Tracklimits-Ärger in Spielberg: FIA forderte schon 2022 Kiesbetten
Das Tracklimits-Chaos in Spielberg hätte verhindert werden können, wären die Streckenchefs einer Empfehlung der FIA aus dem Vorjahr gefolgt
(Motorsport-Total.com) - Noch weit vor dem jüngsten Strafenchaos hat Formel-1-Renndirektor Niels Wittich dem Red Bull Ring ausdrücklich empfohlen, Kiesbetten in den letzten Kurven einzubauen, um Probleme mit den Tracklimits zu vermeiden.
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Die Tracklimits in Spielberg führten dieses Jahr zu einer regelrechten Strafenflut Zoom Download
Diese Empfehlung, die unmittelbar nach dem Grand Prix von Österreich 2022 ausgesprochen worden war, wurde jedoch von den Streckenchefs abgelehnt. Sie entschieden sich stattdessen dafür, die Randsteinen und Auslaufzone zu belassen.
Die Folge: Im Verlauf des diesjährigen Rennens wurden mehr als 1.200 Verstöße gegen die Tracklimits gezählt. Sie führten dazu, dass das endgültige Ergebnis bis spät in die Nacht in der Schwebe hing, da nachträgliche Strafen noch zu Verschiebungen im Klassement beitrugen. Klar drängt sich da die Frage auf, ob das Chaos hätte vermieden werden können und was jetzt getan werden kann.
Die FIA selbst bezeichnete die Situation im Nachgang als "beispiellos". Und sie hätte - zumindest in dem Ausmaß - vermieden werden können, wenn die Chefs des Red Bull Rings von Anfang an den Rat des Motorsportverbands befolgt hätten.
Der Umgang mit den Tracklimits war auf dem Red Bull Ring aufgrund der Beschaffenheit des Layouts schon immer eine knifflige Angelegenheit. Frühere Versuche, sogenannte "Sausage-Kerbs" zu verwenden, wurden aufgrund von Sicherheitsbedenken nach einer Reihe von Unfällen längst wieder verworfen.
Kiesbetten in den zwei Zielkurven die Lösung?
Doch da die Formel 1 seit kurzem die strikte Haltung vertritt, dass die weißen Linien die Tracklimits definieren, ist das Problem in Österreich aufgrund des Designs der letzten beiden Rechtskurven (Kurve 9 und 10) kritischer denn je.
Schon nach den Problemen beim Grand Prix von Österreich 2022 wandte sich Rennleiter Wittich im Rahmen des formellen FIA-Berichts nach dem Rennen an die Verantwortlichen des Red Bull Rings und schlug vor, das Design der Kurven zu überarbeiten.
In dem Bericht empfahl er eindeutig, dass in diesen Kurven kleine Kiesbetten eingebaut werden sollten, um eine natürliche Abschreckung zu schaffen und größere Probleme mit den Tracklimits zu vermeiden. Diese Forderung wurde jedoch nicht umgesetzt, da eine solche Designänderung für die MotoGP, die seit langem reine Asphalt-Auslaufzonen bevorzugt, dort zu Komplikationen geführt hätte.
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Angesichts der noch verschärften Probleme am jüngsten Grand-Prix-Wochenende wird die FIA jedoch mit ziemlicher Sicherheit den Druck auf den Red Bull Ring erhöhen, diese Empfehlung für 2024 umzusetzen und eine Lösung zu finden, die sowohl der Formel 1 als auch dem Motorradsport gerecht wird.
Auch Teamchefs fordern eine "bessere Lösung"
Red-Bull-Teamchef Christian Horner mahnte nach dem Rennen, die Formel 1 habe mit den vielen Strafen "dilettantisch" ausgesehen, und ist ebenfalls der Meinung, dass Kiesbetten die beste Lösung seien. "Ich denke, ein Schotterstreifen oder etwas anderes, das abschreckend wirkt, ist notwendig", so der Brite.
"Das Problem ist, dass es für die Fahrer sehr schwierig ist, weil sie die weißen Linien im Auto nicht sehen können. Also macht man es rein nach Gefühl. Die Strecke lädt dazu ein, dort zu fahren. Das ist etwas, das man sich für nächstes Jahr ansehen sollte."
Horner räumte zwar ein, dass man eine Lösung finden müsse, die auch für die MotoGP funktioniert. Die Formel 1 habe aber eine bessere Lösung verdient als den aktuellen Zustand. "Das Argument ist immer die MotoGP, aber ich denke, man muss etwas haben, das flexibel und nützlich für die Formel 1 ist", so Horner.
Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff betonte, dass man nach den Ereignissen vom Sonntag reagieren müsse: "Sicherlich ist es für die Fans und Zuschauer, aber auch für die Teams und Fahrer sehr frustrierend, dass es immer wieder zu Strafen kommt."
"Es gibt nur zwei Lösungen: Entweder man kehrt zu den 'Sausage-Kerbs' zurück und macht die Fahrer und Autos kaputt, aber dann sollte sich niemand beschweren. Oder man schafft sie ganz ab und lässt sie auf der schnellsten Linie fahren, auch wenn man den Linien sehr nah kommt. Das hat Niki Lauda immer gesagt."
"Wir müssen eine Lösung finden, die den Interessen der Strecke und aller Beteiligten entspricht, schließlich wollen wir das Gleiche erreichen: ein spektakuläres Rennen, das nicht von Strafen beeinflusst wird, die auch nur den Regeln folgen."