"Ungarn wird schwieriger" - Silverstone für McLaren nur ein Strohfeuer?
Vom Mittelfeld zum Top-Herausforderer hieß es für McLaren dank Updates in Silverstone - In Ungarn wird's aber wieder schwierig, meint Teamchef Andrea Stella
(Motorsport-Total.com) - Das neue Paket bei McLaren deutete schon in Spielberg bei Lando Norris sein Potential an, in Silverstone gingen die Papayas dann beim Heimrennen mit den Plätzen zwei und vier durch die Decke. Teamchef Andrea Stella drückt dennoch die Erwartungshaltung für die verbleibenden beiden Rennen vor der Sommerpause.
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Ein McLaren führt - dieses Bild soll laut Andrea Stella wieder zur Gewohnheit werden Zoom Download
"Ich denke, es gibt erhebliche Gemeinsamkeiten zwischen Österreich und Silverstone, vor allem die hohe Dichte an Kurven, von denen wir wissen, dass unser Auto dort gut funktioniert. Und Bedingungen wie in Silverstone sind hilfreich, weil sie die Reifen nicht überhitzen, was auch etwas ist, woran wir noch zu arbeiten haben", sagt der Italiener.
Genau diese Stärken kann der britische Rennstall auf dem winkligen Hungaroring aber nicht anwenden. Die Strecke nahe Budapest wird auch als das Monaco ohne die Mauern bezeichnet.
Mit Logik zum Erfolg
"In gewisser Weise freuen wir uns auf Ungarn, um umfassender zu prüfen, wo wir wirklich stehen. Es gibt dort nicht so viele hohe Geschwindigkeitszonen. Es ist eher eine Strecke, auf der niedrige und mittlere Geschwindigkeiten dominant sind. Außerdem kann es dort heiß werden, was wiederum ein weiteres Testgebiet für uns ist", ist sich Stella über die deutlich abweichende Herausforderung im Klaren.
Stella macht zudem klar, dass das unerwartet gute Ergebnis beim Heimspiel keinen Einfluss bei der Herangehensweise bewirkt hat: "Unser Ansatz war immer, dass wir in der Entwicklung so hart wie möglich vorgehen müssen, aber mit einer Logik mit klarer Richtung, und dann werden wir sehen, wo wir landen."
Das jetzige Szenario wurde aber erst für das Saisonende erwartet: "Unsere vernünftige Erwartung war, dass wir am Ende der Saison mit den vier schnellsten Teams kämpfen könnten. Daher ist es in gewisser Weise eine Überraschung, dass wir uns jetzt in dieser Situation befinden, aber wir werden sehen, wie sich die Dinge später entwickeln."
Stella will mit McLaren bald um Siege kämpfen
Für das Traditionsteam aus Woking ist aber klar, dass Podiumsplätze bereits kurzfristig sehr wohl Teil der Planungen sind. "Natürlich erwarten wir, dass McLaren in der nächsten Saison um Podiumsplätze kämpfen kann. Und um Siege in der darauffolgenden Saison", erklärt Stella.
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Das Rennen geht derweil nicht nur auf der Strecke weiter, sondern auch in den Fabriken. Obwohl es bis zur Sommerpause nur noch zwei Grands Prix sind, bringen die Teams weiterhin Updates im Chassis- und Aerodynamikbereich. Auch McLaren hat in Ungarn etwas im Angebot. Wir haben einige weitere Updates, die uns helfen werden, unsere Pace im Rennen zu verbessern. Diese werden für beide Fahrer verfügbar sein."
Bereits bei der Fahrzeugpräsentation im Februar kündigte McLaren an, ein komplett neues Konzept zu entwickeln. Das sorgte in der Außenwelt für reichlich Stirnrunzeln, denn es hörte sich wie eine Bankrotterklärung an. Doch der Erfolg mit der komplett runderneuerten B-Version gibt diesem radikalen Ansatz Recht.
Norris sieht McLaren in manchen Bereichen fast auf Red-Bull-Niveau
Stella freut sich ebenfalls über den gelungenen zweiten Versuch am Reißbrett: "Wir haben nun sozusagen die Leistung freigeschaltet und durch Iterationen sehen wir immer wieder, dass die aerodynamische Entwicklung recht effektiv ist. Auch nach Ungarn wird noch einiges kommen."
Im Cockpit erleben darf den Aufschwung Lando Norris. Im Gegensatz zum frustrierenden Saisonbeginn in Bahrain, als McLaren das langsamste Fahrzeug im Feld war, läuft es jetzt so richtig: "Wir sind bei hohen Geschwindigkeiten sehr, sehr konkurrenzfähig. Fast auf Augenhöhe mit dem, was Red Bull erreichen konnte. Ich würde sogar sagen, dass wir im mittleren Geschwindigkeitsbereich wie in Kurve 15 hier in Stowe nahe daran sind, das beste Auto in der Startaufstellung zu sein."
Schwächen gibt es laut dem 24-Jährigen aber weiterhin - zum Beispiel in langsamen Kurven, wovon es auf dem Hungaroring einige gibt. "Das Auto ist ziemlich schrecklich in den langsamen Kurven, extrem schwierig zu fahren", erklärt Norris.
"Leute werden sagen: Wie kann es auf einmal so schlecht sein?"
Er sieht speziell für die Zeit nach der Sommerpause eine schwierige Zeit: "Wir werden in nächster Zeit auf ein paar Strecken fahren, wo die Leute sicher sagen werden: 'Was habt ihr denn jetzt gemacht? Wie kann es auf einmal so schlecht sein?'"
Norris bleibt Realist und macht wie Stella einige für sein Team günstige Außenfaktoren für die sensationelle Leistung in Silverstone verantwortlich. Beim Großen Preis von Ungarn könnten diese aber ausbleiben.