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Formel-1-Fahrerlager: Reaktionen auf Reifenformat weitgehend negativ
Die "Alternative Tyre Allocation" von Pirelli beim Formel-1-Grand-Prix von Ungarn erntet Kritk: Format verbessern oder ganz sein lassen?
(Motorsport-Total.com) - Das in Ungarn neu ausprobierte Reifenformat im Qualifying erntet im Formel-1-Fahrerlager weitgehend Kritik. Im Q1 waren die Piloten verpflichtet, den harten Reifen, in Q2 den Medium- und in Q3 den Soft-Reifen zu verwenden. Während die Teamchefs noch unschlüssig über die neuen Regeln sind, herrscht bei den Fahrern Einigkeit.
"Natürlich ist es auf der härteren Mischung wahrscheinlich auch einfacher, sich zu verbremsen, weil man weniger Grip hat", erklärt Max Verstappen. "Wahrscheinlich waren also viele Leute noch nicht ganz bei der Sache, aber ich weiß nicht, ich mag das normale Format. Ich glaube nicht, dass es daran etwas auszusetzen gibt."
"Und ich denke, wenn man Autos hat, die sehr eng beieinander liegen, wie jetzt in Q3 auf Soft-Reifen, dann war das wahrscheinlich immer noch am aufregendsten, und das kann man auch in Q1 und Q2 auf Soft-Reifen haben", so der Niederländer.
Weniger Reifensätze der größte Knackpunkt
Der größte Kritikpunkt ist dabei sogar nicht das eigentliche Qualifyingformat, sondern die Tatsache, dass dies mit einer Reduzierung der Reifensätze von 13 auf 11 für das Wochenende einhergeht. Die Sorge war groß, dass am Freitag in den Trainings nicht viel gefahren werden würde, da man Reifen für das Rennen sparen muss.
"Ich denke, wir hatten Glück, dass es am Freitag geregnet hat, denn sonst wäre kaum jemand rausgegangen und hätte viele Runden gedreht", meint Lando Norris von McLaren. "Also denke ich, wir haben die beste Version dessen gesehen, was es sein kann."
"Aber es ist ziemlich verwirrend, wie die Dinge ablaufen können. Manche Reifen muss man nicht benutzen, man kann bestimmte Reifen sparen. Es gibt also bestimmte Regeln, die wir beibehalten sollten, um es für die Fans einfacher zu machen. Das verwirrt mich manchmal, so wie es ist."
Hamilton: Dürfen die Fans nicht vergessen!
Polesetter Lewis Hamilton fügt hinzu: "Ich meine, die Leute haben gesagt, dass wir die alternative Reifenwahl kritisiert haben. Aber ich denke, es ging mehr darum, sich der Fans hier bewusst zu sein. Wenn wir nur einen Satz in der Session haben, haben wir weniger Fahrzeit, und schon als sie vor vielen Jahren die Regeln geändert haben, wo wir nur zwei Sets in der Session haben, führt das nicht zu viel Racing und wir haben auch weniger Zeit auf der Strecke."
Fotostrecke: Top 10: Die knappsten Formel-1-Qualifyings seit 2000
10. Japan 2000, Michael Schumacher vor Mika Häkkinen - 0,009 Sekunden: Im Duell der beiden Erzrivalen hat Schumacher 2000 die besseren Karten. Nach der engen Poleposition am Samstag siegt er auch im Rennen vor dem McLaren-Piloten und krönt sich damit erstmals für Ferrari zum Weltmeister. Fotostrecke
"Ich bin mir also nicht sicher, ob das für den Freitag unbedingt das Beste war, um für Unterhaltung zu sorgen, aber [im Qualifying] war es eindeutig großartig. Es war großartig, in der ersten Session auf der Hard zu starten und dann auf die Medium zu wechseln, in dieser Hinsicht habe ich das Qualifying generell genossen. Und ich denke, wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, ist es nicht genug, nur einen oder zwei Reifensätze wegzunehmen."
"Jedes Wochenende werden eine Menge Regenreifen weggeworfen, jedes einzelne Wochenende", moniert Hamilton. "Wir müssen uns also Gedanken machen. Ich meine, wir müssen wirklich herausfinden, wie wir sicherstellen können, dass das nicht passiert. Ich würde sagen, dass wir in Sachen Nachhaltigkeit noch eine Menge tun können."
McLaren sieht positive Aspekte
McLaren-Teamchef Andrea Stella betont jedoch die positiven Aspekte des neuen Formats: "Ich persönlich fand das Format interessant, vor allem, was das Qualifying angeht, denn es gibt ein Element der Anpassungsfähigkeit, das man aus Sicht des Fahrers und aus Sicht des Teams haben muss", erklärt er.
"Aufgrund der Anzahl der Reifen, die man zur Verfügung hat, haben die meisten Teams die harten Reifen erst in Q1 angefasst. Es geht darum, wie wir das Beste aus dieser Gelegenheit herausholen können, anstatt zu denken, dass dies ein Problem ist. Es ist ein Problem, das alle teilen. Wo liegt also der Wettbewerbsvorteil, den wir erzielen können? In diesem Sinne fand ich die Sache interessant."
"Aber wir haben zu wenig Reifen [im Training]", fügt er hinzu. "Aber das ist an sich schon positiv, weil wir aus Gründen der Nachhaltigkeit mit weniger Reifen ins Rennen gehen können. Ich habe selbst nicht unbedingt die Antwort darauf, aber ich denke, dass es eine gute Richtung ist, weniger Reifensätze zu haben. Es gibt also einige Optimierungen, die wir anwenden können."
Toto Wolff: "Habe eine klare Meinung"
Mercedes-Teamchef Toto Wolff spricht sich dafür aus, das Beste aus beiden zu vereinigen, d.h. die festgelegte Reifenwahl im Qualifying verbunden mit 13 Reifensätzen für das Wochenende, um den Fans mehr Streckenzeit zu bieten.
"Ich habe eine klare Meinung zum Freien Training", sagt er. "Ich finde, da funktioniert es nicht, weil wir uns einfach mit den Reifen so einschränken. Dabei wollen wir für die Fans, die an der Strecke sind, so viele Runden wie möglich fahren."
"Die Show im Qualifying kann ich nicht richtig einschätzen. Heute war es ganz gut. Vielleicht können wir irgendwie das Beste aus beiden Welten kombinieren: mehr Fahrzeit am Freitag, aber trotzdem eine verpflichtende Reifenwahl am Samstag."
Ist das der Grund für das neue Reifenformat?
Zwar hat Pirelli bereits früh in der Saison festgelegt, dass das Reifenexperiment in Imola und Ungarn stattfinden wird, doch Formel-1-Experte Ralf Schumacher bringt noch eine andere Theorie mit ins Spiel, warum der Test ausgerechnet in Ungarn stattfand, wie er in einem Video auf dem YouTube-Kanal von 'Formel1.de' erklärt hat.
"Ich glaube es fast, weil man sagt Sustainability. Aber ein oder zwei Satz Reifen mehr weiß ich nicht", so Schumacher. "Da sollte man lieber die Heizdecken weglassen. Ich glaube, dass würde mehr Sinn machen. Ich glaube ja fast, weil es ist eine neue Konstruktion geboren worden und die muss irgendwo hergestellt werden, die muss auch 3 bis 4 Wochen lagern. Ich habe fast das Gefühl, dass vor der Sommerpause die Reifen ein bisschen zu Neige gehen."
Zudem ist Schumacher auch kein großer Fan des Reifenexperiments. Auf die Frage, ob es der Show nützt, meint er: " Ich finde nicht. Und vor allem man sollte nicht zu viel reinregeln."
"Ich meine, wir haben kaum noch Testfahrten. Die jungen Fahrer kriegen eh schon keine realistische Chance mehr, in die Formel 1 zu kommen. Man sieht das ja immer. Nichts gegen Fernando Alonso, aber klar, super Performance, aber mit über 40 noch in der Formel 1, wo man sich auch einfach teilweise nicht traut, neue Leute reinzuholen."
"Ricciardo kriegt jetzt wieder eine Chance, was mich freut. Er ist sicherlich ein Asset von seiner Persönlichkeit her, aber trotzdem, wofür investiere ich heute noch 15 Millionen in meine Karriere, wenn ich nachher eh nicht in die Formel 2 von der Formel 2 in die Formel 1 komme? Siehe den letzten Sieger, der hier als Ersatzfahrer rumsteht."