Trinken vor dem Wiegen: Deshalb wurde Sainz in Spielberg nicht bestraft
Weshalb Ferrari-Fahrer Carlos Sainz nach dem Formel-1-Qualifying in Österreich keine Strafe erhielt, obwohl er vor dem Wiegen etwas Wasser getrunken hatte
(Motorsport-Total.com) - Hat Carlos Sainz etwa einen Regelverstoß begangen, der nicht geahndet wurde? Das haben sich nach dem Formel-1-Qualifying in Österreich am Freitagabend einige Beobachter gefragt. Denn Sainz hatte im Anschluss an die Qualifikation im Parc ferme aus einer Wasserflasche getrunken - und zwar, bevor er zum Technischen Beauftragten des Automobil-Weltverbands (FIA) ging, um sich wiegen zu lassen.
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Carlos Sainz nach dem Formel-1-Qualifying in Österreich 2023 im Parc ferme Zoom Download
Viele fühlten sich dabei an einen berühmten Regelverstoß aus der DTM erinnert: 2013 wurde Rennsieger Mattias Ekström am Norisring nachträglich disqualifiziert, weil er im Parc ferme von seinem Vater und einem Audi-Teammitglied mit Wasser übergossen worden war. Damit konnte das Gewicht von Ekström nicht mehr korrekt bestimmt werden und er verlor den DTM-Laufsieg am Norisring.
Warum also gab es bei Sainz in Spielberg nicht einmal eine Untersuchung? Das erklärt ein FIA-Sprecher auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' damit, dass bei Sainz - anders als bei Ekström - kein Einfluss von außen vorgelegen habe. Sprich: Bei Sainz haben sich keine Unbeteiligten eingemischt, sondern er hat das Wasser getrunken, das ihm von der FIA im Parc ferme zur Verfügung gestellt wurde.
Weil die Wassermenge in der Flasche bekannt sei, könne man leicht nachvollziehen, wie viel Wasser Sainz vor dem Wiegen zu sich genommen habe. Anschließend lasse sich die Menge leicht vom gewogenen Wert abziehen, so der FIA-Sprecher weiter.
Er räumt aber ein: Streng genommen müssten Formel-1-Fahrer nach dem Aussteigen sofort zur Waage und sollten erst danach zur Wasserflasche greifen.
Was das Formel-1-Reglement dazu sagt
Das Sportliche Reglement der Formel 1 ist in diesem Punkt allerdings vage gehalten. Unter Artikel 35.1.c ist hier lediglich zu lesen: "Nach dem Qualifying muss jeder Fahrer im Anschluss an das letzte Segment, an dem er teilgenommen hat, vom Technischen Verantwortlichen gewogen werden."
Etwas präziser gehalten sind die Regeln für die Phase nach einem Sprint oder einem Grand Prix. So heißt es in Artikel 60.1 zum Beispiel: "Nur Aufsicht führende Offizielle dürfen in den Parc ferme. Dort darf keinerlei Interaktion [mit den Fahrern] erfolgen, es sei denn, die Offiziellen gestatten das." Das schließt also ein Verhalten wie im Fall Ekström/Audi aus.
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Weitere Bestimmungen folgen in den Abschnitten 60.4 und 60.5, in denen zu lesen ist: "Jeder Fahrer muss seine komplette Ausrüstung [mit Helm, Handschuhen etc.] tragen, bis er gewogen wurde." Und: "Die Fahrer dürfen in keiner Weise die Abläufe im Parc ferme stören."