• 07. Juli 2023 · 20:00 Uhr

AlphaTauri: Mega-Update enttäuscht am Freitag in Silverstone

Wie groß das Update-Paket von AlphaTauri für das Formel-1-Rennen in Silverstone wirklich ist und warum die Fahrer nach dem Freitagstraining etwas enttäuscht sind

(Motorsport-Total.com) - Ist der AlphaTauri AT04 in Silverstone eigentlich noch das gleiche Auto wie vor einer Woche in Spielberg oder schon eine B-Version? Diese Frage ist berechtigt: Das italienische Formel-1-Team hat sein Auto für das Rennwochenende in Großbritannien umfangreich umgebaut, mehr als jeder andere Rennstall im Feld. Doch die ersten Erkenntnisse zum neuen Paket sind ernüchternd.

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Nyck de Vries im umfangreich modifizierten AlphaTauri AT04 in Silverstone 2023 Zoom Download

AlphaTauri-Fahrer Yuki Tsunoda sagte nach dem Freitagstraining in Silverstone frei heraus: "Bisher können wir anhand der Ergebnisse nicht erkennen, dass wir uns massiv gesteigert hätten, denn wir lagen im zweiten Training ganz hinten."

Und das ist nicht übertrieben: Tsunoda und Nyck de Vries belegten im zweiten Freien Training in Silverstone die Positionen 18 und 19 unter den 19 Fahrern, die an der Einheit teilnahmen. Der Rückstand auf die Spitze betrug jeweils über 1,4 Sekunden, auf Kevin Magnussen im Haas VF-23 unmittelbar davor waren es 0,044 Sekunden, auf eine Top-10-Position über drei Zehntel.

Deshalb scheint Tsunoda keine allzu großen Hoffnungen zu haben. Er meint nur: "Wir müssen jetzt im Detail schauen, was wir verbessern können. Denn bisher haben wir ein paar Probleme. Es fehlt uns derzeit einfach an der reinen Leistung."

De Vries teilt den Eindruck seines Teamkollegen. Speziell das zweite Freie Training in Silverstone sei "ziemlich schwierig" gewesen. "Warum, das wissen wir eigentlich noch nicht. Zumal es sich im ersten Training eigentlich noch ganz ordentlich angefühlt hatte."

In der Tat wirkte das Ergebnis der ersten Einheit freundlicher aus der Sicht von AlphaTauri: De Vries belegte bei knapp 1,1 Sekunden Rückstand den elften Platz, Tsunoda war 16. mit 1,5 Sekunden Rückstand.

Wo AlphaTauri am meisten Zeit verliert

Wo das Team die meiste Zeit verliert, wird in der Analyse von 'F1 Tempo' deutlich: in den langsamen Kurven. So erweisen sich Kurve 4 vor der Wellington-Geraden, Kurve 7 vor der früheren Zielgeraden und Kurve 16 als Einfahrt der Schikane vor Start und Ziel als Gift für die Autos von Tsunoda und de Vries. Außerdem wird AlphaTauri auf den Geraden abgehängt.

Letzteres ist laut Tsunoda keine Überraschung, sondern ein Trend, den man bereits über Wochen habe beobachten können: "Wir haben zu viel Luftwiderstand. Deshalb ist der Topspeed auf den Geraden wirklich schlecht. Gleichzeitig haben wir nicht so viel Abtrieb. Und da liegt das Problem: Wenn du mehr Abtrieb willst, kriegst du auch einen höheren Luftwiderstand."


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In Österreich habe man beim "vermutlich schlimmsten Rennen in diesem Jahr" einmal mehr festgestellt, dass es "überall ein bisschen" fehle am AT04. Umso mehr hat Tsunoda das Update für Silverstone herbeigesehnt. "Wir haben die Chance, uns neu zu fokussieren", erklärt er.

Und zunächst schien vieles auf eine Verbesserung hinzudeuten: "Anhand der Daten und im Simulator fühlte es sich ziemlich gut an", meint Tsunoda. Er sei deshalb "optimistisch" in das Silverstone-Wochenende gegangen, hatte jedoch am Donnerstag schon betont, die wahre Nagelprobe sei das Freitagstraining.

Das Silverstone-Update im Detail

Und so steht AlphaTauri am Freitagabend vor einem Fragezeichen: Erfüllt das technische Update am AT04 die Erwartungen oder nicht?

Vielleicht ist die schiere Menge an neuen Teilen ein Problem. Denn AlphaTauri hat in großem Stil umgebaut: Vom Unterboden über den Diffusor, die Motorhaube und die Hinterrad-Aufhängung bis hin zum Heckflügel und dem Beam-Wing ist alles verändert am Auto.

Als Hauptgrund für die Modifizierungen gibt das Team in allen Fällen schlicht "Leistung" und "lokalen Abtrieb" an. Sprich: Es geht dem Rennstall, wie von Tsunoda geschildert, um mehr Abtrieb an allen Ecken und Enden. Deshalb sprießt ein neues Winglet am hinteren oberen Querlenker, deshalb steht das Hauptprofil des Heckflügels steiler im Wind, deshalb strömt nun mehr Luft unter den Unterboden.

Was sich AlphaTauri für Qualifying und Rennen vornimmt

Was damit drin sein könnte? Tsunoda will nicht zu viel versprechen: "Wenn wir es [im Qualifying] in Q2 schaffen und ich Elfter werde, dann wäre ich zufrieden. Natürlich nehmen wir uns Q3 vor. Aber erst einmal gilt es, überhaupt in Q2 zu gelangen. Das ist ausgehend vom zweiten Training das Ziel."

Im Rennen nehme er sich vor, "in die Punkte" zu fahren, so der AlphaTauri-Fahrer weiter. "Der erste Schritt muss jetzt aber sein, so viel Leistung wie möglich aus dem Auto herauszuholen."

Laut de Vries zeigt sich vermutlich erst in der Qualifikation, wo das Team mit seinen Updates steht, "wenn alle alles auf den Punkt bringen", so formuliert es der Niederländer. "Außerdem sind wir nicht die einzigen mit Updates."


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De Vries war im Formel-1-Freitagstraining auch nicht der einzige Fahrer, der von einem Reifenschaden ereilt wurde. Das war zuvor schon Fernando Alonso im Aston Martin passiert, am Schluss des zweiten Trainings schließlich auch dem AlphaTauri-Mann. Eine Erklärung dafür hat er nicht: "Was genau vorgefallen ist, wissen wir noch nicht."

Die Zukunft von de Vries ist unklar

Ebenso unklar ist, wie fest de Vries bei AlphaTauri noch im Sattel sitzt. In den sozialen Medien wird der frühere Formel-E-Weltmeister scharf kritisiert und es heißt, er müsse um sein Cockpit fürchten.

Red-Bull-Sportchef Helmut Marko tut indes wenig, diese Spekulationen zu zerstreuen. Auf die Frage von 'Viaplay', ob de Vries bei seinem Heimrennen in Zandvoort am Start sein werde, antwortete Marko: "Das kann ich sagen, sobald wir in Zandvoort sind."

Er räumt ein: "Wir machen uns Gedanken. Es ist ja kein Geheimnis, dass er nicht die Leistung bringt, die wir von ihm erwartet hatten. Und die Formel 1 ist ein hartes Geschäft."

Red Bull und AlphaTauri müssten an die Zukunft denken, sagt Marko weiter. "[Deshalb] evaluieren wir seine Leistung. Und wenn notwendig, dann treffen wir Entscheidungen." Ein klares Bekenntnis zu de Vries ist das nicht.

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