Fernando Alonso: Rotphase kostet P2 hinter Verstappen
Warum Fernando Alonso eigentlich Zweiter sein könnte in der Startaufstellung in Kanada und welche Chancen er sich im Rennen gegen Max Verstappen ausrechnet
(Motorsport-Total.com) - "Wir hatten Pech mit den roten Flaggen", sagt Fernando Alonso nach dem Formel-1-Qualifying in Kanada. Denn gleich zwei Mal kostete ihn eine Unterbrechung eine bessere Rundenzeit. Der zweite Fall entschied sogar über seine Endposition in der Qualifikation: Aston-Martin-Fahrer Alonso hätte Zweiter werden können, steht so aber nur auf P3 in der Startaufstellung für das Rennen in Montreal (hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!).
Das ärgert Alonso. Er meint: "In Q3 wurde die Einheit unterbrochen, als ich vier Sekunden von der Linie und einem Platz in der ersten Reihe entfernt war."
Die Zwischenzeiten belegen seine These: Alonso wurde in den Sektoren eins und zwei mit 24,904 beziehungsweise 27,440 Sekunden gemessen, Letzteres war absolute Bestzeit. Damit war er deutlich schneller als Nico Hülkenberg im Haas, dessen Runde gerade noch gewertet wurde, ehe die Unterbrechung erfolgte.
In Zahlen ausgedrückt: Alonso war Hülkenberg im ersten Sektor um 0,113 Sekunden voraus und im zweiten Sektor um weitere 0,138 Sekunden. Macht zusammen also zweieinhalb Zehntel. Und mit zwei weiteren Bestzeiten in Minisektoren im dritten Streckenabschnitt hätte sein Vorsprung auf Hülkenberg noch komfortabler ausfallen können, hätte seine Runde noch gezählt.
Die Stimmung bei Aston Martin: Frust oder Freude?
Ein Journalist fragt nach, inwieweit Alonso das frustriert zurücklasse. Doch Alonso entgegnet: "Ich bin sehr zufrieden. Ich denke nur: Wenn du zwei Mal so knapp dran bist bei der Rotphase, dann hat es einen anderen Nachgeschmack, zumal Checo [Perez] weit hinten steht und auch Charles [Leclerc] nicht aus den Top 10 losfährt. Wir haben also eine gewaltige Chance auf gute Punkte."
Deshalb sagt Alonso auch noch: "Wir nehmen das hin."
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Aston-Martin-Teamchef Mike Krack bezeichnet die Situation in Q3 bei 'ServusTV' als "natürlich ein bisschen unglücklich" und glaubt ebenfalls, das Timing der Rotphase habe Alonso "die erste Startreihe gekostet".
Aber "so ist das nun mal, wenn Rot kommt und nicht gerade über die Linie kommst. Dann hast du Pech gehabt", meint Krack. Er gebraucht die gleiche Wortwahl wie Alonso.
Alonso überzeugt in "schwierigem Qualifying"
Und ebenfalls ähnlich wie Alonso zeigt sich Krack zufrieden damit, dass sein Team das Qualifying zumindest mit einem Auto gut gemeistert habe. "Es war schwierig, zum richtigen Zeitpunkt auf dem richtigen Reifen zu sein, alles richtig einzuschätzen", sagt Krack.
Alonso formuliert es so: "Ich bin unheimlich zufrieden, denn es war ein sehr schwieriges Qualifying. Du musst ständig in Kontakt stehen mit dem Team. Manchmal spürst du etwas im Auto, aber im Fernsehen und an der Boxenmauer gibt es andere Eindrücke. Dieses Feedback ist erforderlich zwischen Ingenieur und Fahrer." Und unterm Strich sei es ein "guter Tag" gewesen.
Aston Martin wertet Updates als Fortschritt
Was die Frage aufwirft, was Aston Martin im Rennen ausrichten kann. Ist in Kanada vielleicht sogar der Sieg drin für Alonso gegen Max Verstappen im Red Bull? Davon will der zweimalige Formel-1-Weltmeister nichts wissen: "Ich denke nicht, dass wir auf dem gleichen Niveau sind, das ist klar. Aber statt 20 oder 30 Sekunden zurückzuliegen sind wir jetzt hoffentlich etwas näher dran."
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Letzteres habe Aston Martin den umfangreichen Updates am AMR23 zu verdanken. Das Auto von Alonso und Lance Stroll ist nämlich zum wiederholten Mal mit modifizierten Teilen ausgerüstet worden. Doch Alonso dämpft die Erwartungen an das neue Paket: Noch habe man das Set-up nicht dafür optimiert. "Wir können erst in Spielberg und in Silverstone das Maximum daraus herausholen", erklärt er.
Grundsätzlich aber sei das Update ein weiterer Schritt nach vorne. "Wir sind zufrieden", sagt Alonso. "Die neuen Teile sind gut und bringen das, was wir uns davon versprochen haben. Das ist ein erneutes gutes Zeichen. Und alles Weitere sehen wir am Sonntag, ob wir Max im Trockenen ein bisschen herausfordern können."
Was drin ist im Rennen für Alonso
Teamchef Krack erkennt in seinem Auto zumindest "die Pace, um im Rennen vorne mitzufahren" und deutet an, seine Mannschaft werde "versuchen, nach vorne zu schauen und nicht nach hinten". Von einer konkreten Ansage nimmt er Abstand, sondern will "sehen, wo wir herauskommen".
In Kanada müsse man aber immer auf Überraschungen gefasst sein. "Hier kann immer viel passieren und man muss zur Stelle sein", sagt Krack. "Wenn Max ein Problem hat, muss man da sein. Und wer weiß, vielleicht versucht Nico ein Battle und macht uns den Weg frei!"
Ernsthaft fügt er hinzu: "Wir werden es [gegen Verstappen] versuchen, aber wenn es nicht klappt, versuchen wir es beim nächsten Mal wieder."
Finales Update-Fazit erst nach Silverstone
Für ihn stehe ohnehin im Vordergrund, dass Aston Martin mit den neuen Teilen auf Anhieb "gut dabei" gewesen sei. "Alles hat wie erwartet funktioniert. Das ist gut, denn das ist nicht selbstverständlich. Insofern sind wir sehr zuversichtlich, dass das gut geht."
Ein Gradmesser müsse das Kanada-Wochenende mit seinem wechselhaften Wetter aber nicht unbedingt sein: "Man muss aufpassen, dass man nicht zu viel in die einzelnen Sitzungen hineininterpretiert", sagt Krack.
"Wir haben schon am Freitag darüber gesprochen, es war sehr schwierig, diese Sitzung überhaupt zu verstehen und zu deuten. Es ist wichtig, dass man sich immer zwei oder drei Veranstaltungen anschaut."
Ein abschließendes Urteil zum Kanada-Update will sich der Aston-Martin-Teamchef also erst nach Silverstone erlauben - und nach eingehender Analyse "in der Fabrik", wie er sagt.