Hülkenberg P13: Frühe Berührung verhindert Punktechance
Warum Haas-Fahrer Nico Hülkenberg im Formel-1-Rennen in Silverstone alsbald keine Punktechance mehr hatte und warum die Zeichen auf "Alarm" stehen
(Motorsport-Total.com) - Treffen sich ein Red Bull und ein Haas ausgangs Kurve 4 in Silverstone, aber witzig findet das Nico Hülkenberg überhaupt nicht. Denn beim Überholvorgang in Runde vier touchiert Sergio Perez mit dem rechten Hinterrad den Frontflügel von Hülkenberg und lässt die linke Endplatte abknicken. Und damit rücken Punkte für Hülkenberg in weite Ferne.
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Nico Hülkenberg im Haas VF-23 mit abgerissener Frontflügel-Endplatte Zoom Download
"Der Schaden am Frontflügel und der darauffolgende frühe Boxenstopp haben viel gekostet. Das hat uns massiv [beeinträchtigt und] im Prinzip aus dem Rennen genommen", sagt Hülkenberg.
Der deutsche Formel-1-Fahrer hat aber einen gewissen Anteil an dieser Entwicklung: Perez kommt nur deshalb in Schlagdistanz, weil sich Hülkenberg vor Kurve 3 vorne rechts verbremst und aufmachen muss.
Dann zieht Hülkenberg vor Kurve 4 weit nach rechts und macht innen auf für Perez, der sofort reinhält und sich seinerseits am Kurvenausgang weit nach außen tragen lässt, mitten über den Frontflügel von Hülkenberg.
Perez zieht auf der anschließenden Wellington-Geraden sofort davon, und Hülkenberg hat Mühe in den Kurven sechs und sieben, überhaupt auf der Linie zu bleiben. Am Ende der alten Zielgeraden fliegt schließlich vorne links ein Teil seines Frontflügels ab, was Hülkenberg sofort am Funk meldet.
Haas entscheidet: Der Frontflügel muss weg!
Sein Renningenieur Gary Gannon antwortet: "Verstanden, wir überprüfen alle Daten." Kurz darauf ergänzt er: "Ja, wir sehen einen großen Verlust an der Vorderachse. Mit diesem Schaden ist die Aerobalance jetzt bis zu zwei Prozent nach hinten gerutscht."
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Es folgt ein kurzer Austausch am Funk, dann sagt Hülkenberg: "Ok, ich glaube nicht, dass es so sinnvoll ist." Dann wird die Entscheidung zum Boxenstopp mit Nasenwechsel getroffen. Diesen Stopp legt Hülkenberg in Runde acht ein und fällt zurück an die letzte Stelle.
Damit, so erklärt der Haas-Fahrer, sei sein Rennen gelaufen gewesen. O-Ton: "So ein Flügelwechsel kostet dich 15 Sekunden oder so. Das holt man nicht so einfach wieder auf. Oder eher: Das kann man unmöglich wieder aufholen. Da war der Ofen aus."
Warum Hülkenberg Perez einen Vorwurf macht
Die Szene mit Perez in Kurve 4 bezeichnet Hülkenberg als "unglücklich" und macht dem Red-Bull-Fahrer einen leichten Vorwurf: "Da war er wohl etwas zu ungeduldig, denn er hatte DRS und wäre nach Kurve 6 ohnehin leicht an mir vorbeigekommen. Es wirkte gehetzt und unnötig. Aber es ist jetzt, wie es ist."
Und es war "nicht so toll" über die restliche Distanz, wie Hülkenberg hinzufügt. Das Rennen sei "langweilig" gewesen für ihn, weil er bis zur Safety-Car-Phase "für mich alleine" unterwegs gewesen sei, kein Auto davor und keines dahinter.
Er hätte eben eine Safety-Car-Phase gebraucht, um nach dem frühen Stopp wieder Anschluss zu finden, "aber die Safety-Car-Phase kam dann zu spät für uns", meint Hülkenberg. Danach habe er sich in einem "klassischen DRS-Zug" befunden und habe immerhin noch "ein paar Autos" überholt.
Am Ende gewinnt Haas noch ein paar Positionen, aber ...
Von ganz hinten gelangte Hülkenberg im Haas VF-23 noch auf P13 nach vorne und hatte noch "ein bisschen Spaß", so sagt er. Auch die Pace sei in dieser Phase auf Soft-Reifen "eigentlich ordentlich" gewesen.
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Ob Haas also dieses Mal von zu großem Reifenverschleiß verschont geblieben sei? "Ich glaube nicht, dass das heute das Problem war", sagt Hülkenberg. "Ich glaube, der Reifenverschleiß war bei allen ziemlich gering, selbst für uns war es nicht das Hauptthema. Das Problem war eigentlich nur der frühe Schaden am Frontflügel, weil wir deshalb früh in die Box mussten."
Wie seine Taktik mit Hard im ersten Stint aufgegangen wäre, hätte es den Zwischenfall mit Perez nicht gegeben, das wisse er nicht zu sagen, denn Hard am Start sei "nicht ideal" gewesen. "Die Reifen haben nicht so gut funktioniert wie erwartet und wir hatten gedacht, die Startphase entwickelt sich anders", meint Hülkenberg.
Sorgenfalten bei Hülkenberg nach Antriebsdefekt bei Magnussen
Unerwartet kam auch das Aus seines Haas-Teamkollegen Kevin Magnussen kurz nach Rennhälfte: Der Däne stellte sein qualmendes Fahrzeug eingangs der Hangar-Geraden am Streckenrand ab. Diagnose: Antriebsschaden.
Das sei besorgniserregend, sagt Hülkenberg. "Ich hatte das ja auch schon ein paar Mal dieses Jahr. Da geht auf jeden Fall der Alarm runter, denn es scheint vorrangig bei unserem Team und bei unserem Auto zu passieren. Ich glaube daher, wir müssen das ernst nehmen und herausfinden, warum das passiert."
Bleibt die Frage, was sich Hülkenberg für das folgende Formel-1-Rennen auf dem Hungaroring bei Budapest in Ungarn ausrechnet. Seine Antwort: Es werde "sehr ähnlich" laufen wie zuletzt in Silverstone. Mehr sagt der Deutsche dazu nicht.