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Lewis Hamilton: McLaren-Form ist ein "Weckruf" für Mercedes
Welche Lehren Mercedes aus dem Qualifying-Ergebnis in Silverstone zieht und was sich Lewis Hamilton für sein Formel-1-Heimrennen vor britischen Fans ausrechnet
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton wirkt bedient nach dem Formel-1-Qualifying in Silverstone. Denn mit 0,491 Sekunden Rückstand auf die Poleposition hat er nur den siebten Platz belegt. Mehr noch: Hamilton lag am Ende 0,056 Sekunden hinter seinem Mercedes-Teamkollegen zurück, der damit im Teamduell auf 5:5 ausgeglichen hat. Und dann hat noch ein anderer Brite seinen Landsleuten die Show gestohlen: Lando Norris im McLaren.
© Motorsport Images
Lewis Hamilton im Kiesbett beim Formel-1-Qualifying in Silverstone 2023 Zoom Download
Rund zweieinhalb Zehntel war Norris über die eine fliegende Runde schneller als Hamilton, und das gibt Hamilton zu denken. Er meint: "Das ist kein Rückschlag, sondern ein Weckruf für unser Team. Denn andere haben uns überholt. Wir müssen mehr tun", so Hamilton.
Tatsächlich erweist sich der McLaren MCL36 als starkes Auto in Silverstone. Doch für die halbe Runde bewegt sich das Fahrzeug auf Augenhöhe mit dem Mercedes W14, der erst ab den schnellen Kurven vor der Hangar-Geraden deutlich an Boden verliert und dann nochmals ausgangs der Stowe-Kurve. Sprich: in schnellen Kurven und beim Topspeed.
Warum Hamilton nicht überrascht ist
Für Hamilton kommt das "nicht überraschend", wie er nach dem Qualifying erklärt. "Wenn man sich das Auto ansieht, ergibt es schon Sinn. Denn man muss das Auto mal neben den Red Bull stellen. Es sieht an den Seiten sehr, sehr ähnlich aus, und es funktioniert."
Mit diesen Äußerungen verweist Hamilton auf das jüngste Update von McLaren, das sein Auto zum Österreich-Grand-Prix in Spielberg in der Vorwoche umfangreich modifiziert hat. Es sei damit auf Anhieb "besser als wir" gewesen, meint Hamilton. "Ich gehe davon aus, das ist auch am Sonntag wieder so."
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Alles nur, weil sich McLaren bei seinen neuen Teilen am Red Bull RB19 von Max Verstappen orientiert hat? Das will Mercedes-Teamchef Toto Wolff nicht als alleinigen Grund gelten lassen.
So steht Toto Wolff zum McLaren-Update
Er meint: "Rein von außen betrachtet sieht der McLaren aus wie ein Red Bull. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Und eigentlich spielt es gar keine Rolle, denn es kommt nur auf die Stoppuhr an. Ich schätze, darauf hat sich Lewis bezogen, dass dieses Design eine gute Richtung darstellt."
Müsste also Mercedes ebenfalls den Red Bull nachbauen? "Das ist leichter gesagt als getan", sagt Wolff. Mercedes und die Konkurrenz würden das natürlich ausloten: "Alle Teams hatten Aero-Teile im Windkanal, die so aussehen wie bei Red Bull, aber [in unserem Fall] ist die Leistung nicht hochgegangen."
Dennoch könnte der jüngste Aufschwung bei McLaren zu einer Neubewertung führen. "Wir drehen jeden Stein um und schauen uns die Sache vielleicht nochmal an", sagt Wolff. Begründung: "Ein anderes Team hat gerade eine Sekunde an Leistung gefunden."
Hamilton gönnt McLaren den Erfolg
Wenn es aber ein Team gibt, dem Hamilton diesen Erfolg gönnt, dann McLaren. Dort hat der siebenmalige Weltmeister einst seine Formel-1-Laufbahn begonnen und 2008 den ersten WM-Titel gewonnen.
"Ich freue mich wirklich für McLaren", meint Hamilton. "Das Team hatte so lange einen so schlechten Lauf. Dass es jetzt wieder vorne dabei ist, ist wirklich schön zu sehen. Das ist großartig. Und jetzt ist ein anderes Team in der Verlosung mit drin. Das wollen wir doch sehen in der Formel 1."
Andererseits erschwert es die McLaren-Form, dass Mercedes vor den britischen Fans glänzen kann. Hamilton ist sich "realistisch nicht so sicher", was angesichts dieser Ausgangslage von P7 aus drin sein wird im Rennen. "Ich versuche optimistisch zu sein und wir werden unser Bestes geben." Alles Weitere werde man im Grand Prix "herausfinden", so Hamilton.
Er meint nur: "Es wird ein hartes Rennen." Denn auf dem Weg zum Podium müsse er nicht nur an zwei Ferrari vorbei, sondern eben auch an zwei McLaren.
"Grandiose Unterstützung" durch die Fans in Silverstone
Das dämpft Hamiltons Euphorie beim Heimrennen. Er schwärmt zwar vom "großartigen Gefühl", vor seinen Fans fahren zu können, und er schildert seine "Hoffnung, den britischen Zuschauern eine tolle Leistung zeigen" zu können. "Aber es ist natürlich enttäuschend, dass wir [im Qualifying] nicht mehr ausrichten konnten." Immerhin: Er könne die Fans aus dem Cockpit sehen und spüre deren "grandiose Unterstützung".
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Zum Erfolg getragen wurde Hamilton von diesem Rückhalt bisher nicht an diesem Wochenende: Einmal drehte er sich auf feuchter Strecke sogar weg und landete in der Stowe-Kurve im Kiesbett. "Das war nicht geplant. Aber es war nass und wir fuhren mit Slicks", erklärt Hamilton. "Ich habe Druck gemacht und bin über das Limit hinausgeschossen."
Insgesamt sei das Qualifying aus seiner Sicht "okay" verlaufen, er habe bei den Mischbedingungen sogar "viel Spaß" gehabt. Unterm Strich aber sei P7 "das Beste" gewesen, was er habe ausrichten können. "Es war ein gutes Qualifying", so Hamilton.