• 23. Juli 2023 · 16:42 Uhr

Ungarn: Verstappen gewinnt, Perez stürmt mit Aufholjagd aufs Podium!

Keine Chance für Polesetter Lewis Hamilton: Max Verstappen gewinnt den Grand Prix in Budapest vor Lando Norris und Sergio Perez

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat den Grand Prix von Ungarn 2023 am Hungaroring gewonnen und damit einen historischen Rekord aufgestellt. Denn für Red Bull war es der zwölfte Sieg hintereinander - womit die alte McLaren-Bestmarke von 1988 (elf Siege) Geschichte ist.

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Max Verstappen war nicht zu stoppen: Auch die McLarens konnten sein Tempo nicht mithalten Zoom Download

Verstappen gewann das Rennen in der Nähe von Budapest vor Lando Norris (McLaren) und seinem Teamkollegen Sergio Perez (Red Bull).

"Ich erinnere mich dran, wie ich als junger Kerl die Siege von Alain Prost und Ayrton Senna gesehen habe", freut sich Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Das war ein unglaubliches Team, und Ron Dennis ein unglaublicher Teamchef. Dass wir das jetzt verbessert haben, ist schwer zu glauben."

Vierter wurde Lewis Hamilton (Mercedes), Fünfter Oscar Piastri (McLaren), gefolgt von Charles Leclerc (Ferrari), George Russell (Mercedes), Carlos Sainz (Ferrari), Fernando Alonso und Lance Stroll (beide Aston Martin).

Nico Hülkenberg (Haas) konnte seinen zehnten Startplatz im Rennen erwartungsgemäß nicht halten und fiel im Rennen auf Platz 14 zurück. Die Probleme sind bekannt: "Sobald wir anfangen zu pushen, fängt das Auto an zu rutschen und wir zerstören unsere Reifen."

Kleine Randnotiz: Verstappen fährt am Sonntagabend trotzdem ohne Pokal nach Hause. Denn bei der Siegerehrung war Norris mit seiner Champagnerflasche etwas zu enthusiastisch und brach Verstappens Trophäe aus dem berühmten Herend-Porzellan ...

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Wie sehr musste sich Verstappen anstrengen?

Mit abgeschlossener 19. Runde gab's zum ersten Mal eine Red-Bull-Doppelführung im Grand Prix. Verstappen (1.), Perez (2.) und Russell (6.) waren die einzigen Fahrer, die noch nicht gestoppt hatten. Verstappen kam dann in Runde 23, Perez in Runde 24 und Russell gar erst in Runde 28 zum Stopp.

Verstappen war nach dem gewonnenen Start im Grunde nie gefährdet. Nach 13 Runden hatte er 5,1 Sekunden Vorsprung auf Piastri. Zur Halbzeit des Rennens lag er schon mehr als zehn Sekunden vor Norris. Und man hatte nicht das Gefühl, dass er dafür ans Limit gehen musste. Von Handlingproblemen wie im Qualifying weit und breit nichts zu sehen.

In Runde 53 sicherte er sich mit frischen Mediumreifen auch noch den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde. Da hatte er 13,8 Sekunden Vorsprung auf Norris und 21,3 auf Perez - und Zeit, sich mit den kleinen Problemen des Rennfahrerlebens auseinanderzusetzen, etwa den Gummiabrieb neben der Ideallinie in Kurve 1. "Dauert eine ganze Runde, das wieder runterzukriegen", meckerte er.

Es sollte die letzte Sorge seines Arbeitstags bleiben: "Wir hatten endlich mal einen guten Start. Daran haben wir hart gearbeitet", sagt Verstappen. Die Balanceprobleme am Samstag seien "heute vielleicht ganz gut gewesen. Das Auto war mit jedem Reifen gut und wir hatten kaum Verschleiß. Darum hatten wir so einen großen Vorsprung."

Wer waren Gewinner und Verlierer des Starts?

Der große Verlierer war Hamilton. Der Polesetter kam etwas schlechter weg und verlor im Kampf gegen Verstappen um die erste Kurve auch noch zwei Plätze gegen beide McLarens. Piastri schlüpfte ausgangs Kurve 1 innen durch, gegen Norris musste Hamilton vor Kurve 4 zurückziehen. "Tut mir leid, Jungs", meldete er sich danach am Boxenfunk.

Später erklärte er den Start so: "Ich traf den Kupplungspunkt, hatte aber trotzdem durchdrehende Räder. Letztendlich spielte es eh keine Rolle, denn ich wäre sowieso nicht schnell genug gewesen, um das Tempo mitzugehen."

Ebenfalls großer Verlierer: Alpine. Das französische Team verlor beide Autos in der ersten Runde. Guanyu Zhou (Alfa Romeo) schubste nach einem völlig verkorksten Start Daniel Ricciardo (AlphaTauri) von hinten in den Alpine von Esteban Ocon rein, der ins Schleudern kam und dabei ausgerechnet seinen Teamkollegen Pierre Gasly abräumte.

Eine unglückliche Kettenreaktion, ausgelöst von Zhou. Der lag ohnehin schon nur noch an 16. Position, als er für das Verursachen der Kollision mit einer Fünfsekundenstrafe belegt wurde.

"Über manche Dinge im Leben hast du keine Kontrolle", seufzt Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer. "Beide Fahrer hatten einen guten Start. Pierre war schon Zehnter. Ist einfach Pech. Schade, denn wir haben uns die Simulationen schon angeschaut und glauben, dass wir eine gute Chance gehabt hätten, beide Autos in die Punkte zu bringen."

Größter Gewinner den Positionen nach war Yuki Tsunoda (AlphaTauri), der sich von P17 auf P11 verbessern konnte. Und Sainz schob sich von P11 auf P6. Möglicherweise auch, weil er einer von nur drei Fahrern war, die auf den weichsten Reifen losfuhren (neben Stroll und Tsunoda).

Wie kam Norris an Piastri vorbei?

Aufgrund des hohen Reifenverschleißes begannen die Boxenstopps extrem früh. Alexander Albon (Williams) war in Runde 8 der Erste, der regulär die Reifen wechselte. Interessant auch: Bei der ersten Serie wechselte das gesamte Feld geschlossen auf die härteste Gummimischung von Pirelli. Kein Wunder bei Asphalttemperaturen, die um 20 Grad höher waren als im Freitagstraining.

Norris kam eine Runde früher als Piastri zum Stopp und ging so am Australier vorbei, obwohl der von seiner Crew in sagenhaften 2,0 Sekunden Standzeit abgefertigt wurde. Danach konnte sich Norris etwas von Piastri absetzen. Bis Runde 28 baute er den Vorsprung auf 3,5 Sekunden aus.

Bei seinem zweiten Stopp in Runde 42 durfte Piastri dann vor Norris reinkommen. Damit konnte er den "Undercut" vom ersten Stopp aber nicht korrigieren, weil er bis dahin schon acht Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen ausgefasst hatte.

Seinem Team macht Piastri keinen Vorwurf: "Lando kam 30 Sekunden vor mir ins Ziel. Da spielt der Undercut im Nachhinein betrachtet keine große Rolle. Wir müssen uns anschauen, warum ich so große Probleme mit den Reifen hatte. Wahrscheinlich muss ich bei diesen Rennen mit hohem Abbau und vielen Boxenstopps einfach noch was dazulernen. Das ist mir heute nicht gut gelungen."

In Runde 48 fuhr Piastri, dessen Tempo jetzt dramatisch einbrach, hinter Hamilton zurück. Offenbar waren Piastris Mediumreifen am Limit: "Wir müssen jetzt unser Bestes geben, diesen Reifen wieder zu erholen", funkte ihm sein Renningenieur durch - mit dem Ziel, wenigstens die beiden Ferraris in Schach zu halten.

Auch bei Ferrari gab's teamintern einen Positionswechsel. Der hatte allerdings andere Gründe. Leclerc stand beim ersten Boxenstopp fast zehn Sekunden. Als bis auf Russell alle ihren ersten Stopp absolviert hatten, lag Leclerc nur noch an achter Stelle, im Windschatten von Sainz, der ihn um zwei Runden "undercuttet" hatte.

Beim zweiten Stopp gelang Leclerc der "Undercut-Konter" gegen Sainz. Und Sainz konnte seine Position in weiterer Folge auch gegen Russell nicht verteidigen, dessen Reifen im Finish um zwei Runden frischer waren. So kam Leclerc als Sechster und Sainz als Achter ins Ziel.

Warum lief's für Mercedes nicht besser?

Das Mercedes-Team erlebte zwei sehr unterschiedliche Rennen. Während sich Russell nach dem Aus in Q1 auf P6 verbessern konnte, fiel Hamilton von der Pole auf Rang 4 zurück. Am Ende fehlten 40 Sekunden auf den Sieg und eineinhalb auf das Podium.

"Das Einzige, was heute gut war, war Georges Fahrerei. Alles andere müssen wir uns anschauen", ärgert sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Interview mit 'Sky'. "Ich glaube, wir haben heute ein Podium verloren. Mit dem Qualifying gestern vielleicht zwei Podien."

Denn: Wolff glaubt nicht, dass Mercedes den Speed über Nacht verloren hat. Er ist überzeugt, dass das Rennen anders ausgegangen wäre, hätte Hamilton einen besseren Start erwischt: "Ich glaube, wir hatten das zweitschnellste Auto. Nur Max war schneller. Aber wir haben das Potenzial nicht abgerufen", sagt der Österreicher.

Eine Einschätzung, der Norris zustimmt: "Das Manöver in der ersten Runde war entscheidend. Sonst wäre ich nicht an Lewis vorbeigekommen und wahrscheinlich nicht aufs Podium gefahren. Der Mercedes ist schneller und hat den besseren Reifenverschleiß als wir."

Wie gelang Perez seine Aufholjagd?

Perez fuhr, von Platz 9 kommend, einen langen ersten Stint und gewann so Trackposition, und dann einen kurzen zweiten, um die vor ihm liegenden Gegner per "Undercut" unter Druck zu setzen. Als er in Runde 47 an Piastri vorbeiging, lag er erstmals auf Podiumskurs. Auch wenn Piastri meckerte: "Er hat mir nicht viel Platz gelassen." Die Rennleitung sah das anders und vergab keine Strafe.

20 Runden vor Schluss lag Perez 8,4 Sekunden hinter Norris an dritter Stelle, mit den um zwei Runden älteren Mediumreifen als der McLaren-Fahrer. Als der Vorsprung nur noch sechs Sekunden betrug und Norris das durchgegeben wurde, reagierte der unter Anspannung genervt: "Jaja, ich weiß. Ich pushe ja, Freundchen!"

Ein paar Runden später, jetzt betrug Norris' Vorsprung nur noch 3,5 Sekunden, lagen seine Nerven endgültig blank. Als er beim Überrunden von Yuki Tsunoda (AlphaTauri) nicht sofort durchgelassen wurde, meckerte er schon wieder: "Die müssen aus dem Weg gehen. Für die geht's doch um nichts!"

Doch in der Schlussphase hatte auch Perez sein Pulver verschossen und gab sich mit Platz 3 zufrieden. Und Norris war mit P2 zufrieden: "Wenn Max nicht ausfällt, sind die einfach zu schnell für uns. Aber wir sind sehr happy mit unseren Fortschritten. Vor vier, fünf Rennen sind wir noch in Q1 ausgefallen. Jetzt kämpfen wir um Poles und Podestplätze. Unsere Zeit wird noch kommen."

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