"Etwas überraschend": Was bedeutet das starke Ergebnis für Williams?
Alexander Albon und Logan Sargeant landen in Silverstone am Freitag auf den Plätzen drei und fünf - So richtig versteht Williams das starke Ergebnis selbst nicht
(Motorsport-Total.com) - Wer vor dem Formel-1-Wochenende in Silverstone die ersten drei Plätze im Freitagstraining getippt hat, der hatte den Namen Alexander Albon vermutlich nicht auf seinem Zettel. Doch der Williams-Pilot belegte sowohl im ersten als auch im zweiten Training den dritten Platz.
Das kommt für ihn selbst "etwas überraschend", denn: "Wir haben nicht herumgespielt und seltsame Dinge getan. Es war ein ganz normaler Tag für uns, und wir haben die Ziellinie überquert und sind unter den Top 3. In gewisser Weise ist das also ein bisschen verwirrend", so Albon.
Dass Teamkollege Logan Sargeant in der kombinierten Zeitenliste des Freitags Platz fünf belegte, machte die Leistung des Teams nicht weniger erstaunlich. Einige Beobachter gingen daher davon aus, Williams sei mit wenig Benzin gefahren, um beim Heimrennen gut auszusehen.
Das ist laut Albon allerdings nicht der Fall, auch wenn Teamchef James Vowles nach FT1 noch gestand: "Wir sehen stark aus, aber wir waren mehr auf das Qualifying konzentriert als andere. Einige Teams sind den weichen Reifen nicht einmal gefahren, und wir haben ihn ziemlich spät verwendet."
In FT2 konnte Albon seine starke Position dann allerdings bestätigen. "Wir müssen uns die Daten ansehen und versuchen, es zu verstehen", grübelt Dave Robson, Chef der Fahrzeug-Performance. Er glaubt, dass das Update aus Montreal eine Rolle gespielt haben könnte.
Schlägt das Montreal-Update jetzt erst richtig ein?
"Wir dachten, dass wir hier auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke mit dem Paket, das wir in Kanada eingebaut haben, ein bisschen besser sein würden", so Robson, der erklärt, das Update habe sein komplettes Potenzial bislang noch gar nicht gezeigt.
Denn obwohl Albon in Kanada mit Platz sieben das beste Saisonergebnis für Williams holte und er es in Spielberg zuletzt zumindest im Qualifying erneut in die Top 10 schaffte, entfaltet das vor zwei Rennen gebrachte Update seine volle Wirkung wohl erstmals an diesem Wochenende.
"In Österreich ist es so eng und die Runde so kurz. Selbst wenn die Performance stimmt, ist es leicht, in der Zeitenliste zurückzufallen, einen Fehler zu machen oder von der Strecke abzukommen. Ich denke also, dass die Performance in Österreich recht gut war", erklärt Robson.
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"Es gehört viel mehr dazu, ein gutes Ergebnis zu erzielen, als nur die reine Pace des Autos", erklärt er, und auch Vowles bestätigt: "Seit Montreal haben wir ein Update am Auto, mit dem wir, wenn wir alles richtig machen, einen Punkt holen können."
"In Österreich haben wir nicht alles richtig gemacht. Das ist die Realität dahinter", so der Teamchef, der aber trotzdem daran glaubt, dass es das Update Williams nun regelmäßig ermöglichen sollte, um die Top 10 mitzukämpfen. "Und ich denke, das gilt auch für dieses Wochenende", betont er.
Robson: Müssen verstehen, warum wir so gut waren
Robson ergänzt, dass "die Performance in den Hochgeschwindigkeitskurven" vermutlich für das gute Ergebnis am Freitag gesorgt habe. "Es war ein besserer Tag, als wir erwartet hatten", erklärt er, betont aber, dass man deshalb nichts an der Herangehensweise ändern werde.
"Wenn wir heute Abend die Daten und andere Dinge durchgehen, ist das wahrscheinlich wichtiger, als wenn wir einen schwierigen Freitag haben. Es ist wirklich wichtiger zu verstehen, warum es gut gelaufen ist, und sicherzustellen, dass wir es nicht vermasseln", so Robson.
In Silverstone selbst gab es übrigens nur kleinere Updates für den FW45. Robson verrät: "Alex fuhr einen neuen Frontflügel, der gut funktioniert. Er wird ihn für den Rest des Wochenendes behalten. Logan hat sich einen neuen Heckflügel angeschaut, der später in der Saison zum Einsatz kommen wird."
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Albon selbst erklärt, das Auto habe sich gut angefühlt, obwohl es durch den typischen Wind in Silverstone nicht leicht gewesen sei. "Es ist für alle schrecklich - aber für uns eindeutig weniger schlimm als für andere", sagt er und erklärt: "Es sieht ganz gut aus, aber wir müssen auf dem Boden bleiben."
Auch der Teamkollege bestätigt, dass der Freitag "knifflig" gewesen sei und sich die Balance während der Runde ständig geändert habe. Letztendlich sei aber "ein guter Kompromiss" gelungen, und auch der Rookie hält fest: "Wir sehen ziemlich gut aus."
Sargeant: Am Samstag lieber kein Regen ...
Er betont aber auch: "Ich denke, [am Samstag] werden sich viele Dinge ändern. Es wird viel kühler sein, Regen ist auf dem Weg." Trotzdem sei es "cool" gewesen, "relativ nah" an der Spitze dran zu sein. "Man weiß nie, was die anderen machen", gibt auch er sich aber noch zurückhaltend.
Letztendlich habe man das Beste aus den Bedingungen gemacht, und das wird auch am Samstag wieder das Ziel sein. "Idealerweise bleibt es einfach trocken", grinst er, denn nach der starken Vorstellung am Freitag würde Regen Williams dieses Mal wohl mehr schaden als helfen.
"Das Wichtigste ist, dass wir mit dem Paket, das wir haben, lernen und wirklich das Beste daraus machen, indem wir uns relativ zu einer stark konkurrierenden Gruppe weiterentwickeln", betont Vowles, der davon ausgeht, dass es unter normalen Umständen schwierig wird, am Sonntag zu punkten.
Denn mit Red Bull, Mercedes, Aston Martin und Ferrari gebe es vorne vier Teams, die die ersten acht Plätze im Normalfall unter sich aufteilen. "Und das bedeutet, dass es nur zwei Plätze am Ende der Top 10 gibt, um die wir im Moment kämpfen", rechnet Vowles vor.
Im Qualifying am Samstag wird sich dann zeigen, wie weit vorne Williams im Verfolgerfeld dieses Mal wirklich liegt.