Oscar Piastri: Freue mich, dass ich über Platz vier enttäuscht bin
Oscar Piastri ärgert sich über seinen verpassten ersten Podestplatz in der Formel 1, sieht McLaren aber zumindest in Silverstone als zweite Kraft hinter Red Bull
(Motorsport-Total.com) - Obwohl er mit Platz vier sein mit Abstand bestes Ergebnis seiner noch jungen Formel-1-Karriere eingefahren hat, war Oscar Piastri einer der kleinen Verlierer beim Rennen in Silverstone, denn mit Pech wurde ihm sein erster Podestplatz in der Königsklasse verwehrt. Während Teamkollege Lando Norris als Zweiter auf dem Podium landete, blieb Piastri "nur" der vierte Platz.
Das hatte er einem unglücklichen Safety-Car-Timing zu verdanken. Lewis Hamilton nutzte die Neutralisierung zum Boxenstopp und schnappte dem Australier so den dritten Platz weg. "Er hätte das Podium verdient, da er großartig gefahren ist", ärgert sich Zak Brown bei 'Sky' ein wenig, ist aber überzeugt: "Er hat noch viele Podestplätze vor sich."
Und auch wenn Brown glaubt, dass Piastri deswegen schnell über das heutige Ergebnis wegkommen wird, sagt der Australier selbst, dass es schon schmerzt, so nah an einem Podium gewesen zu sein. "Wir sahen so gut aus, wir haben alles richtig ausgeführt und sind von den Autos hinter uns weggekommen - alles nur um dann beim Safety-Car eine Sekunde zu weit hinten zu sein."
"Das tut schon ein wenig weh", sagt Piastri. "Aber ich freue mich, dass ich über Platz vier enttäuscht bin - im Gegensatz zu dem, wie die Saison bisher so lief."
Denn zu Saisonbeginn sah es nicht danach aus, als würde der MCL60 zu solchen Leistungen imstande sein. "Nein, überhaupt nicht", sagt Piastri. Im ersten Rennen in Bahrain war Piastri als 18. gestartet und fiel mit einem Defekt aus. Auch Teamkollege Norris kam im Rennen nicht über Position 17 hinaus.
"Wir waren zu Saisonbeginn ziemlich inkonstant und waren sehr abhängig vom Streckenlayout, dem Asphalt und so weiter", sagt er. Doch mit dem Upgrade, das Norris zuerst in Spielberg hatte, lief es plötzlich. "Vor allem an Sonntagen haben wir einen enormen Schritt nach vorne gemacht, und das ist das Aufregendste", sagt Piastri.
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"Auch mit dem alten Auto konnten wir über eine Runde mega sein, wenn die Bedingungen für uns richtig waren, aber dann ging es am Sonntag immer nach hinten", erzählt er. "Aber heute waren wir auch am Sonntag so schnell wie am Samstag."
Am Start mit Verstappen gekämpft
Das konnte Piastri schon in den ersten Runden sehen. Die beiden McLaren hatten einen super Start erwischt und konnten Polesetter Max Verstappen schon attackieren. Norris ging am Red Bull vorbei, Piastri musste zurückstecken. "Das war ziemlich aufregend", lacht er.
"Am Start habe ich gemerkt, dass ich den besten Start von allen hatte, und musste dann einen Platz finden, wo ich hin kann, aber der ist mir dann ausgegangen", schildert der McLaren-Pilot. "Aber noch aufregender war, dass ich für ein paar Runden mit ihm mithalten konnte. Und selbst für den Rest des Rennens war er nicht lächerlich schneller als wir", sagt er.
"Es war wirklich aufregend, das aus eigener Kraft zweitschnellste Team heute zu sein. Das hat all unsere Erwartungen übertroffen", sagt Piastri.
Zumindest hat McLaren die Bestätigung, dass Österreich kein einmaliger Ausreißer war, was bei McLaren so ein wenig die Sorge war. "Aber wenn überhaupt, dann waren wir an diesem Wochenende sogar noch schneller", lobt er.
"Ein großes Lob an das Team für das, was sie getan haben, um das Auto und die Saison zu verbessern. Ich bin mir sicher, dass es immer noch Strecken geben wird, auf denen wir ein wenig zu kämpfen haben werden. Aber hoffentlich bedeutet kämpfen, dass wir mit Mercedes oder Ferrari kämpfen und nicht darum, nicht Letzter zu werden, wie wir es in dieser Saison manchmal waren."
McLaren auch in Ungarn zweite Kraft?
Mit Ungarn steht in zwei Wochen eine Strecke ins Haus, die komplett anders als Spielberg und Silverstone ist und durch seinen langsamen Charakter häufig als Micky-Maus-Kurs verschrien ist. Da der MCL60 vor allem im Highspeed-Bereich brilliert hat, stehen die Chancen daher eventuell nicht so gut für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends.
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Doch Piastri bleibt vorsichtig optimistisch: "Budapest hat einige Hochgeschwindigkeitskurven oder zumindest auch Kurven mit mittlerer Geschwindigkeit. Wir werden also sehen, wie wir uns schlagen", sagt er.
"Ich denke, wir haben jetzt zwei Wochenenden hintereinander bewiesen, dass es kein Zufall war. Werden wir in Ungarn das zweitschnellste Auto sein? Ich weiß es nicht. Aber ich denke, dass wir das auf jeden Fall anstreben können."