• 18. Juni 2023 · 23:57 Uhr

Nico Hülkenberg nach P15: "Einbahnstraße in die falsche Richtung"

Wie sich Formel-1-Fahrer Nico Hülkenberg sein Zurückfallen von P5 auf P15 im Grand Prix von Kanada erklärt und was sein Team Haas nun unternehmen muss

(Motorsport-Total.com) - Der Traum von Punkten im Kanada-Grand-Prix 2023 in Montreal lebte für Haas-Fahrer Nico Hülkenberg genau zehn Runden lang. Dann war klar: Es würde ein Traum bleiben. Denn für den einzigen Deutschen in der Formel 1 lief das Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve nicht nach Plan: Am Ende belegte Hülkenberg nur P15 und blieb ohne WM-Punkte.

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Nico Hülkenberg im Haas VF-23 beim Formel-1-Rennen in Kanada 2023 Zoom Download

Sein Fazit: "Es war eine Einbahnstraße in die falsche Richtung. Das hatten wir in gewisser Weise erwartet, aber natürlich hofft man immer das Beste. Dass es besser läuft als im vorherigen Rennen. Aber [das Ergebnis] zeigt, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben."

Denn einmal heraus aus den Top 10, gab es keinen Weg zurück für Hülkenberg im Haas VF-23. "Es ist wieder wie in Barcelona passiert: Es fehlt einfach die Pace, vor allem, wenn wir mit anderen Autos kämpfen müssen. Da verlieren wir überproportional viel Abtrieb und Grip. Dementsprechend gehen wir hart mit den Reifen um", erklärt Hülkenberg.

"Das zieht sich jetzt leider durch in den jüngsten Rennen, es wird ein bisschen zum Trend. Und ja, das killt uns die Sonntage", so der Haas-Fahrer weiter. "Es ist unser größtes Thema, an dem wir mit Hochdruck arbeiten müssen. Es bringt alles nichts, schöne Samstage zu haben, wenn die Sonntage immer so ein Downer sind."

Anfangs hält sich Hülkenberg in den Top 10

Dabei hatte Hülkenberg anfangs gut mitgehalten im Rennen. Von Startplatz fünf aus hatte er sich in der Startphase nur Esteban Ocon im Alpine beugen müssen und fuhr anschließend rundenlang auf dem sechsten Platz, aber immer unter Druck durch seine Verfolger. Und schon in Runde elf bog Hülkenberg als dritter Fahrer zum ersten Boxenstopp ab, um frische Reifen zu holen.

Was er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen konnte: In Runde zwölf folgte eine Safety-Car-Phase und ermöglichte den meisten seiner Konkurrenten einen "Gratis-Stopp" ohne viel Zeitverlust. Hülkenberg hingegen hatte unter Grün gestoppt und fiel zurück auf P15.


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Der Deutsche nimmt es gelassen und sagt bei 'Sky': "Am Samstag Glück gehabt mit der roten Flagge, am Sonntag Pech gehabt mit dem Safety-Car vom Timing her. Es kam eigentlich direkt nach meinem Boxenstopp raus."

"Aber selbst ohne das hätten wir, glaube ich, keine Punkte gekriegt. Wir sind ziemlich weit hinterher und hatten auch danach wieder Probleme mit der Pace. Vielleicht lag es am Reifenmanagement, aber nicht so sehr am Verschleiß. Ich weiß nicht. Uns fehlte im Vergleich zu unseren direkten Gegnern einfach an Pace."

Haas-Problem lässt sich nicht mit Set-up beheben

Das Wissen um die Schwäche im Rennen sei "derzeit eine bittere Pille", räumt Hülkenberg ein. "Wir müssen aber langfristig denken und eine langfristige Lösung anstreben. Wir können da nicht einfach was mit dem Set-up machen, um die Sache in den Griff zu kriegen. Es sind größere Probleme."

Darüber sei sich sein Haas-Team im Klaren und "wir arbeiten daran", versichert Hülkenberg. "Es braucht aber eine langfristigere Strategie, um die Situation zu verbessern."

So denkt auch Teamchef Günther Steiner, der nach dem Rennen deutliche Worte findet: "Es ist ziemlich klar, dass wir besser sein müssten als dieses Ergebnis, denn das ist sehr enttäuschend."

Die Zweikampf-Situation zwingt Haas in die Knie

Laut Steiner gerät der Haas VF-23 in Schwierigkeiten, "sobald wir in Verkehr geraten und hinter anderen Autos landen. Dann ist der Verschleiß gigantisch. Die Reifenleistung kriegen wir nicht mehr zurück und fallen dann zurück", erklärt Steiner. "Man sieht es ganz deutlich: Sobald wir aus der freien Fahrt heraus in ein Duell verwickelt werden, dann geht es bergab."


Fotostrecke: Formel 1 2023 in Kanada: Das Wichtigste zum Sonntag

"Wir wissen aber, wonach wir Ausschau halten müssen, und wir werden eine Lösung suchen. Denn hinter guten Qualifying-Ergebnissen können wir uns nicht verstecken."

Haas-Fahrer werden beide verwarnt

Aufgefallen ist aber nicht nur die schwache Rennleistung von Haas, sondern auch das Fehlen der beiden Haas-Fahrer zu Beginn der Fahrerparade vor dem Grand Prix: Kevin Magnussen kam fünf Minuten zu spät, Hülkenberg sogar acht Minuten. Beide wurden dafür mit je einer Verwarnung belegt.

Die Begründung der Sportkommissare: "Die Fahrer mussten vor der Fahrerparade noch Medientermine und kommerzielle Aktivitäten für ihr Team bestreiten. Wir halten das aber nicht für zulässige Gründe für die Verspätung. Denn wenn ein Fahrer zu einer solchen Sache zu spät kommt, dann kann das unerwünschte Folgen für die Veranstaltung haben. Das gilt es zu jeder Zeit zu vermeiden."

Der einzige Lichtblick für Hülkenberg

Einen Lichtblick aber gab es trotz allem für Hülkenberg im Rennen: In der zweiten Rennphase habe er "Spaß an der Arbeit" gehabt, als er "gegen Ende ein paar Runden lang mit Zhou um den 15. Platz" kämpfte. "Da ging es hoch her", meint Hülkenberg. "Das sind die Momente, die immer noch Spaß machen."

Im Kontrast dazu stehe die Anfangsphase im Grand Prix, "wenn man [von den hinterherfahrenden Autos] nur bombardiert wird und einfach nur gerade so noch davonkommt", so Hülkenberg. "Das ist dann nicht so spaßig, aber so ist es halt."

Umso mehr sehnt er sich nach dem nächsten Rennen in Österreich. Was ihm dazu als erstes in den Sinn komme, wird Hülkenberg gefragt. Er antwortet: "Kurze Runde. Gute Schnitzel. Viele Bäume. Ich freue mich darauf!"

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