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Steiner: Millionensport wie Formel 1 braucht endlich Profikommissare
Günther Steiner will nach der Strafe gegen Nico Hülkenberg das seiner Meinung nach antiquierte System nicht-permanenter Stewards in der Formel 1 abschaffen
(Motorsport-Total.com) - "Die Formel 1 ist eine der größten Sportarten der Welt und wir haben immer noch Laien, die über das Schicksal von Menschen entscheiden, die Millionen in ihre Karriere investiert haben!" - Günther Steiner hat nach der Strafe gegen Nico Hülkenberg beim Grand Prix von Monaco genug von den Sportkommissaren.
© Motorsport Images
Günther Steiner reicht es mit den Entscheidungen der Sportkommissare Zoom Download
Der Haas-Pilot wurde für eine Berührung mit Logan Seargant mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt, die später auf zehn Sekunden erhöht wurde, weil das Team sie beim Boxenstopp verbockte. Den Preis hatte er mit einem Reifenschaden ohnehin schon selbst bezahlt. Teamchef Günther Steiner ist die Strafe dennoch ein Dorn im Auge.
"Ich versuche immer noch, es zu verstehen", antwortet der Südtiroler auf die Frage, wofür die Strafe eigentlich war. "Niemand kann es mir erklären. Ich habe E-Mails geschrieben und Bilder studiert, und ehrlich gesagt kann ich keine Kollision erkennen." Das zeige sich allein schon daran, dass er bis heute nicht wisse, für welche Kurve die Strafe ausgesprochen wurde - Kurve 5 oder 6.
"Nico kommt von innen und ist eigentlich vorne, taucht in die Kurve ein ... aber ich sehe keine Kollision", erklärt er den Vorfall in der Mirabeau-Kurve. "Mir wurde gesagt, dass die Kollision eine Berührung war. Das sei die Definition. Ich versuche immer noch, eine Erklärung zu finden. Denn meiner Meinung nach war die Entscheidung völlig falsch."
Auch Alexander Albon wundert sich über die Strafe: "Ich habe das Überholmanöver beziehungsweise die Kollision gesehen. Ehrlich gesagt hätte ich da keine Strafe gegeben, für mich war das okay. Es war sicherlich optimistisch, aber er hat es geschafft."
Inkonsistenz noch nicht überwunden
Die Stewards der Formel 1 stehen seit Jahren wegen unbeständiger Entscheidungen in der Kritik. Alle Maßnahmen der vergangenen Jahre hätten nichts gebracht, so Steiner. "Wir bekommen eine Strafe für etwas, das ich nicht einmal für eine Kollision halte. Andere Leute fahren sich während des Rennens in die Karre - die bekommen die schwarz-weiße [Verwarnungs-]Flagge."
"Dann schauen wir uns den Unfall in Miami zwischen de Vries und Norris in der ersten Runde an, das war keine Kollision. Wenn du eine Kollision hast, weil du jemanden angreifst und er reagiert... Warum sollte man dafür eine Strafe bekommen?"
"Weil man, wenn man jemanden überholen will, natürlich versucht, ihn zu einem Fehler zu zwingen, damit man überholen kann. Das wäre also auch illegal. Für mich ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar. Mir wurde gesagt, dass auf dem Video eine Kollision zu sehen ist. Ich habe mir viele Bilder angeschaut, ich sehe keine Kollision.
Er macht auch einen Vorschlag, wie es seiner Meinung nach besser laufen könnte: "Wir müssen auf diese Frage zurückkommen: Brauchen wir ein anderes System für die Sportkommissare? Denn in jedem Profisport gibt es Profis, die Schiedsrichter sind und so weiter. Die Formel 1 ist eine der größten Sportarten der Welt und wir haben immer noch Laien, die über das Schicksal von Menschen entscheiden, die Millionen in ihre Karriere investiert haben!"
"Ich will hier niemanden beschuldigen. Es ist nicht einmal ein Job, denn aus einem Job kann man entlassen werden, weil man bezahlt wird. Und wenn man einen schlechten Job macht, wird man gefeuert. Man kann [hier] nicht entlassen werden, weil man nicht bezahlt wird".
Festanstellung als Lösung?
Bislang lehnt die Formel 1 permanente Kommissare mit der Begründung ab, die Rotation verhindere Befangenheit. "Warum funktioniert das dann beim Rennleiter und nicht beim Steward? Das ist doch dasselbe", entgegnet Steiner.
Es sei einfach an der Zeit, das zu ändern: "Wir haben im Fußball Schiedsrichter, die machen das hauptberuflich, das ist ein Vollzeitjob. Vor dreißig Jahren war der Bäcker von nebenan der Schiedsrichter, das hat sich geändert."
"Wir diskutieren das seit Jahren. Und wir kommen immer wieder darauf zurück. In jeder anderen Sportart gibt es dafür Profis. Amerikanischer Motorsport, NASCAR, IndyCar: Wie oft hören Sie von Problemen mit den Stewards oder mit Entscheidungen der Rennleitung? Sehr selten. Aber die machen das ganz anders, da arbeiten Leute hauptberuflich."
"Ich glaube, es gibt keine andere Sportart, in der das immer wieder zur Sprache kommt, denn es geht nicht nur um mich oder uns, es geht darum, dass wir seit Jahren keinen Frieden mit diesem Thema finden."
Albon hält den Vorschlag für "keine schlechte Idee. Generell würde ich jemanden nehmen, der kürzlich in einem Formel-1-Auto gesessen hat, der die Autos und die Reifen versteht. Das ist ganz anders als vor 20 Jahren, geschweige denn vor 30 oder 40 Jahren."
Er schlägt Jolyon Palmer vor: "Er analysiert die Unfälle sehr gut. Ich glaube, er wäre der perfekte Kandidat. Jemand wie er wäre eine gute Wahl."