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Lando Norris: "Mein Herz hat ein bisschen schneller geschlagen"
Lando Norris spricht über sein aufregendes Silverstone-Rennen, doch bei McLaren sieht man sich nicht plötzlich als zweite Kraft in der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Für Lando Norris war das Podium beim Heimspiel in Silverstone das beste seiner bislang sieben in der Formel 1 eingefahrenen. Der McLaren-Pilot war beim Rennen in Großbritannien am Sonntag überraschend auf Position zwei gefahren und hatte seinen ersten Podestplatz seit Imola 2022 geholt.
Dabei stand er neben Max Verstappen und Lewis Hamilton auf dem Treppchen, denen ein einzelnes Podium aufgrund der schieren Anzahl eventuell nicht mehr so viel bedeutet, schätzt er, "aber ich bin immer noch in einer Phase, wo jedes einzelne eine Menge bedeutet."
"Vor allem das erste hier bei meinem Heim-Grand-Prix ist sehr besonders - alle singen zu hören und die ganzen Fans zu sehen", ist er überwältigt. "Ich habe das 2007 und 2008 gesehen, als ich angefangen habe, Formel 1 zu schauen. Ich habe damals Lewis und Fernando [Alonso] hier gesehen, und jetzt bin ich hier", lacht er und gibt zu, dass der Weg dahin ziemlich stressig war.
Norris hatte schon im Qualifying mit Startposition zwei überrascht, die von seinem McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri mit Platz drei bestätigt wurde. Am Start sorgte der Brite dann für großen Jubel auf den Rängen, als er an Max Verstappen vorbei in Führung ging. "Mein Herz hat ein bisschen schneller geschlagen als sonst, und ich habe dann ab und zu mal das Publikum beobachtet", sagt er.
Zwar konnte er gegen Verstappen im weiteren Verlauf nicht viel ausrichten, doch er sagt, dass ihn der gute Start vor etwas Chaos dahinter bewahrt habe. "Man weiß nie, was in Kurve 3 und 4 passiert", so Norris.
"Ich konnte dann in den ersten paar Runden ein wenig pushen, was genau das ist, was wir tun wollten", sagt er weiter. "Es läuft nicht immer nach Plan, aber das hatten wir geplant, und das hat mich aus den Problemen herausgebracht und wir hatten im ersten Stint eine sehr gute Pace."
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"Wir konnten uns von allen anderen ein wenig lösen und sogar eine Weile mit Max mithalten - wenn auch nicht so sehr wie ich gerne gewollt hätte", sagt er.
Gegen Rennhalbzeit hatte Norris einen Vorsprung von rund drei Sekunden auf Teamkollege Piastri herausgefahren, der seinerseits rund sechs Sekunden Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger George Russell hatte.
Brown: Immer noch nervös nach Hamilton-Duell
Doch alles änderte sich, als der gestrandete Haas von Kevin Magnussen das Safety-Car verursachte. Plötzlich hing ihm Lewis Hamilton mit frischen weichen Reifen im Nacken, der zuvor noch elf Sekunden hinter Norris gelegen hatte und durch einen Boxenstopp unter Safety-Car-Bedingungen auch an Piastri vorbeigekommen war.
Norris hatte die harten Reifen aufgeschnallt und musste sich in den letzten Runden hart gegen den Mercedes wehren. "Ich bin immer noch nervös, und das Rennen ist vorbei", sagte McLaren-Geschäftsführer Zak Brown nach der Zieldurchfahrt gegenüber 'Sky'.
"Das Schöne ist, dass du weißt, dass Lewis dich hart bekämpfen wird, aber er wird dich fair bekämpfen. Zumindest hast du das Gefühl, dass du einen Fahrer um dich herum hast, der vernünftig sein wird", sagt Brown.
Er wusste: Für Norris wird es vor allem in den ersten Runden schwierig. Der Brite musste sich mit Händen und Füßen gegen seinen Landsmann wehren, konnte aber den guten Speed des McLaren MCL60 im Highspeed-Bereich nutzen, um den Mercedes abzuwehren. "Und als Lando dann aus dem DRS kam, waren wir uns zwar nicht sicher, aber das war ein großer Moment."
Mehr Punkte als in allen Rennen zuvor
Und so fuhr Norris schließlich als Zweiter über den Zielstrich und konnte McLarens ersten Podestplatz in diesem Jahr feiern - und mit Position vier holte Piastri seine beste Platzierung in seiner noch jungen Formel-1-Karriere.
Mit den 30 Punkten aus Großbritannien hat McLaren mehr Punkte geholt als in der gesamten Saison zuvor bislang. Für den Rennstall ist es die beste Punkteausbeute seit dem überraschenden Doppelsieg in Monza 2021 - und es ist nach Spielberg der Beweis, dass der vierte Platz dort nicht nur ein positiver Ausrutscher war.
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"Die Indikationen von diesem Rennen sind ziemlich ermutigend", sagt Teamchef Andrea Stella, der überrascht war, dass man im ersten Stint die Konkurrenz um Ferrari und Mercedes hinter sich lassen konnte. "Wir dachten, dass sie in Sachen Pace ein Problem für uns werden würden. Aber wir müssen anerkennen, dass die Verbesserungen echt zu sein scheinen - auch die Rennpace."
Trotzdem bleibt Stella bescheiden. Denn die Strecke sei dem Auto mit ihrer Charakteristik entgegengekommen, zudem hätten auch die kühlen Bedingungen McLaren geholfen. "Ich gebe zu bedenken, dass wir dank dieser Bedingungen die Situation vielleicht etwas beschönigen, aber ich denke, es ist fair, anzuerkennen, dass das Auto auch im Rennen konkurrenzfähiger zu sein scheint."
Brown: Zweite Kraft? Nein.
Doch wie konkurrenzfähig? Ist McLaren nach den Eindrücken von Silverstone jetzt generell die zweite Kraft hinter Red Bull? "Nein, um so verwegen zu sein, ist es noch etwas früh", unterstreicht Brown. "Aber was wir jetzt sind, ist wieder zurück im Spiel."
Er ist sich sicher, dass sich das Kräfteverhältnis auch wieder ändern wird. Bei den vergangenen vier Rennen hatten jeweils vier unterschiedliche Teams Platz zwei hinter Red Bull belegt, sodass es für Brown immer noch ein wenig streckenabhängig ist. "Außerdem bringt jeder weiterhin Upgrades mit", sagt er.
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"Wenn man viel harte Arbeit hineinsteckt und es funktioniert, sieht man, welchen Sprung man machen kann. Soweit wir wissen, könnte das beim nächsten Rennen auch jemand anderes schaffen, also müssen wir weiter Gas geben", so der Geschäftsführer.
Generell hält er diese Situation in der Formel 1 für eine sehr schöne: "Max hat in den vergangenen Rennen immer weniger Vorsprung, und ich denke, das zeigt, wie gesund der Sport und der Wettbewerb ist. Wir kommen jetzt in jedes Wochenende und es gibt jemanden an der Spitze, den man nicht erwartet hat, und hinten, den man nicht erwartet hat."
"Wenn wir jetzt noch alle Max in den Griff bekommen, denke ich, dass das Racing fantastisch sein wird - es ist fantastisch."