• 18. Juni 2023 · 21:55 Uhr

F1-Rennen Kanada: Verstappen gewinnt, keine Punkte für Hülkenberg

Max Verstappen war im Rennen in Montreal souverän, während Qualifying-Sensationsmann Nico Hülkenberg keine Chance auf WM-Punkte hatte

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat beim Grand Prix von Kanada 2023 den nächsten souveränen Sieg gefeiert. Der Red-Bull-Pilot gewann das Rennen in Montreal trotz einiger Zwischenfälle letztendlich ungefährdet vor Fernando Alonso (Aston Martin) und Lewis Hamilton (Mercedes), die sich in der Schlussphase ein packendes Duell um Platz 2 lieferten.

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Max Verstappen hat den Start und das Rennen in Kanada gewonnen Zoom Download

Für Verstappen und Red Bull war es ein historischer Sieg. Verstappen zieht mit seinem 41. Triumph in der ewigen Bestenliste mit Ayrton Senna gleich. Von den vergangenen 27 Grands Prix hat er jetzt 20 gewonnen. Und für Red Bull war es der 100. Sieg in der Teamgeschichte.

Vierter wurde Charles Leclerc vor Teamkollege Carlos Sainz. Ferrari erwischte nach vielen Fehlentscheidungen in den vergangenen Wochen diesmal eine glückliche Hand in Sachen Boxenstrategie.

Sechster wurde Sergio Perez (Red Bull) vor Alexander Albon (Williams), Esteban Ocon (Alpine), Lance Stroll (Aston Martin) und Valtteri Bottas (Alfa Romeo).

Lando Norris (McLaren) verlor einen möglichen neunten Platz wegen einer Strafe wegen Unsportlichkeit und wurde 13.

Nico Hülkenberg (Haas), im Qualifying am Samstag sensationell Zweiter und wegen einer Strafe auf den fünften Startplatz zurückversetzt, spielte im Rennen keine Rolle und ging ebenso leer aus wie sein Teamkollege Kevin Magnussen.

George Russell (Mercedes) schied wegen eines Folgeschadens nach einem heftigen Mauerkuss aus.

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War Verstappen vom Start weg in Führung?

Verstappen gewann den Start souverän, und wie so oft hatte er den Vorsprung auf seine Verfolger schon auf mehr als eine Sekunde ausgebaut, als in Runde 3 DRS freigegeben wurde. Nach ein paar Runden meldete er: "Ich denke, die Reifen sind verwundbarer als im FT2." Da betrug sein Vorsprung aber schon zweieinhalb Sekunden.

Verstappens erster Verfolger war zunächst Hamilton, der den Start gegen Alonso gewann. Alonso wirkte in den ersten Runden schneller als Hamilton, ihm fehlte aber der nötige Topspeed, um zu überholen. Seine kleine Unachtsamkeit in Runde 3, als er ausgangs Kurve 4 die Mauer "küsste", blieb ohne Folgen.

In Runde 11 meldete Verstappen am Boxenfunk: "Ich glaube, ich habe einen Vogel getroffen." Sein Tempo litt darunter nicht. Sein Vorsprung betrug da schon 5,3 Sekunden.

Warum wechselten die Führenden so früh Reifen?

Es war Runde 12 im Grand Prix, als Russell den Randstein in Kurve 9 zu hart traf und am Ausgang der Kurve das Heck verlor. Russell schlug mit der rechten Hinterradaufhängung in der Mauer ein, schleppte sich aber an die Box und konnte trotz der Härte des Einschlags zunächst weiterfahren.

Russell fiel auf den 19. Platz zurück und war damit Letzter, denn bereits zuvor war Logan Sargeant (Williams) gebeten worden, wegen Warnsignalen in den Telemetriedaten den Motor abzustellen. Erst gut 15 Runden vor Schluss musste Russell ganz abstellen.

Hamilton sah Mercedes-Teile auf der Strecke liegen und fragte: "Woher kommt der Schaden?" War dann aber erstmal beruhigt, als ihm gesagt wurde, diese kämen von Russells Auto.

Wegen der Kleinteile auf der Strecke aktivierte Rennleiter Niels Wittich das Safety-Car. Das nutzten Verstappen, Hamilton und Alonso für den Wechsel von Soft auf Medium. Weiter hinten platzierte Fahrer stoppten noch nicht und zogen Trackposition vor. So rückten die beiden Ferraris und Perez auf P4, P5 und P6 vor.

Der erste Boxenstopp sorgte übrigens für Diskussionen. Hamiltons Crew brauchte etwas länger als die von Alonso. Hamilton setzte sich beim Losfahren trotzdem hauchdünn vor Alonso - mit dem Hauch eines "unsafe Release". Alonso behauptete zumindest am Boxenfunk, er habe abbremsen müssen.

Es lag noch kein Untersuchungsergebnis vor, da regelte Alonso das Thema in Runde 22 selbst, als er mit einem entschlossenen Manöver in der letzten Kurve an Hamilton vorbeiging und sich Platz 2 sicherte. Mit einem Rückstand von weniger als drei Sekunden auf Verstappen.

Kurz darauf stand auch das Untersuchungsergebnis fest: "No further action" gegen Hamilton. Alonso habe zwar leicht bremsen müssen, räumen die Rennkommissare in ihrer Urteilsbegründung ein. Es habe dabei aber kein Sicherheitsrisiko bestanden.

War es die erwartete Einstoppstrategie?

Durch das frühe Safety-Car fiel der erste Stint bei einigen kürzer als gedacht aus. Verstappen gehörte zu den Ersten, die anfingen, sich über abbauende Hards im zweiten Stint zu beschweren. Mehrmals funkte er: "Kein Grip mehr." Bis sein Renningenieur antwortete: "Wir haben es verstanden. Mach weiter."

Ab Runde 40 nahm die zweite Serie der Boxenstopps dann Fahrt auf. Verstappen wechselte auf Soft, Alonso auf Medium, Hamilton auf Soft. Zwischen P1 und P2 beziehungsweise P2 und P3 lagen zu dem Zeitpunkt jeweils knapp fünf Sekunden.

Alonso schien dann kurzzeitig einen marginalen Reifenvorteil zu haben und konnte den Abstand auf Verstappen sogar verkürzen. Kurz darauf lag er aber wieder sechs Sekunden hinten.

Aufklärung lieferte der Boxenfunk: Alonso wurde gebeten, "Lift & Coast" zu betreiben, also das Auto in die Kurven hineinrollen zu lassen. Grund dafür war (zumindest laut Mercedes-Boxenfunk) ein Problem mit der Hinterradbremse. Das schmeckte dem ehrgeizigen Spanier gar nicht: "Ich will das Rennen gewinnen!"

Das gelang ihm bei weitem nicht. Immerhin konnte er aber Hamilton bis zum Schluss in Schach halten, trotz seiner technischen Probleme.

Wie ein Hohn muss den beiden der Kommentar von Verstappen in der Auslaufrunde vorgekommen sein: "Das war nicht unsere stärkste Strecke", meinte er. Und Hamilton sagte später im Podiumraum zu ihm, bezugnehmend auf die Traktion des RB19: "Euer Heck ist einfach irre."

Nach dem Rennen meinte Hamilton: "Ich denke, die Astons haben dieses Wochenende mit ihren Upgrades einen Schritt nach vorn gemacht. Wir wussten schon vorher, dass das nicht unsere beste Strecke ist. Denn in den langsamen Kurven tun wir uns schwer."

Wie ging diesmal die Ferrari-Strategie auf?

Leclerc und Sainz verzichteten beim ersten Safety-Car auf einen Boxenstopp, um auf der Strecke Positionen zu gewinnen. Später nutzten sie das virtuelle Safety-Car, das nach dem Scharmützel zwischen Magnussen und Nyck de Vries (AlphaTauri) in Kurve 4 aktiviert werden musste, um P4/5 zu behaupten, weil sie beim Boxenstopp durch die Gelbphase weniger Zeit einbüßten.

Bereits vor dem Boxenstopp gab es am Funk Diskussionen. Sainz meldete, er könne schneller fahren - mutmaßlich wollte er an Leclerc vorbeigewunken werden. Ferrari ging darauf aber nicht ein, sondern funkte an Leclerc: "Charles, wir wollen einen sauberen und schnellen Stint. Sainz wird dich nicht attackieren."

Leclerc reagierte aus eigener Kraft, setzte sich von Sainz ab und beendete auf diese Weise die Diskussion. Nach dem Boxenstopp, als sein Vorsprung schon 2,3 Sekunden betrug, wurde ihm nochmal versichert: "Sainz wird dich nicht attackieren."

Das war in Runde 43 von 70. Leclerc fuhr dann auch tatsächlich als Vierter über die Ziellinie, ein paar Sekunden vor Sainz.

Kämpfte Hülkenberg im Rennen wieder mit stumpfen Waffen?

Der Haas gilt als "Reifenfresser", und das war auch in Montreal nicht anders. Am Start verlor der Deutsche eine Position gegen Ocon. Danach hielt er sich ein paar Runden vor den beiden McLaren-Fahrern. Doch als Piastri an ihm einmal vorbei war, dauerte es nur zwei Runden, und schon hatte er mehr als zwei Sekunden Rückstand.

Hülkenberg kam in Runde 11 als erster Fahrer zum regulären Boxenstopp, und war damit etwas zu früh dran, weil andere die Safety-Car-Phase nach dem Russell-Crash dafür nutzen konnten. Plötzlich lag er nur noch an 15. Position im Grand Prix, sogar hinter seinem Teamkollegen Magnussen.

Der hatte seinerseits die erste Schrecksekunde bereits hinter sich: Sainz und Perez kämpften beim Anbremsen der letzten Kurve um den elften Platz, was den dahinter fahrenden Magnussen wohl irritierte, sodass er viel zu spät bremste und nur mit Mühe in den Notausgang ausweichen konnte, um einen Auffahrunfall zu verhindern.

Für Haas war das Rennen damit gelaufen. Das Tempo im Rennen war erneut unterlegen, und so konnten Hülkenberg und Magnussen, als sie einmal zurückgefallen waren, keine nennenswerte Aufholjagd mehr starten.

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