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Ferrari-Analyse: Warum ist der SF-23 immer noch nicht auf der Höhe?
Warum geht es für Ferrari im Rennen immer nach hinten? Teamchef Frederic Vasseur erklärt die Problematik beim SF-23, doch am Reifenverschleiß soll es nicht liegen
(Motorsport-Total.com) - Auch mit dem neuen Update hat sich Ferraris altes Problem in Barcelona erneut bestätigt. Während man im Qualifying mit Carlos Sainz noch auf den zweiten Platz fahren konnte, wurde man im Rennen mal wieder durchgereicht und kam nicht über einen fünften Platz hinaus. Dabei ist es nicht nur die Rennpace an sich, die grundlegend nicht so gut ist, sondern auch der Verschleiß der Reifen, wo die Konkurrenz Vorteile hat.
© circuitpics.de
Carlos Sainz hatte gegen die Pace von Red Bull und Mercedes in Barcelona keine Chance Zoom Download
Doch Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur betont, dass die Probleme im Rennen nicht auf das Reifenmanagement zurückzuführen seien: "Ich glaube nicht, dass es am Reifenverschleiß lag", sagt Vasseur über den Abfall von Sainz im Rennen. "Das ist nicht das Hauptproblem."
"Carlos konnte in den letzten Runden eine ordentliche Pace fahren. Das heißt, es ist nicht so, dass wir die Reifen verlieren. Und Charles hat sich von der ersten Runde an über die Balance im ersten Stint beschwert, und von der ersten bis zur letzten Runde."
Was sagen die Daten zu Ferraris Reifenverschleiß?
Die Daten, die uns vom Technologieunternehmen 'PACETEQ' zur Verfügung gestellt werden, sagen jedoch etwas anderes. Im Saisonschnitt verschleißt der SF-23 seine Reifen um 0.053 Sekunden pro Runde. Im Vergleich dazu kommen Ferraris engste Rivalen viel besser mit den Reifen klar. Der Verschleiß bei Red Bull liegt bei 0.031, Aston Martin bei 0.037 und Mercedes bei 0.039 Sekunden pro Runde.
In Barcelona war der Reifenverschleiß der Scuderia jedoch tatsächlich besser als der Rückstand im Saisonschnitt. 0.067 Sekunden pro Runde waren es mit dem neuen Update, während Aston Martin bei 0.049, Mercedes bei 0.062 und Red Bull bei 0.064 lagen. Allerdings fuhren Ferraris Rivalen zum Teil zwei Stints auf dem Soft-Reifen, der einen größeren Verschleiß hatte.
Ferrari setzte hingegen auf Soft-Medium-Hard bei Carlos Sainz und Hard-Soft-Hard bei Charles Leclerc. Somit hatte die Scuderia trotz härterer Reifen gegenüber der Konkurrenz einen höheren Reifenverschleiß, was das Bild wieder etwas trübt.
Vasseur: Haben Fortschritte mit Auto gemacht
Vasseur betont dennoch, dass man Fortschritte gemacht hat: "Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, was das Potenzial angeht", meint er. "Die Referenz in Miami. Zumindest in der Quali-Pace konnten wir Carlos in die erste Reihe stellen - ein Schritt nach vorne, wahrscheinlich."
"Im Rennen könnte man sagen, dass wir im Vergleich zu Aston einen Schritt nach vorne gemacht haben, aber das ist noch lange nicht genug. Wir haben immer noch ein riesiges Leistungsdelta mit Mercedes, vom Quali bis zum Rennen. Darauf müssen wir uns konzentrieren, und wir müssen an Sonntagen gute Rennen fahren und auf jeden Fall Punkte holen."
Schaut man sich die Rennpace in Spanien an, so war Ferrari 0.64 Sekunden pro Runde langsamer als Red Bull mit Max Verstappen an der Spitze, und das, obwohl der Niederländer bei weitem nicht alles gezeigt hat.
Ein Indiz dafür ist sein letzter Stint auf den Soft-Reifen. Der Weltmeister fuhr konstant mittlere bis hohe 1:17er-Zeiten, ehe ihm mit 1:16.3 die schnellste Runde des Rennens herausrutschte, um danach wieder hohe 1:17er-Zeiten zu fahren. Das sieht klar nach Pace-Management aus.
Vasseur von Mercedes-Leistung beunruhigt
Doch nicht nur gegen Red Bull, sondern auch gegen Mercedes hatte Ferrari in Barcelona keine Chance, was Vasseur beunruhigt: "Wir müssen die Lücke zu Mercedes schließen!", sagt er. "Ich denke, dass wir im Quali wahrscheinlich etwas schneller als sie sind und im Rennen etwas langsamer als sie."
"Aber ich denke, sobald wir die Situation mit der Konstanz lösen, können wir uns vorstellen, das ganze Rennen über mit ihnen zu kämpfen, und wahrscheinlich werden wir dazu in der Lage sein, je nach Streckenlayout und Asphalt. Mit Red Bull ist es eine andere Geschichte, vor allem mit Verstappen. Er ist immer noch viel schneller als wir im Quali, viel schneller im Rennen. Es wird eine andere Geschichte sein."
Obwohl man es bei Ferrari nicht unbedingt einsehen möchte, ist der Reifenverschleiß weiterhin ein Thema im Rennen, doch das kann nicht den kompletten Rückstand erklären. Der SF-23 tut sich einfach unheimlich schwer mit viel Sprit im Renntrimm, doch warum?
Warum ist Ferrari im Rennen so langsam?
"Es könnte auch mit dem Abtriebsniveau von Team zu Team zusammenhängen", überlegt Vasseur. "Ich denke, das Hauptproblem für uns ist nicht das Potenzial auf der Runde, diese Art von Kurve oder diese andere. Das Hauptproblem ist die Beständigkeit."
"Charles zum Beispiel war im ersten und dem dritten Stint mit der gleichen Reifenmischung unterwegs. Der erste war nicht ganz auf der Höhe, und der letzte war dafür ganz okay. Und Carlos fuhr einen guten ersten Stint, einen guten letzten Stint, und in der Mitte verlor er 15 oder 20 Sekunden auf die Konkurrenz."
Es lässt sich somit kein klares Muster erkennen. Einmal ist Leclerc mit harten Reifen langsam, einmal schnell. Sainz hingegen konnte einen guten letzten Stint auf der härteren Mischung hinlegen, auf dem Medium im Mittelteil war die Pace jedoch weg. Wie kriegt man also endlich Konstanz rein?
Vasseur: Probleme nicht leicht zu beheben
"Wir haben jetzt 1000 Leute, die sich damit beschäftigen, aber es ist sehr schwierig, es zu verstehen und zu beheben, denn es ist nicht immer dasselbe Problem", erklärt Vasseur. "Es stimmt auch, dass man im Quali in der freien Luft ist und im Rennen zum Beispiel nicht. Charles hatte im ersten Stint viel zu kämpfen, aber auch der Kerl vor ihm hatte zu kämpfen."
"Vielleicht können wir die Entwicklung in Bezug auf die Konsistenz ein wenig steuern und etwas haben, das leichter zu fahren ist und mit dem wir ein wenig steuern können. Das ist die Richtung, die wir in den letzten paar Monaten oder Wochen eingeschlagen haben."
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"Und ich denke, dass wir etwas konstanter sind, als wir es zu einem bestimmten Zeitpunkt waren. Das Problem liegt nicht so sehr beim Chassis, sondern eher von Stint zu Stint, denn wenn man so etwas hätte, könnte man sagen, dass es immer da ist. Aber wir hatten auch Stints in freier Luft, die sehr schwierig waren, wie der zweite von Carlos."
"Und das Konzept bedeutet für mich nicht, dass wir mit der Form des Seitenkastens eine andere Richtung in der Entwicklung einschlagen. Aber wir werden ein neues Entwicklungspotenzial freisetzen, und das haben wir mit diesem Paket getan, denn wir haben neue Teile und Upgrades für die nächsten Rennen, und wir werden einige Schritte machen."
Kommen jetzt nur noch Angststrecken für Ferrari?
Was kann man also von Ferrari in den nächsten Rennen erwarten? Mit Kanada steht mal wieder ein Stadtkurs bevor, der eher langsame Kurven aufweist sowie einen glatten Asphalt und harte Bremsphasen. In der Theorie vielleicht kein schlechtes Pflaster für Ferrari, doch danach kommen mit Spielberg, Silverstone, Ungarn und Belgien ähnlichere Strecken wie Barcelona mit schnellen Kurven.
"Es ist wirklich schwierig, von Strecke zu Strecke eine Vorhersage zu treffen, wo wir leistungsfähig sind oder nicht", sagt der Ferrari-Teamchef. "Wir fangen jetzt an, ein besseres Bild vom Auto zu bekommen, und wir wissen, wo wir leistungsfähig sind. Ich denke, es hat nichts mit dem Layout der Strecke oder dem Asphalt zu tun."
"Miami war zumindest vom Asphalt her völlig anders, und wir hatten zwischen Quali und Rennen genau das gleiche Bild. Mercedes ist eine gute Referenz, weil sie in Monaco ein großes Paket bekommen haben und das Delta fast dasselbe ist. Das bedeutet, dass das, was sich für uns in Bezug auf die Leistung ausgezahlt hat, da ist. Ich denke, wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, aber die Konstanz ist einfach nicht da."