"Brutales" Fazit von Toto Wolff: "Noch schlechter als wir dachten!"
Das Formel-1-Rennen von Österreich war für Mercedes ein Schlag "in die Magengrube" - Lewis Hamilton hadert mit dem Auto und den Tracklimits
(Motorsport-Total.com) - Nein, Toto Wolff kann nach dem Formel-1-Rennen von Spielberg kein positives Fazit ziehen: "Brutal schwer, noch schlechter als wir dachten", hadert der Motorsportchef von Mercedes gegenüber 'Sky' mit den Positionen sieben und acht für Lewis Hamilton und George Russell, die im Kampf um das Podium kein Wort mitreden konnten.
Fast 40 Sekunden betrug der Rückstand von Hamilton auf Rennsieger Max Verstappen. Wenn man bedenkt, dass der zwei Runden vor Schluss noch einmal für einen Reifenwechsel zum Boxenstopp gekommen ist, ist der Abstand eher im Minutenbereich anzusiedeln - bei Russell noch einmal neun Sekunden mehr.
"Das Auto war einfach langsam", sagt Wolff, der zwar nicht von einem schwarzen Tag sprechen möchte, aber von einem schlechten. "Wir hatten einen guten Aufwärtstrend, nun haben wir einen richtigen Rückschritt in die Magengrube gemacht."
Denn beim vergangenen Rennen in Kanada war man noch auf das Podium gefahren, davor in Barcelona sogar doppelt. In Spielberg musste man sich hingegen sogar von Lando Norris im McLaren bügeln lassen.
"Lando hat einen super Job gemacht heute, sie waren sehr schnell und wir haben nicht damit gerechnet, dass sie so schnell sein würden", sagt Hamilton, gibt aber zu: "Von uns wurde auch nicht erwartet, dass wir so schlecht sein würden. Diese Strecke hat uns einige Bereiche gezeigt, an denen wir arbeiten müssen - definitiv nicht der beste Tag."
Frühe Probleme mit Tracklimits
Der Brite sagt, dass Mercedes schon das ganze Wochenende über kein starkes Heck hatte. "Also haben wir viel Frontflügel weggenommen, um die Balance zu wahren." Doch das brachte neue Probleme mit sich. Hamilton beklagte sich vor allem in der Anfangsphase, dass sein Auto rutschen würde - speziell in Kurve 10.
"Ich konnte dagegen nichts unternehmen und hatte deswegen auch mit den Tracklimits zu kämpfen", sagt Hamilton. Der Mercedes-Pilot handelte sich insgesamt fünf Verstöße ein und wurde dafür mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden belegt. Wenig später fing er an, auch bei anderen Konkurrenten die Verstöße zu zählen.
"Es hilft natürlich nicht, wenn man sich Strafen einhandelt", weiß Wolff, der sich immer wieder in Hamiltons Auto zuschaltete, um den Briten zu beruhigen. So funkte er: "Das Auto ist schlecht, bitte fahre es."
Doch der Österreicher sagt, dass die Strafen nicht viel am Ergebnis geändert haben: "Vielleicht wären wir vor Fernando [Alonso] gelandet", aber generell seien Mercedes und Aston Martin "nirgends mit der Pace" gewesen.
Einfach ein Set-up-Problem?
"Seit Freitag haben wir gesehen, dass uns ein paar Zehntel fehlten und wir das Auto nicht schneller machen konnten. Sobald die Reifen zu rutschen beginnen, entweder beim Bremsen oder in der Kurve, hatten wir keinen Grip mehr", sagt Wolff. "Das hat zu unserer mangelnden Performance beigetragen, aber wir müssen das noch einmal genauer analysieren."
Auch der leitende Renningenieur Andrew Shovlin tappt noch im Dunkeln: "Wir müssen herausfinden, inwieweit dies daran lag, dass wir das Set-up nicht genau getroffen haben, und inwieweit es nur an der Basis-Performance lag", sagt er.
"Wir haben für die letzten Rennen keine Updates mitgebracht, also ist es auch möglich, dass es bei uns an der Weiterentwicklung mangelt. Wir haben Pläne, um das anzugehen, aber der Rückstand auf Ferrari war heute sicherlich ein Problem", so Shovlin.
Russell hatte sich mehr erhofft
Auch für George Russell ging es heute nicht so weit nach vorne wie gewünscht. Er war nach einem schlechten Qualifying schon in Q2 hängengeblieben und musste als Elfter starten. Doch während es in Barcelona für ihn so noch auf das Podium ging, war mehr als Platz acht heute nicht drin.
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"Sehr herausfordernd", so sein Fazit. "Probleme mit dem Vorder- und Hinterreifen, wir waren einfach nicht schnell genug. Es war ziemlich überraschend, dass wir klar nicht im richtigen Fenster waren. Woran das lag, kann ich jetzt nicht sagen. Als wir in Barcelona und in Montreal waren, war es vielversprechend. Hier war es gar nichts."
Russell gibt zu, dass er sich vom Grand Prix "mehr erhofft" hatte. "Wir haben das gleiche Auto wie in Barcelona, wo wir gut unterwegs waren, also müssen wir verstehen, was bei uns schiefgelaufen ist", sagt er.
Schon in Silverstone wieder in Form?
"Das Auto fühlt sich im Moment sicherlich nicht so an, wie wir es uns wünschen. Es bewegt sich viel, und es fühlte sich an diesem Wochenende etwas schlechter an als auf anderen Strecken; die Pace war allerdings wesentlich schlechter. Dem müssen wir also auf den Grund gehen."
Trotzdem ist man bei den Silberpfeilen frohen Mutes, dass der kurzfristige Absturz nur streckenbedingt ist. "Die Schwankungen sind von Rennstrecke zu Rennstrecke recht interessant. Manchmal sind wir die engsten Herausforderer von Red Bull, und manchmal haben wir zu kämpfen", sagt Wolff.
Russell macht sich Mut: "Das verheißt Gutes für Silverstone, denn die Strecke ist Barcelona ähnlicher als Österreich." Und: Mercedes wird laut Wolff dort erneut ein Upgrade im Gepäck haben. "Wir werden sehen, ob die Strecke der Charakteristik unseres Autos mehr entgegenkommt, und dann sehen wir weiter und werden es analysieren."