• 28. Mai 2023 · 19:29 Uhr

Alonso verteidigt Fehlentscheidung: "Es war zu 99 Prozent trocken!"

Fernando Alonso nimmt die Fehlentscheidung beim ersten Boxenstopp auf seine Kappe, ist sich aber nicht sicher, ob er ohne diese das Rennen gewonnen hätte

(Motorsport-Total.com) - Hat der Wechsel auf Medium-Reifen in Runde 55 Fernando Alonso um den Sieg beim Formel-1-Rennen in Monaco gebracht? Der Spanier lag auf dem zweiten Platz, als beim Grand Prix im Fürstentum die entscheidende Phase anbrach und es im zweiten Sektor anfing zu regnen. Während viele Konkurrenten Intermediates holten, gab Aston Martin Alonso Mediums mit auf den Weg.

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Fernando Alonso kann sich auch über den zweiten Platz freuen Zoom Download

Das war eine klare Fehlentscheidung. Denn nur eine Runde später musste er noch ein weiteres Mal zum Reifenwechsel an die Box kommen - diesmal um sich Intermediates abzuholen. Natürlich darf man sich da die Frage stellen, ob ihm das den Sieg gekostet hat, denn als er wieder auf die Strecke kam, lag er weniger als 20 Sekunden hinter Verstappen - das entspricht ungefähr einem Boxenstopp.

"Ich glaube, wenn Fernando die Intermediates genommen hätte, dann wäre es deutlich enger geworden und hätte uns bei unserem Boxenstopp stärker unter Druck gesetzt", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der zugibt, dass man Verstappen wohl eine Runde zu lange draußen ließ. "Aber glücklicherweise hat er den Slick genommen, als der Regen losging."

Vor seinem Boxenstopp hatte Alonso rund acht Sekunden Rückstand auf den Red-Bull-Piloten, der seit Rennbeginn auf Medium-Reifen unterwegs war. Die wären aber durchaus aufholbar gewesen, denn alleine im zweiten Sektor verlor Verstappen vor seinem Boxenstopp knapp acht Sekunden auf andere Piloten, die bereits den Intermediate hatten.

Alonso verlor auf seinen frischen Mediums dort knapp vier Sekunden und musste schnell feststellen, dass die Intermediates die bessere Wahl gewesen wären.

Alonso entschied sich selbst für Reifen

Die falsche Entscheidung traf Alonso dabei sogar selbst, wie aus dem Funkprotokoll vor dem ersten Boxenstopp ersichtlich wird.

Renningenieur: "Deine Zeiten sind ähnlich wie die von Verstappen. Denk drüber nach, was wir tun sollen."
Alonso: "Hängt von der Wettervorhersage ab."
Renningenieur: "Wir denken, es ist ein kurzer Schauer auf dem Radar."
Renningenieur: "Verstappen draußen, Verstappen draußen geblieben. Wir sind aber immer noch vor Ocons Boxenfenster. Es ist okay, wenn du draußen bleibst. Hier ist es total trocken."
Alonso: "Aber wie viel? Lasst uns unter gleichen Bedingungen wie sie fahren. Aber mit frischen Reifen."
Renningenieur: "Ja. Wir denken darüber nach."
Renningenieur: "Okay, Kumpel. Box in dieser Runde. Es werden Mediums sein."

Seine Entscheidung verteidigt der Spanier nach dem Rennen: "Für mich war klar, dass die Strecke in der Runde, in der ich an die Box bin, komplett trocken war - abgesehen von den Kurven 7 und 8", sagt er. "Warum sollte ich dann Inters aufziehen? Es war komplett trocken. 99 Prozent der Strecke. Also bin ich auf Trockenreifen gegangen."

Aston Martin vom Regen überrascht

Für ihn war das in dem Fall sogar die sichere Variante: "Die Vorhersage hat kleinere Schauer und wenig Regen gesagt, und wir hatten einen genügenden Puffer nach hinten, um Trockenreifen aufzuziehen und wenn nötig noch die Intermediates", erklärt Alonso.

Aston Martin war sich sicher, dass es nur einen kurzen Schauer geben würde. Doch das war ein Trugschluss: "Er ist dann rausgefahren, den Berg hoch und dann haben wir gesehen, das es angefangen hat zu regnen", sagt Teamchef Mike Krack. "Das war auf keinem Radar."

"In den eineinhalb Minuten hat es sich in den Kurven 5, 6,7 und 8 noch einmal komplett verändert", schildert Alonso. "Die Outlap auf Trockenreifen war ziemlich nass, aber in der Runde vor dem Boxenstopp war es komplett trocken."

Alonso musste ein weiteres Mal an die Box kommen und lag plötzlich knapp 20 Sekunden hinter Verstappen, den er im weiteren Rennverlauf nicht mehr zu Gesicht bekommen sollte.

Auf die Frage, ob er das Rennen mit den richtigen Reifen hätte gewinnen können, will Alonso keine Antwort geben: "Ich weiß nicht", zuckt er mit den Schultern. "Aber wenn es aufhört zu regnen oder nur fünf Minuten in den drei Kurven, dann hätten wir die richtige Entscheidung getroffen."

Alonso: Hätten im Trockenen keine Chance gehabt!

Doch es gibt noch eine andere Frage, die sich vielen Fans aufdrängt: Hätte Alonso das Rennen gewinnen können, wenn es komplett trocken geblieben wäre? Denn Aston Martin war ein Risiko eingegangen und hatte Alonso zu Beginn auf harte Reifen gesetzt, während Verstappen lange auf Mediums fuhr.

Doch da winkt der Spanier ab: "Ich denke, wir hätten keine Chance gehabt", sagt er klipp und klar. "Wir waren mutig mit der Strategie. Es kommt nicht so häufig vor, dass du mit harten Reifen aus der ersten Reihe startest."


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Das Team habe gewusst, dass die Strategie auch Nachteile hat: "Wir hätten auch Fünfter oder Sechster werden können, aber wir haben das am Morgen besprochen und gesagt, dass wir in diesem Jahr schon ein paar Podestplätze haben und jetzt auf alles oder nichts gehen", so Alonso.

"Wir sind auf dem harten Reifen gestartet, aber wir hatten keine Pace. Das war das einzige Problem im Rennen", sagt er.

Verstappen war einfach schneller

Und: "Der Medium war überraschend gut. Wir hatten auf mehr Graining und einen höheren Abbau gehofft, aber Max konnte 50 Runden lang eine fantastische Pace fahren. Darum hat er das Rennen gewonnen. Nicht aufgrund der Strategie, sondern weil er schneller war als wir."


Verstappen siegt: Hat's Alonso selbst verbockt?

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Dass Alonso und Aston mit dem Reifenwechsel ins Klo gegriffen haben, steht fest. Aber war das die Rennentscheidung in Monte Carlo 2023? Weitere Formel-1-Videos

Das sieht auch Krack so: "Max hat auf den Mediums gemanagt und es geschafft, uns wegzufahren. Wir haben dann auch ein bisschen abreißen lassen, damit wir die Reifen auch schön schonen können. Aber ich glaube, Max konnte zu jedem Zeitpunkt zulegen", sagt er. "Von daher ist es glaube ich nicht realistisch zu denken, dass wir ihn da geschlagen hätten."

Daher will sich Alonso auch nicht mit dem Thema Was-wäre-Wenn beschäftigen und gibt sich auch mit dem zweiten Platz zufrieden: "Wir sind sehr glücklich über das Rennen, denn der Erste war heute sehr schnell. Auf jedem Reifen und unter allen Bedingungen war Max 15 oder 20 Sekunden vor uns."

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