• 04. Juni 2023 · 09:49 Uhr

Updates funktionieren: Lewis Hamilton träumt davon, Verstappen zu jagen!

Auf den ersten Blick sieht das Qualifying in Barcelona für Mercedes nicht nach Durchbruch aus, doch möglicherweise steht der jetzt unmittelbar bevor

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 entscheiden üblicherweise die Ingenieure darüber, wie die Autos designt werden. Doch dass Mercedes ("Zero-Pod") und Ferrari ("Badewanne") jetzt ihre Seitenkästen umgebaut haben auf ein konventionelleres Design, das war letztendlich ein Befehl von ganz oben: "Fred und ich haben für ein konventionelles Bodywork Druck gemacht", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

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Lewis Hamilton glaubt, dass Mercedes vor einem Durchbruch stehen könnte Zoom Download

Er erklärt: "Die Ingenieure sagen immer, das macht kaum einen Unterschied. Stimmt schon, das liegt alles mehr unter dem Auto. Da generieren diese Autos die meiste Downforce, nicht durch die Motorabdeckung. Aber wir wollten diese Faktoren aus der Gleichung nehmen. Mit einem konventionelleren Seitenkasten und Bodywork brauchen wir darüber nicht mehr zu diskutieren."

Mit dem Mercedes-Update, das in Monaco eingeführt und für Barcelona feingetunt wurde, ist es gelungen, Fragezeichen zu eliminieren. Die Ingenieure rund um den neuen und alten Technischen Direktor James Allison können sich jetzt auf die Bereiche konzentrieren, von denen man weiß, dass sie Performance bringen.

Dass das nicht über Nacht reichen wird, um Red Bull herauszufordern, war schon vor dem Grand Prix von Spanien klar. Aber das siebte Rennwochenende der Formel-1-Saison 2023 ist ein Schritt in die richtige Richtung. War Lewis Hamilton nach dem Freitagstraining noch eher enttäuscht, so spürt er nach dem Qualifying, dass es in die richtige Richtung geht.

Was Hamilton nach dem Qualifying sagt

"Ich bin wirklich happy, denn wir haben mit dem Auto tolle Fortschritte gemacht", sagt er. "Dass wir heute um den zweiten Startplatz kämpfen konnten, ist eine große Überraschung. Wir haben über Nacht ein paar Dinge umgestellt, und heute Morgen funktionierte das Auto viel besser. Ich habe mehr Vertrauen. Die Upgrades funktionieren. Definitiv."

Hamilton belegte am Ende des Qualifyings den fünften Platz, 0,546 Sekunden hinter Max Verstappens Poleposition, aber nur 0,084 Sekunden hinter der ersten Startreihe. Das sei "enorm ermutigend", sagt er und ergänzt: "Wenn wir um die WM kämpfen würden, würde ich mich jetzt mehr darüber ärgern, dass ich in Kurve 10 zwei Zehntel liegen lassen habe."

Dabei war sein Mercedes nach der haarigen Situation mit George Russell am Ende leicht lädiert: "Mein Frontflügel war beschädigt. Ob auch am Unterboden was war, weiß ich nicht." Aber Hamilton stellt klar: "Mit dem Red Bull hätten wir so oder so nicht konkurrieren können. Die sind immer noch in einer eigenen Liga. Aber wir kommen jetzt!"

"Bouncing": Alter Bekannter in Barcelona wieder da

In der Euphorie über die Verbesserungen gibt Hamilton als seinen Rennplan an, "Max zu jagen". Das wird vermutlich zu ambitioniert sein. Der nächste Schritt muss sein, dem F1 W14 E Performance nach und nach die Schwächen auszutreiben, die er noch hat. Zum Beispiel das "Bouncing", das im Qualifying sowohl Russell als auch Hamilton das Leben schwergemacht hat.

"Wir arbeiten dran", sagt Hamilton. "Heute war es schon viel besser als am Freitag. In Kurve 14 vielleicht noch ein bisschen. Aber es wird besser. Wenn ich mir den Ferrari anschaue, dann bounct der viel mehr als wir. Andere auch. Daran müssen wir arbeiten, denn Aston hat unser Heck, und die haben kein Problem damit."

"Wir müssen dahinterkommen, woran das liegt. Ich denke, dass es ganz offensichtlich ein aerodynamisches 'Bouncing' sein muss. Hängt damit zusammen, wie die Luft durch die Kanäle unter dem Auto strömt. Da ist irgendwas los, und das müssen wir perfektionieren", fordert Hamilton von seinen Ingenieuren.

Unterboden bleibt der Dreh- und Angelpunkt

Die haben immerhin einen Anhaltspunkt, wie sie den Unterboden verbessern können, seit in Monaco der Red Bull von Sergio Perez mit dem Kran angehoben wurde. Die hochauflösenden Fotos vom Unterboden des RB19 hat natürlich auch Mercedes eingekauft. Und daraus können die Ingenieure durchaus ihre Rückschlüsse ziehen.


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Ob der Red-Bull-Unterboden komplex aussieht oder nicht, interessiert Toto Wolff wenig: "Er ist schnell, er ist gut", sagt er. "Ich habe meinen Ingenieuren die Frage gestellt, was wir daraus schließen können, und sie sagen schon, dass es da interessante Analysen gibt, wie der Luftstrom funktioniert."

"Verstappen ist immer noch auf einem ganz anderen Niveau. Es nervt mich brutal, das sagen zu müssen, aber das ist einfach die Realität", räumt der Mercedes-Teamchef ein. "Die Formel 1 ist eine Leistungsgesellschaft, und sie haben den besten Job gemacht. Der Fahrer ist auch exzellent, und so sind sie unterm Strich weit voraus. Aber wir haben es selbst in der Hand, das zu ändern."

Wolff: Eigentlich war Platz 2 drin

Die zuletzt eingeführten Updates bewertet Wolff als "solide. Wir hätten eigentlich hinter Max Zweiter sein sollen. Wir glauben, dass wir noch was in der Tasche hatten. Darum ist die Enttäuschung jetzt so groß. Aber wenn wir uns die Abstände anschauen, dann liegt alles sehr eng beisammen. Es geht schnell, mit einem kleinen Fehler zurückzufallen."

"Leclerc ist ja auch in Q1 raus, Perez in Q2. Mysteriös. Der Wind hat manchmal um 180 Grad gedreht. Vielleicht lag es daran. Aber unser Paket ist eine starke Basis", glaubt Wolff. "Jetzt können wir mit einer gewissen Stabilität am Auto arbeiten, ohne einzelne Teile hinterfragen zu müssen. Bodywork, Unterboden, Aufhängungen, das ist jetzt alles etabliert. Darauf müssen wir aufbauen."

Der W14 ist insofern noch eine "Diva" (um bei der Formulierung zu bleiben, die Mercedes vor ein paar Jahren selbst gewählt hat), als es den Fahrern nicht immer leichtfällt, das beste Set-up zu finden. Barcelona ist nicht das erste Wochenende, an dem das Freitagstraining nicht nach Plan gelaufen ist, es dann aber immer besser wurde.

Hamilton versucht zu erklären: "Das Auto hat mit diesem Aeropaket ein ziemlich schmales Arbeitsfenster. Wir haben kein breites Fenster, in dem es überall halbwegs funktioniert, wie das zum Beispiel beim Red Bull eindeutig der Fall ist. Sondern wir müssen uns dem besten Set-up nach und nach annähern, indem wir das Auto feintunen."

Russell auf P12: Ergebnis ist erklärbar

Das wird nicht immer gelingen. Russell wurde im Qualifying nur Zwölfter, schied bereits in Q2 aus. Aber immerhin gibt's dafür eine Erklärung. Wolff: "Die Richtung, die wir bei George mit dem Set-up eingeschlagen haben, hat das Auto schlechter gemacht. Er hat keinen Grip gespürt, er hatte 'Bouncing' und Untersteuern, nachdem es zuvor übersteuert hat."

Es gelte jetzt, herauszufinden, was das Team anders machen hätte können, um die maximale Performance abzurufen. Ganz wichtige Lektionen am Beginn eines neuen Pakets, das die Ingenieure erst noch kennenlernen müssen. Die Hoffnung ist, dass Mercedes so ganz automatisch besser wird, ohne im großen Stil weitere neue Teile einführen zu müssen.

"Ich glaube, dieses Auto ist jetzt eine solide Basis", sagt Wolff. "Jetzt gibt's kein Gerede mehr über ein neues Reglement, über die Höhe der Unterbodenkanten; 'Bouncing' ist de facto auch ein Thema, das nicht mehr existiert. Ja, heute im Qualifying hatten wir es wieder, aber wir wissen, was wir dagegen hätten machen können."

"Jetzt sind wir an dem Punkt, wo wir Performance und Downforce suchen können, immer mit der Einschränkung, dass man es auch mit den Reifen vermasseln kann. Darum sehen wir auch so große Unterschiede zwischen den Teamkollegen. Ich glaube, das hängt mit unterschiedlichen Temperaturen und den Reifen zusammen", so der Österreicher.

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