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Lewis Hamilton: Sein Boxenfunk sagt mehr aus als Platz 4 in Monaco
Wer wissen will, wie die Stimmung bei Mercedes wirklich ist, hört am besten in den Boxenfunk - und findet dort einen sehr entspannten Lewis Hamilton ...
(Motorsport-Total.com) - Wer einen Eindruck darüber gewinnen will, wie Mercedes die Updates wirklich bewertet, der hört am besten in den Boxenfunk von Lewis Hamilton nach der Zieldurchfahrt beim Grand Prix von Monaco 2023.
© Motorsport Images
Lewis Hamilton erreichte im ersten Rennen mit den Updates den vierten Platz Zoom Download
"Gute Arbeit, Lewis! Das ist P4. Ganz und gar nicht schlecht, und schnellste Runde obendrein", lobte Renningenieur Peter Bonnington, und Hamilton antwortete mit einem erleichterten "Wuhuu" und: "Let's go! Großartige Arbeit, Jungs. Das war ein hartes Rennen. Ich bin super dankbar für die Arbeit, die alle geleistet haben, um dieses Upgrade zu bringen. Wir brauchen mehr, das wisst ihr. Aber lasst uns weiter pushen."
Fast so, als wolle er Gerüchte über einen angeblichen Wechsel zerstreuen, ergänzte Hamilton dann auch noch: "Ich glaube an euch." Und als Teamchef Toto Wolff persönlich an den Boxenfunk kam, quittierte Hamilton das mit einem gleichermaßen augenzwinkernden wie respektvollen: "Jawohl, Sir."
Eine ganz andere Atmosphäre also als bei Ferrari, wo Carlos Sainz am Boxenfunk über seine Strategen geflucht hat, und ein Indiz dafür, dass Aufbruchstimmung herrscht bei Mercedes. Auch wenn die Positionen 4 und 5 nicht das sind, was man sich vor Saisonbeginn eigentlich erhofft hatte. Trotzdem: Monaco war ein Anfang.
"Ein gutes Ergebnis", freut sich Hamilton, "und als Team insgesamt eine gute Verbesserung. Ich denke, wir haben einen Schritt nach vorn gemacht. In so einem schwierigen Rennen Vierter und Fünfter zu werden, ist ein großartiges Ergebnis. Das Team hat mit der Strategie wirklich solide Arbeit geleistet. Die Ferraris zu überspringen war fantastisch."
Ein bisschen was fehlte noch auf Ferraris Pace
Hamilton war vom fünften Platz aus auf Mediums in den Grand Prix gestartet, anders als sein Teamkollege George Russell, der mit harten Reifen losfuhr. Als er in der 31. Runde als erster Fahrer aus den Top 15 an die Box kam, um Reifen zu wechseln, lag er 3,6 Sekunden hinter Sainz und 0,9 Sekunden vor Charles Leclerc im Ferrari-Sandwich.
Das zeigt schon, dass noch nicht alles golden ist bei Mercedes, denn Sainz fuhr ab seinem Hauruckversuch gegen Esteban Ocon in der Hafenschikane mit einem lädierten Frontflügel und den härteren Reifen, konnte sich aber trotzdem leicht von Hamilton absetzen.
Doch als die Regenwolken in Monaco über den Hügel kamen und es zu regnen begann, reagierten die Mercedes-Strategen konsequenter als die von Ferrari, wechselten auf Intermediates und brachten so beide Autos an beiden Ferraris vorbei.
Von Russells Boxenfunk gar nichts mitbekommen
Zwischendurch wünschte sich Russell eine Stallorder und schlug vor, ihn an Hamilton vorbeizulassen, damit er sich gegen Leclerc einen Puffer verschaffen kann. Russell hatte eine Fünfsekundenstrafe kassiert. Sein Vorschlag wurde aber, das zeigt das Funkprotokoll, gar nicht erst an Hamilton herangetragen.
Der fuhr konzentriert sein eigenes Rennen und verkürzte die 2,1 Sekunden, die er in Runde 57 auf Ocon hatte, so schnell, dass er schon in Runde 59 erstmals im DRS-Fenster des Alpine auftauchte. Das Podium war trotzdem außer Reichweite. So viel schneller, dass es für einen Überholversuch gereicht hätte, war Hamilton nicht.
"Es gibt kein Wort dafür, wie schwierig die Bedingungen heute waren", analysiert Hamilton. "Ich konnte zuerst keine Temperatur in den Intermediate kriegen. Unser Timing des Reifenwechsels war gut, aber es war wahnsinnig schwierig, keinen Fehler zu machen und das Auto auf der Strecke zu halten."
"Für mich war es sehr, sehr haarig", sagt er. "Unsere Reifen haben nicht funktioniert. Es war ein Fahren wie auf Eis. Aber nach einiger Zeit begannen die Reifen zu funktionieren, und dann wurde es besser. Ich war ein paar Mal nah dran zu crashen, aber es hat schon gepasst."
Timo Glock: Mercedes hat das Beste draus gemacht
'Sky'-Experte Timo Glock findet, dass Mercedes "aus dem, was zur Verfügung stand, das Maximum rausgeholt hat. Wenn man überlegt, dass man mit einem runderneuerten Auto gekommen ist, was nicht einfach zu analysieren ist und in die richtige Richtung zu gehen, haben sie mit beiden Fahrern einen guten Job gemacht. Rundum ein gelungenes Wochenende mit dem neuen Paket."
Hamilton nickt: "Ich bin wirklich happy. Vor dem Wochenende wussten wir nicht, wo wir stehen würden. Ich möchte mich bei allen bedanken, die in der Fabrik dafür gearbeitet haben, diese Upgrades zu bringen. Es war so viel Arbeit, und wir haben das Auto in einem Stück nach Hause gebracht. Und wir haben die Ferraris geschlagen."
"Ich habe schon das Gefühl, dass das Auto besser geworden und vorangekommen ist", sagt er. "Ich schätze, in Barcelona bekommen wir ein besseres Gefühl dafür - auf einer Strecke, auf der wir in den ganzen mittelschnellen und schnellen Kurven viel mehr pushen können. Insgesamt war es ein positiver Anfang für uns."
Wie geht's jetzt mit den Updates weiter?
Die Updates nach Monaco zu beurteilen, fällt schwer. Der Stadtkurs ist mit seinem Profil keine typische Rennstrecke. Hamilton versucht es trotzdem: "Das Auto war auf den Bodenwellen ziemlich steif. Mir ist ein bestimmter Bereich aufgefallen, der eindeutig besser war. Wie das nächste Woche sein wird, weiß ich nicht."
Wolff meint indes, der Regen habe Mercedes geschmeichelt: "Unsere Reifen haben stärker abgebaut als bei der Konkurrenz, und der Alpine war nicht nur im Quali sehr stark, sondern auch im Rennen. Bei Lewis haben die Reifen nachgelassen. Aber liegt das am Auto oder daran, dass er im Getriebe des Vordermannes gesessen ist? Schwer zu sagen."
Die Basis für weitere Fortschritte scheint mit dem Update (Unterboden, Vorderradaufhängung, Seitenkasten) jedenfalls gelegt zu sein. Hamiltons Stimmung war seit Wochen nicht mehr so gut wie nach Monaco. Das konnte man sowohl in seinen Interviews als auch am Boxenfunk raushören.