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Benzindruck-Sorgen! Warum Fernando Alonso nicht von der Leine durfte
Fernando Alonso fährt für Aston Martin in der Formel 1 schon wieder auf das Podest - Doch das Rennen war alles andere als einfach, weil es ein Problem gab
(Motorsport-Total.com) - "Gute Arbeit. Ohne das Problem hätte Verstappen vielleicht..." Fernando Alonso unterbricht seinen Renningenieur Chris Cronin sofort: "Danke, danke! Gute Arbeit, Jungs, ich bin wirklich glücklich!" Er hat es wieder geschafft und seinen sechsten Podestplatz in der Formel-1-Saison 2023 eingefahren. Das sind doppelt so viele wie zwischen 2014 und 2022 zusammengerechnet.
Allerdings musste der zweimalige Weltmeister die komplette zweite Rennhälfte des kanadischen Grand Prix mit "Lift-and-Coast" fahren. Die Ansage kam schon vor der Rennhälfte. Alonso befolgte die Anweisung, wollte sich aber nach dem zweiten Boxenstopp noch einmal vergewissern.
"Sagt mir Bescheid, wenn ich mit Lift-and-Coast aufhören kann", funkt er. Cronin antwortet, dass er das tun werde (tat er aber bis zum Rennende nicht), aber er solle fürs Erste weitermachen. Darauf Alonso: "Ich will das Rennen gewinnen, man!" Darauf Cronin: "Das will ich auch. Aber wir müssen weiter Lift-and-Coast betreiben."
Mike Krack lüftet bei 'Sky' das Geheimnis, warum Alonso mit angezogener Handbremse fahren musste: "Nach etwa einem Drittel des Rennens hatten wir den Verdacht, dass wir ein Problem mit dem Benzinsystem haben. Wir haben uns dann entschieden, auf Nummer sicherzugehen. Am Ende stellte sich heraus, dass es nicht so war. Aber in solchen Situationen muss man mit dem fahren, was man hat."
Er betont, dass das Tempo trotz der Maßnahme immer noch hoch war. Tatsächlich war es nach Australien (Safety-Car-Finish) erst das zweite Mal in dieser Saison, dass ein Team im Ziel weniger als 20 Sekunden Rückstand auf den siegreichen Red Bull hatte.
Alonso hielt sich an die Vorgabe, allerdings waren die Segelphasen des Aston Martin AMR23 in den Anbremszonen vergleichsweise kurz. Krack bleibt auf dem Boden der Tatsachen: "Ich denke, wir hätten ein bisschen schneller fahren können, aber ich glaube nicht, dass es gereicht hätte, um auf Red-Bull-Niveau zu fahren."
Alonso: War auf Lift-and-Coast vorbereitet
Und Alonso? Der bleibt positiv: "Ich glaube, wir waren in diesem Jahr noch nie so konkurrenzfähig wie heute. Von der Pace her waren wir auf Augenhöhe mit den Red Bulls!"
Auch das Thema Lift-and-Coast spielt er herunter: "Wir haben schon vor dem Rennen darüber gesprochen, dass Lift-and-Coast notwendig sein könnte. Ich war darauf vorbereitet und glaube nicht, dass das einen Einfluss auf das Ergebnis hatte." Mehr konnte er in der Pressekonferenz nicht sagen, da er noch nicht mit den Ingenieuren gesprochen hatte.
Vor allem fühlt er sich nach dem Rennen erschöpft: "Das waren 70 Runden Qualifying. Ich hatte keine Zeit zum Ausruhen. Zuerst dachte ich, das Rennen ist vorbei, ich bringe den [dritten] Platz nach Hause und konzentriere mich nach hinten auf die Ferraris. Aber dann habe ich Lewis [Hamilton] erwischt und hatte etwas mehr Pace".
Das änderte sich im letzten Renndrittel wieder: "In den letzten 20, 25 Runden kam er plötzlich mit Riesenschritten näher." Ein bisschen liegt er daneben, Hamilton verkürzte den Abstand von Runde 50 bis 58 von 3,5 auf 1,4 Sekunden. Dann legte Alonso wieder nach.
"Da musste ich wieder voll pushen. Der letzte Fahrer, den man im Rückspiegel sehen will, ist Lewis Hamilton. Aber ich hatte noch ein bisschen Pace im Ärmel und am Ende kam er nicht mehr ins DRS. Wie gesagt, 70 Runden Qualifying." Inklusive eines Treffers mit der Wand in der vierten Runde, was aber keine Auswirkungen hatte.
Was lief beim Start schief?
Nicht, dass es keinen Spaß machen würde: "Es ist großartig. Ich genieße diese Kämpfe", antwortet er auf die Frage, wie es sei, sich mit Verstappen und Hamilton zu messen. Zusammen mit Alonso sind sie die drei Titanen der Formel 1, die einzigen aktiven Weltmeister.
"Da kommt viel Respekt und Talent zusammen. Wenn man gegen sie kämpft, weiß man, dass man sich keinen Fehler erlauben darf. Den würden sie sofort ausnutzen. Und sie werden ihrerseits keine Fehler machen", sagt der 41-Jährige.
"Wir kämpfen hart, aber wenn man zum Beispiel Lewis mit DRS überholt, wie ich es heute getan habe, dann weiß man, dass man ihm vertrauen kann. Er weiß, was er tut, verteidigt hart, aber innerhalb der Grenzen. Dasselbe gilt für den Start. Da gibt es ein Gefühl für die Situation und einen Respekt, den man in anderen Teilen [des Feldes] nicht immer sieht."
Apropos Start: Warum schien Fernando Alonso nicht vom Fleck zu kommen? "Ich weiß es nicht, ich habe noch nicht mit meinem Team gesprochen. Es fühlte sich einfach langsam an, obwohl mein Reaktionsvermögen noch völlig in Ordnung ist."
"Ich weiß nicht, ob die Fahrer auf der anderen Seite der Startaufstellung generell besser weggekommen sind. Zumindest hat mich George nicht überholt. Vielleicht war ich einfach auf der falschen Seite. Aber das muss ich überprüfen."
Nur noch harte Reifen übrig
Bemerkenswert war, dass Alonso den letzten Stint auf harten Reifen absolvierte, während Verstappen und Hamilton die Medium-Reifen wählten. Der Grund dafür ist denkbar einfach, wie Alonso erklärt: "Wir hatten keine Medium-Reifen mehr!"
"Man muss sich vor dem Qualifying entscheiden, welche Reifen man im Qualifying und im Rennen fahren will. Mit unserer begrenzten Zeit am Freitag war das ein Schuss ins Blaue. Aber ich bin mit der Entscheidung zufrieden. Der Hard war kein schlechter Reifen für unser Auto."