Warum Lance Stroll trotz Behinderung nicht bestraft wurde
Lance Stroll hatte im Qualifying von Ungarn dafür gesorgt, dass Valtteri Bottas seine schnelle Runde abbrechen musste: Warum er trotzdem nicht bestraft wurde
(Motorsport-Total.com) - Auch wenn Lance Stroll seinen Kontrahenten Valtteri Bottas auf dessen schneller Runde behindert hatte und dafür sorgte, dass der Finne seine gezeitete Runde abbrechen musste, wurde er von den Kommissaren beim Qualifying zum Formel-1-Rennen in Ungarn 2023 nicht dafür bestraft. Der Grund ist eine völlig unübersichtliche Situation am Ende von Q1.
Dort hatten sich gleich mehrere Fahrzeuge im Bummeltempo aufgereiht, um sich auf ihre schnelle Runde vorzubereiten. Bottas war bereits auf eben jener und kam mit hohem Tempo an. Dabei musste er sich an einer ganzen Reihe von Fahrzeugen vorbeiquetschen, bevor Stroll vor der letzten Kurve jedoch komplett im Weg stand und Bottas zum Bremsen zwang.
Allerdings musste Bottas alleine in den letzten beiden Kurven an sieben Fahrzeugen vorbei und sagte daher gegenüber den Kommissaren, dass seine Runde bereits beeinträchtigt war, bevor er auf den Aston Martin traf, der die Situation des Finnen jedoch noch verschlimmert habe.
Aber: Sowohl Bottas als auch ein Teamvertreter von Alfa Romeo gaben an, dass sie nicht der Ansicht sind, dass Stroll die alleinige Schuld an der Behinderung trage.
Stroll hatte nach Kurve 13 hinter George Russell (Mercedes) plötzlich nach rechts gezuckt, weil hinter ihm Lando Norris (McLaren) aufgetaucht war, der sich links an ihm und Russell vorbeiquetschte. Weil anschließend auch Pierre Gasly (Alpine) mit etwas höherem Tempo in Richtung Russell gefahren war, konnte Stroll die Ideallinie nicht mehr verlassen und sich hinter den Briten setzen, als Bottas kam.
In der Begründung der Kommissare liest sich das so: "Auto 18 (Stroll; Anm. d. Red.) versuchte, die Ideallinie zu verlassen, wurde aber daran gehindert, da sich links von ihm Auto 10 (Gasly) befand, der sich Auto 63 (Russell) näherte, und währenddessen näherte sich Auto 77 (Bottas) von rechts."
"Etwa zur gleichen Zeit wurden Auto 63 und eine Reihe anderer Fahrzeuge von Auto 4 (Norris) links überholt. Dies alles hatte zur Folge, dass Auto 18 auf der Ideallinie bleiben musste und Auto 77 seine Runde abbrechen musste", so die Kommissare.
Daher wurde Bottas zwar nach Ansicht der Kommissare behindert, allerdings steht in Artikel 37.5 des Sportlichen Reglement geschrieben, dass ein anderes Auto "nicht unnötig" behindert werden darf.
"In Anbetracht der Situation auf der Strecke und der Tatsache, dass der Fahrer und der Teamvertreter von Auto 77 der Meinung waren, dass kein einzelner anderer Fahrer unnötig behindert hat, haben wir entschieden, dass keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden."
Stroll durfte seinen 14. Startplatz behalten, der trotzdem nicht den Ansprüchen des Kanadiers genügt. Er ärgert sich vor allem, dass ihm in Q2 eine Zeit aufgrund von Tracklimits in Kurve 12 gestrichen wurde. "Das ist ein bisschen frustrierend", hadert er.
Verstehen kann er es nicht: "Ich denke, ich war innerhalb. Ich habe in den Bildern nicht gesehen, wo ich draußen gewesen sein soll", so der Aston-Martin-Pilot. Allerdings hätte die Zeit von 1:17.861 Minuten auch nicht für den Einzug in Q3 gereicht. Lediglich eine Position gegen Daniel Ricciardo hätte er noch gewonnen.