Nachtschicht im Simulator: Schumachers Beitrag zum Mercedes-Podium
Sowohl Lewis Hamilton als auch George Russell schreiben ihr Podium in Barcelona auch explizit der Arbeit von Mick Schumacher zu, der seinem Test entgegenfiebert
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton und George Russell haben nach ihrem Podesterfolg in Barcelona die Rolle von Mercedes-Testfahrer Mick Schumacher gelobt, der ihnen geholfen habe, das Ruder einen schwierigen ersten Trainingstag herumzureißen.
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Mick Schumacher lieferte Mercedes im Simulator für Barcelona wichtige Impulse Zoom Download
Noch am Freitag hatte Hamilton mit dem neuen W14-Upgrade-Paket das Gefühl, dass er es im Qualifying nicht bis ins Q3 schaffen würde, weil das Auto so schwierig zu fahren war.
Doch eine nächtliche Simulatorsitzung mit Schumacher im Mercedes-Werk in Brackley half dabei, die Antwort zu finden, die das Team für sein Set-up brauchte, und stellte schließlich die Weichen für den ersten doppelten Podiumsplatz der Saison.
Nach dem Rennen sagte der Zweitplatzierte Hamilton, dass Schumacher der Verdienst zukomme, Mercedes nach dem ersten Trainingstag den nötigen Schritt nach vorne gebracht zu haben. "Der Freitag war ein echter Kampf mit der Balance", sagt er.
"Es war sehr schwer zu fahren, sehr unberechenbar. Und dann haben wir über Nacht großartige Arbeit geleistet. Wir haben ein großartiges Team, mit Mick, der am Freitagabend wieder im Simulator saß und großartige Arbeit leistete, was uns half, am Samstag auf die richtige Spur zu kommen", so Hamilton.
Viel Lob für Mick Schumacher
Russell, der vom zwölften Startplatz aus auf den dritten Rang fuhr, bestätigte, dass sich der Mercedes am Samstag in Barcelona so gut wie nie zuvor angefühlt habe, auch wenn er im Qualifying einige Probleme mit dem Handling hatte.
"Er fühlte sich wahrscheinlich so gut an wie noch nie in Barcelona, was an den kühleren Bedingungen lag", erklärt Hamiltons Teamkollege. "In dieser Saison fühlte es sich wahrscheinlich so gut an wie noch nie, so komplett wie noch nie."
Auch er schwärmt: "Das Team hat einen wirklich großartigen Job gemacht. Die Arbeit, die Mick und das Simulatorteam über Nacht leisten - sie waren bis weit nach Mitternacht im Einsatz, um uns bei der Abstimmung zu helfen und das Auto in ein gutes Arbeitsfenster für das Rennen am Sonntag zu bringen."
"Wir machen also Fortschritte in die richtige Richtung. Wir müssen nur sicherstellen, dass wir vor allem im nächsten Jahr einen guten Start hinlegen, denn ich denke, wir als Team entwickeln uns wahrscheinlich schneller als alle anderen", so Russell.
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Schumacher berichtete gegenüber 'Sky', angesprochen auf seine Tätigkeit im Simulator in der Nacht auf Samstag: "Wir haben da verschiedene Set-ups, die wir uns anschauen wollen, verschiedene Heckflügel, die laufen wir dann im Simulator durch."
"Dann kann ich auch immer einen Kommentar dazu geben und sagen, okay, der Heckflügel fühlt sich so und so an, hat aber diese Vorteile und diese Nachteile. So kann man sich dann einen besseren Überblick verschaffen und hoffentlich somit die richtigen Entscheidungen treffen", erklärt der Mercedes-Testfahrer.
Schumacher selbst bleibt bescheiden
Über die erzielte Steigerung zeigt sich Schumacher erfreut. "Das ist natürlich gut zu wissen", sagt er, "aber ob das jetzt alles nur an dem Simulator liegt, das weiß ich nicht."
"Ich glaube es eher nicht. Aber im Endeffekt ist es trotzdem gut für die Fahrer, zu wissen, das ist die Richtung, die eventuell fürs Rennen besser ist oder eben fürs Qualifying, um sich quasi so dann das beste Paket für sich rauszusuchen", ergänzt der Deutsche.
Mit dem neuen Gesamtpaket des W14 ist Hamilton jedenfalls sichtlich zufriedener. "Es ist definitiv das beste Auto der letzten anderthalb Jahre", hält der Brite fest. "Das ist ein großes Lob an die fantastische Gruppe von Leuten, die wir in der Fabrik haben, die weiterhin hart arbeiten und das Auto vorantreiben."
"Es fühlte sich an diesem Wochenende am besten an. Im Qualifying und im Rennen fühlte es sich besser an als in den vergangenen 14, 15 Monaten. Das ist sehr ermutigend, nicht nur für mich, sondern für alle im Team. Das ist ein großer Schub für die Moral. Wir werden diese Energie nutzen, um das Auto weiterzuentwickeln."
In dieser Woche wird Schumacher den überarbeiteten Mercedes im Rahmen eines Pirelli-Reifentests auch selbst pilotieren können. "Ich freue mich auf jeden Fall. Es wird das erste Mal sein, hier in einem Mercedes-Auto zu fahren", blickt er voraus.
Darum ist der Test für ihn so wichtig
"Nach so einem Event hier zu sein, da hat man direkt die Referenz und die Vergleiche. Natürlich sind die Reifen etwas anders. Wir haben keine Reifendecken mehr, also die Reifen werden nicht mehr vorgeheizt. Das wird spannend sein, aber dennoch ist es gut, im Auto zu sitzen und ein paar Runden zu drehen."
Sky-Experte Ralf Schumacher betont in seiner Kolumne zum jüngsten Grand-Prix-Wochenende, wie wichtig dieser Test für seinen Neffen ist: "Zum einen bekommt er eine Bestätigung zwischen der Simulatorarbeit und der Realität. Für einen Fahrer ist es ganz wichtig, dass man ein Gefühl im Auto bekommt."
"Und dann kann er natürlich auch zeigen, dass er in dem Auto schnell sein kann. Die Leute werden hinschauen und man kann da durchaus Vergleiche zu den anderen Fahrern und Teams ziehen. Mick kann ein Ausrufezeichen setzen - auch im Team."
Dass die Mercedes-Piloten ihn für seine Arbeit im Simulator nach Barcelona explizit gelobt haben, sei bereits eine enorme Bestätigung für den Deutschen. "Er trifft mit den Ingenieuren im Simulator Entscheidungen für die Entwicklung und Abstimmung am Auto, da müssen ihm Hamilton und Russell vertrauen", weiß der Experte.
"Wenn das dann funktioniert, ist es umso schöner, weil er dann ein wichtiger Bestandteil des Teams wird und auch so angesehen wird. Mick entscheidet mit, in welche Richtung das Auto entwickelt wird und sein Feedback ist enorm wichtig für das Team."