Ferrari erklärt: Darum durfte Carlos Sainz nicht an Charles Leclerc vorbei
Carlos Sainz durfte Teamkollege Charles Leclerc in Spielberg nicht attackieren und hatte danach Pech mit dem Timing seines Boxenstopps
(Motorsport-Total.com) - "Ich denke, dass heute ein Doppelpodium möglich gewesen wäre, vor allem mit meiner Pace", sagt Carlos Sainz nach dem Formel-1-Rennen von Spielberg. Doch während es Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc als Zweiter auf das Podium schaffte, blieb für Sainz nur der undankbare vierte Platz übrig.
Für Sainz waren es in Österreich vor allem zwei Situationen, die ihm das Podium verwehrt haben. Da wäre zum einen der erste Boxenstopp, bei dem er hinter seinem Teamkollegen warten musste, und die verwehrte Stallorder im ersten Stint.
Sainz hing Leclerc im Nacken und signalisierte seinem Team, dass er schneller fahren und den Monegassen überholen könnte. Doch Ferrari verwehrte ihm den Wunsch nach einer Stallorder: "Wir halten uns an den Plan. Kein Angriff derzeit", sagte ihm sein Ingenieur am Funk.
Nach dem Rennen merkt Sainz an: "Ich war heute sehr schnell, vor allem auf den Medium-Reifen. Ich hatte das Gefühl, dass wir heute eine Menge Pace hatten. Es ist schade, dass wir sie nicht nutzen konnten."
Denn Sainz musste im ersten Stint hinter Leclerc bleiben - das war im Vorfeld so abgemacht. "Das war die Strategie, die das Team und die Fahrer vereinbart hatten: Wir wollten von Position vier und fünf wegziehen und uns gegenseitig nicht angreifen", bestätigt Teamchef Frederic Vasseur.
Daran hielt sich Sainz: "Sie wollten nicht, dass wir kämpfen, und ich habe mich an den Plan gehalten. Ich hatte noch etwas Pace in der Hinterhand und habe mich recht gut gefühlt und hätte vermutlich überholen können", sagt er.
Dass er in der Situation aber nicht unbedingt zufrieden damit war, sich aber trotzdem an die Absprache halten wollte, zeigt seine Antwort auf die Frage nach der Pace: "Ich denke, die kannst du sehen", sagte er seinem Ingenieur. "Ich muss dir das nicht extra sagen."
Teamchef Vasseur verteidigt die Strategie: "Sicherlich, wenn du hinten bist, dann bist du mit DRS viel schneller", weiß er, wo die Annahme von Sainz herkam. "Aber wir wollten nicht aller zwei Runden tauschen. Das war die Strategie und die haben sie perfekt umgesetzt."
Pech beim Boxenstopp-Timing
Das ging am Ende aber zu Lasten von Sainz. Denn weil Ferrari nach dem Ausfall von Nico Hülkenberg das virtuelle Safety-Car für einen Doppel-Boxenstopp nutzen wollte, musste der Spanier hinter Leclerc warten und verlor durch Pech beim Timing eine Menge Zeit.
Bei Red Bull war man verwundert, dass man beide Ferraris zur gleichen Zeit reingeholt hat: "Wir dachten, dass sie splitten würden", sagt Teamchef Christian Horner. "Aber um ehrlich zu sein, hätten sie heute nicht viel mehr tun können. Und ich bin sicher, dass sie versucht haben, beide Fahrer fair zu behandeln."
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Auch Sainz weiß nicht, warum er auf die gleiche Strategie wie Leclerc gesetzt wurde: "Ich schätze, das Team hatte einen Grund, beide Autos reinzuholen. Und wenn nicht, dann weiß ich das nicht", sagt er.
Doch Ferrari wollte eben das VSC und den geringeren Zeitverlust ausnutzen, was allerdings schief ging. "Wir hatten etwas Pech, denn das VSC wurde aktiviert, als wir die Linie an der Boxeneinfahrt überquert hatten, und es wurde reingeholt, als wir in die Boxengasse kamen", hadert Vasseur. "Es war entweder fünf Sekunden zu spät oder fünf Sekunden zu früh, aber so ist es nun einmal."
Boxenstopp als Anfang der Problemkette
Der Gelackmeierte war Sainz: "Ich habe sechs oder sieben Sekunden verloren und Positionen, die ich nicht hätte verlieren sollen", ärgert sich der Spanier. "Es ist schade, dass ich so aufgehalten wurde, nachdem ich das Teamspiel gespielt habe."
"Ich musste dann auf dem Medium pushen, um wieder zu überholen, und dadurch habe ich auch die Tracklimits bekommen", sagt Sainz, der eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgefasst hatte. "Und von da an war mein Rennen einfach beeinträchtigt."
Sergio Perez lieferte er noch einen spektakulären Kampf, hatte dem Red Bull aber nichts entgegenzusetzen. Trotzdem konnte er den Mexikaner lange genug aufhalten, dass Leclercs zweiter Platz nicht mehr in Gefahr geriet, auch wenn Vasseur sagt: "Ich denke, wir waren mit Charles recht safe gegenüber Perez. Das war kein großes Problem."
Trotzdem lobt er: "Er hat getan, was er konnte und hat zu dem Zeitpunkt einen sehr guten Job gemacht."