Guter Mercedes-Longrun am Freitag, aber: "Etwas stimmt nicht"
Lewis Hamilton fährt am Nachmittag in Silverstone einen guten Longrun - Trotzdem betonen er und George Russell, dass es aktuell noch viele Fragezeichen gebe
(Motorsport-Total.com) - So wirklich zufrieden ist man bei Mercedes nach dem Trainingsfreitag in Silverstone nicht. In der kombinierten Zeitenliste belegten George Russell und Lewis Hamilton nur die Positionen zwölf und 16. "Definitiv nicht unser bester Freitag", urteilt Russell daher.
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Lewis Hamilton beendete den Freitag in der Zeitenliste nur auf Rang 16 Zoom Download
"Ich denke, morgen werden die Bedingungen anders sein. Wir müssen herausfinden, was da los war, denn die Pace in FT1 sah auf dem Medium vernünftig aus. Wir dachten, dass es passen würde, wenn wir den Soft nehmen. Aber in FT2 waren wir im Nirgendwo", so der Brite.
"Das müssen wir verstehen", weiß er und erklärt, dass die wärmen Temperaturen in Silverstone etwas damit zu tun haben könnten. "Wir sehen einen kleinen Trend, dass wir einen kleinen Schritt nach hinten machen, wenn es heißer ist. Wir haben einige Ideen, warum das so sein könnte", so Russell.
"Wir müssen uns also die Daten ansehen und schauen, was wir für morgen machen können", so der Mercedes-Pilot, der verrät: "Wir haben von FT1 zu FT2 auf jeden Fall einige Änderungen vorgenommen. Aber vielleicht war das nicht genug."
Hamilton: Auto ist einfach schwer zu fahren
"Es war definitiv ein schwieriger Nachmittag", resümiert er und erklärt im Hinblick auf den neuen Frontflügel, den das Team zum Heimrennen mitgebracht hat, dass es heute sehr windig gewesen sei. "Daher kann man nicht viel über das Upgrade als solches sagen", so Russell.
"Aber im Qualifying werden wir sicher wissen, wo wir stehen", prophezeit er. Auch Teamkollege Hamilton ist nach dem Freitag nicht glücklich und erklärt: "Mich stört [der Wind] nicht, aber dadurch war es definitiv etwas inkonstant. Aber ich denke, das was für alle so."
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"Im Hinblick auf das Auto kämpfen wir die meiste Zeit mit den gleichen Dingen. Das Auto ist schwer zu fahren. Und ganz egal, was wir beim Set-up machen, es bleibt ein Auto, das schwer zu fahren ist", erklärt der Rekordweltmeister.
"Auf einer schnellen Runde habe ich keine Verbesserung zwischen den Reifen gespürt, was zeigt, dass etwas nicht stimmt. Uns fehlt etwas. Der Longrun sah dann nicht so schlecht aus. Wenigstens das ist positiv", seufzt Hamilton.
Hamilton: So gut war der Longrun gar nicht
Denn auf dem weichen Reifen fuhr Hamilton am Ende von FT2 einen starken Longrun - zumindest auf dem Papier. Denn er selbst berichtet: "Es fühlte sich nicht besonders toll an, wenn ich ganz ehrlich bin! Aber für andere muss es schlechter gewesen sein, weil sie wohl nicht so schnell waren oder mehr Reifenverschleiß hatten."
"Der letzte Teil meines Runs war dann konstanter, aus welchem Grund auch immer. Es könnte der Wind gewesen sein oder einfach die Balance. Oder vielleicht habe ich mich an die Balance gewohnt", so Hamilton, der erklärt, dass man in Silverstone "Kompromisse machen" müsse.
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"Es ist so eine feine Grenze und so ein großes Fenster bei der Balance. Es geht hin und her. Sie ist nie einfach da und man kann fahren. Es geht von einem Ende des Spektrums zum anderen, von der Bremsphase über das Einlenken und die Mitte bis zum Ausgang jeder Kurve. Es ist ein ziemlicher Kampf", erklärt er.
"Ich und George haben darüber gesprochen. Er ging in die eine Richtung mit dem Set-up, ich in die andere. Er sagte: 'Ich wollte in deine Richtung gehen, aber dann war deine Rundenzeit langsam.' Und ich sagte: 'Ich wollte in deine Richtung kommen!'", schmunzelt Hamilton.
"Wir werden heute Abend daran arbeiten und Mick [Schumacher] wird im Simulator arbeiten, also wird uns für morgen hoffentlich etwas einfallen", so der Brite, der klarstellt: "Wir sind nicht im gleichen Rennen wie die Bullen. Sie sind einfach zu schnell."
Wolff: Aktuell bekommt es nur Red Bull hin
"Ich hoffe wirklich, dass wir es irgendwie auf das Podium schaffen. Dafür müssen wir ganz sicher ziemlich pushen. Aber wo ein Wille ist, das ist ein Weg", zeigt sich Hamilton kämpferisch. Toto Wolff erklärte derweil bereits nach dem ersten Training, dass er ein hartes Wochenende erwarte.
"Wir hoffen sehr, dass [Spielberg] für uns ein Ausreißer war. Aber es ist nicht so, dass wir mit super hohen Erwartungen hierher fahren", so der Teamchef, der betont: "Wir hatten ein schlechtes Wochenende [in Österreich] und diese Autos sind nicht nur für uns, sondern für alle unberechenbar."
"Ich denke, diese Autos unterscheiden sich in ihrer Entwicklung [...] sehr von allen früheren Reglements", sagt Wolff und erklärt: "Es ist überhaupt nicht trivial, die Werkzeuge zu entwickeln und sie auf die richtige Weise zu nutzen, um das schnellste Auto zu haben."
Das habe bislang nur Red Bull hinbekommen. Und von diesem Vorsprung zehren die Bullen jetzt. "Wir müssen den Lauf eines Teams durchbrechen, das im Moment das Maß aller Dinge ist", weiß Wolff, der erklärt: "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alles haben, was nötig ist, um zurückzuschlagen."
Was das für dieses Wochenende bedeutet, das ist nach dem Freitag allerdings noch nicht ganz klar.