieles besser gelaufen als bei früheren Rennen der Formel-1-Saison 2023. O-Ton: "In manchen Rennen haben wir nicht immer das gemacht, was ich wollte, aber dieses Mal schon. Der langsame Stopp aber hat uns zurückgeworfen."
Damit spricht Leclerc den ersten Reifenwechsel an im Rennen, in Runde 17. Er kam zeitgleich mit McLaren-Fahrer Lando Norris an die Box, aber dessen Stopp dauerte fast genau neun Sekunden weniger. Der Grund: Ferrari gelang es nicht, das linke Hinterrad festzuzurren. Der betreffende Mechaniker wich schließlich auf den Ersatz-Schlagschrauber aus, aber damit waren wichtige Sekunden dahin.
Das Ergebnis: Während Norris nach dem Stopp auf P5 lag, wurde Leclerc nur auf P11 geführt. Und es blieb turbulent für den Ferrari-Fahrer, weil er sich auf dem Weg zum zweiten Boxenstopp in Runde 43 auch noch kapital verbremste eingangs der Boxengasse - und dabei das Geschwindigkeitslimit übertrat. Eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe war die logische Konsequenz.
Der frühere Formel-1-Siegfahrer Ralf Schumacher hat dafür kein Verständnis und meint bei 'Sky': "Das sind immer die Sachen, die sich bei ihm aneinanderreihen. Klar, wenn es schlecht läuft, läuft es oft richtig schlecht. Aber das darf in diesem Bereich, wo er da fährt, niemals passieren."
Der einzige Ferrari-Lichtblick ist der Reifenverschleiß
Für Leclerc entwickelte sich der Ungarn-Grand-Prix deshalb zu einem "weiteren schwierigen Wochenende", das nur einen Lichtblick geboten habe: die Ferrari-Pace. Denn der SF-23 habe sich über die Renndistanz "okay" angefühlt, meint Leclerc. "Ich glaube, das Ergebnis ist viel schlimmer als es sich im Auto angefühlt hat."
Gerade der Reifenverschleiß sei "nicht so schlimm" gewesen wie bei anderen Rennen in diesem Jahr, vor allem nicht, "wenn man bedenkt, wie sehr wir gepusht haben", so Leclerc. "Ich will mich da aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, weil man im Auto nicht alles mitbekommt."
Und etwas genervt fügt er hinzu: "Selbst wenn du als Fahrer im Auto das Gefühl hast, du bist gut unterwegs, dann fällt das eigentlich niemandem auf. Sobald du aber schlecht bist, sehen das alle. Das macht es schwierig, aber es gehört dazu."
Er und das Ferrari-Team seien sich dessen bewusst, dass nun ein großer technischer Schritt erfolgen müsse, weil Ferrari in den vergangenen Grands Prix "ins Hintertreffen" geraten sei. "Das hat sich an den jüngsten drei Wochenenden bestätigt", sagt Leclerc. "Vor uns liegt also viel Arbeit und es liegt jetzt an uns, einen ebenso großen Schritt zu machen wie McLaren."