McLaren-Upgrade weckt Interesse von Mercedes: "Müssen wir uns anschauen!"
Mit dem neuen Upgrade hat McLaren in Silverstone einen großen Fortschritt gemacht - das weckt das Interesse der Konkurrenz, insbesondere von Mercedes
(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von Großbritannien überzeugte McLaren mit einem Upgrade, das Lando Norris einen Podestplatz ermöglichte und für Oscar Piastri mit dem vierten Platz das beste Ergebnis seiner jungen Formel-1-Karriere brachte. Dieser Fortschritt weckt das Interesse der Konkurrenz. James Allison, der Technische Direktor von Mercedes, verriet, dass das Team in der Analyse des England-GP einen besonderen Fokus auf das McLaren-Upgrade legt.
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McLaren hat seit Saisonbeginn einen bedeutenden Sprung gemacht hat, nachdem sie mit dem potenziell langsamsten Auto in die Saison gestartet waren. Erst beim dritten Rennen in Australien sammelten Norris und Piastri die ersten WM-Punkte. Seither konnte sich das Team kontinuierlich verbessern und in Silverstone für die große Überraschung sorgen.
Kein Wunder, dass die Konkurrenz nun Antworten auf die Frage sucht, wie der große Fortschritt erreicht werden konnte. Allison verriet, dass Mercedes die Upgrades von McLaren in der regelmäßigen Videobesprechung, nach dem Rennen in Silverstone, viel stärker als sonst unter die Lupe nehmen werde.
Allison: "Vom McLaren-Upgrade lernen"
"Wir haben ein Auge auf alle Teams, wenn sie aufrüsten", sagt Allison. "Wir machen eine Menge Fotos und versuchen herauszufinden, was sich von Rennen zu Rennen ändert." Es sei ziemlich ungewöhnlich, dass ein Team mitten in der Saison einen großen Schritt macht, wie es McLaren zuletzt gelungen ist, so Allison.
"Wir nehmen zur Kenntnis, wenn etwas Neues oder Ungewöhnliches auftaucht, und das Interessante und Ungewöhnliche an dem McLaren-Upgrade ist, dass der Effekt auf die Rundenzeit ziemlich stark ist", grübelt der Technische Direktor von Mercedes über den großen Fortschritt der Konkurrenz.
"Sie [McLaren] haben dort gute Arbeit geleistet, aber das macht es auch für uns interessant, denn wir haben die Vorher-Nachher-Aufnahmen und wissen, dass der Rundenzeit-Effekt groß war", sagt Allison, der sich nun große Hoffnungen macht, dass Mercedes aus dem Upgrade von McLaren etwas lernen kann.
"Es lohnt sich also, dem Upgrade eines konkurrierenden Teams mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als wir es normalerweise tun würden, denn in diesem Fall wissen wir, dass das, was geändert wurde, einen bedeutenden Unterschied in der Rundenzeit bewirkt hat", erklärt der erfahrene Ingenieur. "Es ist sehr nützlich für uns zu wissen, was das war, und zu sehen, ob es in unsere Überlegungen zur Entwicklung unseres eigenen Autos einfließen kann."
McLaren: Mehr Zeit im Windkanal
Auch für Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist der Fortschritt von McLaren ermutigend, denn er zeigt, dass ein Formel-1-Team sich auch während der Saison noch verbessern kann. Allerdings setzt der Österreicher auch Einschränkungen: "Fairerweise muss man sagen, dass sie viel mehr Zeit im Windkanal hatten, um Upgrades zu entwickeln, die die Leistung des Autos komplett verändern", so Wolff.
"Wir sprechen hier nicht von zwei Zehntelsekunden mehr oder weniger, sondern von einer Sekunde, aber das ist gut für den Sport", glaubt Wolff. "Es zeigt, dass man die richtigen Dinge tut, dass man 1 + 1 zusammenbringt. Wir haben das bei Aston Martin von Jahr zu Jahr gesehen, und wir haben es jetzt mit dem McLaren während des Jahres gesehen. Ich mag das."
Allerdings glaubt der Österreicher auch nicht, dass der Vorteil allein durch die zusätzliche Zeit im Windkanal entstanden ist. "Ich möchte nicht sagen, dass der Grund für die Leistung in mehr Windkanalzeit liegt", ist der Mercedes-Teamchef ehrlich. "Ich denke, es sind einfach eine gute Entwicklung und gute Entscheidungen, die richtig getroffen wurden."
McLaren auch in Ungarn schnell?
Nun bleibt vorerst abzuwarten, ob McLaren die starke Leistung auch in Budapest wiederholen kann. "Es geht immer um marginale Verbesserungen", weiß Wolff. "Wenn man 20 Prozent mehr Zeit im Windkanal zur Verfügung hat und wir über ein Jahr hinweg zwei Sekunden [bei der Performance des Autos] gewinnen, bedeutet das vier Zehntel."
"Wenn man also diese vier oder fünf Zehntel an zusätzlicher Performance hat, dann ist das immer hilfreich", so Wolff, der allerdings auch anerkennen muss, dass McLaren einen guten Weg eingeschlagen hat: "Man muss immer noch die richtige Innovation haben, sie gut entwerfen, sie am Auto anbringen und sie mit dem Windkanal und der Simulation in Einklang bringen. Also, Chapeau."