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Longrun-Analyse Ungarn: Alfa Romeo vor Max Verstappen an der Spitze!
Steht beim Großen Preis von Ungarn 2023 eine große Überraschung bevor? Max Verstappen hat einen neuen Konkurrenten, doch wie repräsentativ ist das ganze?
(Motorsport-Total.com) - Aston Martin, Ferrari, McLaren oder Mercedes? Was wurde nicht vor dem Formel-1-Wochenende in Ungarn alles darüber diskutiert, wer Max Verstappen auf der speziellen Strecke in Ungarn vom Thron stoßen könnte. Mit Alfa-Romeo-Pilot Valtteri Bottas hat aber wohl keiner gerechnet.
© Motorsport Images
Valtteri Bottas konnte in den Longruns in Ungarn ein Ausrufezeichen setzen Zoom Download
Schaut man sich die Longrun-Daten vom Freitag genauer an, dann war tatsächlich der Finne im Schnitt der schnellste Pilot auf der Strecke, wenn man Faktoren wie unterschiedliche Reifenmischungen, die Trackevolution sowie unterschiedlich lange Stintlängen herausrechnet, um eine möglichst gute Vergleichbarkeit zu schaffen.
Mit einer durchschnittlichen bereinigten Zeit von 1:23.368 verwies Bottas Verstappen auf Rang zwei, dem im Schnitt 7 Hundertstel pro Runde fehlten. Guanyu Zhou im zweiten Alfa Romeo fuhr im Schnitt die drittbeste Zeit (+0.11), ehe danach die beiden McLaren-Piloten folgen (Norris +0.24, Piastri +0.27).
Die starke Pace des Schweizer Teams lief etwas unter dem Radar, obwohl Bottas und Teamkollege Guanyu Zhou bereits auf eine schnelle Runde die beachtlichen Plätze 7 und 9 belegten. Hätte Bottas jedoch seine besten Sektoren zusammenbekommen, wäre er 4. geworden mit etwa 2 Zehnteln Rückstand auf Charles Leclercs Tagesbestzeit.
"Wir haben nur Medium verwendet und damit scheint das Auto gut funktioniert zu haben", freut sich der 33-Jährige. "Das Auto war am Freitag wirklich konstant. Das war positiv, denn so kannst du in den Kurven attackieren. Das ist ein Muss hier auf dieser Strecke."
Ist die Alfa-Romeo-Pace realistisch?
Wer jedoch glaubt, dass Alfa Romeo nun der große Favorit für das Rennen in Ungarn ist, der dürfte am Rennsonntag enttäuscht werden. Nicht nur legten die beiden Alfa Romeos relativ kurze Stints von 7, respektive 8 repräsentativen Runden hin, was eine Einschätzung der Pace erschwert, sondern auch der Reifenverschleiß am C43 war im Vergleich zu den restlichen Teams sehr groß. Gut möglich also, dass Alfa Romeo bei längeren Stints am Sonntag gegen Ende die Luft ausgehen wird.
Zudem ist auch Max Verstappens Leistung schwer einzuschätzen. Der Niederländer fuhr gerade einmal 5 repräsentative Runden und das auch noch auf dem weichen C5-Reifen, was eine Vergleichbarkeit ferner erschwert, da nur die beiden Ferraris und AlphaTauris den gleichen Reifensatz verwendeten. Dennoch sollte Alfa Romeo am Wochenende eine gute Rolle spielen können, wenn die heißeren Bedingungen am Samstag und Sonntag dem Auto ebenfalls liegen sollten.
Neben dem Schweizer Team konnte auch McLaren aufhorchen lassen. Nicht nur waren die beiden Piloten schnell unterwegs, sondern auch beim Reifenmanagement hat sich der MCL60 gut geschlagen. Möglicherweise winkt da das nächste Podium am Sonntag.
Mercedes nur 7. Kraft! Was ist da los?
Hinter dem Team aus Woking wird es dann aber ziemlich eng. Vierte Kraft im Longrun war Alpine mit Pierre Gasly (+0.35), dicht gefolgt von Ferrari und Aston Martin (beide +0.36). Größere Probleme hatte dafür Mercedes, die nur 7. Kraft mit einem Rückstand von fast einer halben Sekunde pro Runde auf Valtteri Bottas waren.
Allerdings haben die Topspeedmessungen gezeigt, dass dem W14 im Longrun im Schnitt 7,5 km/h auf das schnellste Team auf den Geraden fehlten, Alpine. Wenn man bedenkt, wie kurz die Start- und Zielgerade auf dem Hungaroring ist, könnte man vermuten, dass die Silberpfeile in Sachen Motorenleistung etwas weniger gezeigt haben.
George Russell hat zudem einen anderen Grund festgemacht: "Wir sind offensichtlich ein ganz anderes Programm als alle anderen gefahren, denn wir haben durchgehend nur einen Reifensatz verwendet. Es war auch ein Satz gebrauchter Reifen aus dem ersten Training", erklärt der Brite. "Die Rundenzeiten sind also nicht wirklich aussagekräftig, und ich bin sicher, dass es morgen besser sein wird. Aber wir konzentrieren uns immer noch auf den Versuch, uns zu verbessern."
Teamkollege Lewis Hamilton zieht hingegen ein ernüchterndes Fazit nach dem Trainingstag in Budapest: "[Das Auto] hat sich nicht gut angefühlt", sagt er. "Es fühlte sich so schlecht wie noch nie an."
Reifenverschleiß-Horror: Haas geht komplett unter
Während nach Mercedes mit einem knappen Rückstand noch Williams und AlphaTauri kommen, ist ein Team komplett abgeschlagen: Haas. Dabei ist der Abstand gravierend. Während die ersten neun Teams innerhalb von fünfeinhalb Zehnteln pro Runde liegen, fehlt dem amerikanischen Team eine halbe Sekunde pro Runde auf den Vorletzten! Und der Rückstand wäre noch viel größer, wenn man die unterschiedlichen Stintlängen nicht bereinigen würde.
Besonders der Reifenverschleiß war wieder ein Thema. Nico Hülkenberg startete seinen Stint auf dem Medium-Reifen mit einer 1:23.963, verschlechterte sich jedoch bis auf eine 1:26.085 in Runde 17 seines Stints. Keiner hatte so große Probleme wie Haas, denn auch Kevin Magnussens Stint auf den harten C3-Reifen war alles andere als vorzeigbar.
Die Reifen werden dabei wohl das Hauptthema des restlichen Wochenendes werden, denn mit den stark steigenden Temperaturen am Samstag und Sonntag sollte der Reifenverschleiß eher schlechter als besser werden. Dass Pirelli für Ungarn die weichste Reifenauswahl (C3 bis C5) getroffen hat und ein neues Qualifyingformat dafür sorgt, dass die Fahrer statt 13 nur noch 11 Sätze über das komplette Wochenende zur Verfügung haben, wird den Teams Kopfschmerzen bereiten.
Zwei, drei oder sogar vier Stopps am Sonntag?
Rechnet man die Longrun-Daten für das Rennen hoch, dann sind in der Theorie vier Stopps der schnellste Weg ins Ziel und damit etwa 15 Sekunden schneller als eine Dreistoppvariante. Da die Teams aber nur so wenig Reifen zur Verfügung haben und das Überholen in Ungarn als schwer gilt, sind vier Stopps sehr unwahrscheinlich.
Im Gegensatz dazu könnte eine Dreistoppvariante mit jeweils zweimal Medium und Hard eine realistische Variante sein. Besonders den harten Reifen haben die Teams in den Longruns vermieden, um für den Sonntag noch genug übrig zu haben. Dennoch hat sich gezeigt, dass auch der weiche C5-Reifen mit viel Sprit gar nicht so schlecht ist, wie man vor dem Wochenende gedacht hätte, jedoch ist es fraglich, ob er auch bei heißeren Temperaturen noch so funktioniert.
Fotostrecke: Formel-1-Technik: Das Ungarn-Update des Red Bull RB19
Red Bull hat dem dominanten RB19 zum Ungarn-Grand-Prix noch einmal auf die Sprünge geholfen. An mehreren Stellen wurden Änderungen vorgenommen. Fotostrecke
Eine Zweistoppstrategie ist ebenfalls nicht ganz auszuschließen, wenn man die Reifenproblematik bedenkt. In der Hochrechnung wären zweimal Hard und einmal Medium jedoch über 20 Sekunden langsamer als die Dreistoppstrategie über die komplette Renndistanz.
Kommt am Ende doch alles anders?
Auf die Goldwaage sollte man die Freitagsdaten jedoch nicht legen. Zum einen haben die Teams sehr unterschiedliche Programme abgespult, einerseits um Reifen zu sparen und andererseits, weil das erste Freie Training buchstäblich ins Wasser fiel. Und zum anderen werden sich die Streckenbedingungen für das restliche Wochenende stark ändern, was das Kräfteverhältnis noch einmal auf den Kopf stellen könnte.
Wer jedoch noch mehr Informationen über die Freitagsdaten haben möchte, inklusive einer ersten Einschätzung der Pace von Daniel Ricciardo sowie tiefergreifende Analysen zum Reifenverschleiß, der ist auf dem YouTube-Kanal von 'Formel1.de' bestens aufgehoben, wo Datenexperte Kevin Hermann und Chefredakteur Christian Nimmervoll in einem Video ihre Einschätzungen zum Trainingsfreitag abgegeben haben.