F1-Freitagstraining: Leclerc crasht, Verstappen fängt Mercedes ab
Mercedes fällt nach Bestzeit in FT1 zurück, Charles Leclerc fliegt ab und crasht den Ferrari, und Max Verstappen tut, was er am besten kann: Bestzeit fahren
(Motorsport-Total.com) - Nach der doppelten Bestzeit für Mercedes im ersten stellte Red Bull im zweiten Freien Training zum Grand Prix von Miami 2023 das gewohnte Kräfteverhältnis wieder her. Max Verstappen stellte in 1:27.930 Minuten einen neuen Streckenrekord auf und verwies damit seine nächsten Verfolger um fast eine halbe Sekunde auf die Plätze.
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Max Verstappen sicherte sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Miami 2023 Zoom Download
Am nächsten an ihm dran war noch Carlos Sainz (Ferrari) mit 0,385 Sekunden Rückstand, vor Charles Leclerc (Ferrari/+0,468) und Sergio Perez (Red Bull/+0,489). Dabei hatte die Session für Verstappen gar nicht nach Plan begonnen, beschwerte er sich doch lautstark über seine verrutschte Kopfstütze, die nach dem ersten Installation-Run neu fixiert werden musste.
Sein Teamkollege Perez handelte sich zu Beginn des Trainings eine Verwarnung in Form einer schwarz-weißen Flagge ein. Der Red-Bull-Pilot hatte gerade eine neue Bestzeit in Sektor 1 aufgestellt, als er von AlphaTauri-Rookie Nyck de Vries (19./+1,998) behindert wurde, ausweichen musste und beinahe gecrasht wäre.
Perez brach daraufhin seine schnelle Runde ab. Der Call seines Renningenieurs, an die Box zu kommen, kam aber ziemlich spät, sodass er an der Boxeneinfahrt unerlaubterweise über die weiße Linie fuhr. Konsequenzen in Form einer konkreten Strafe hat das für Perez nicht.
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Anders als in Baku konnte er Verstappen am Freitag in Miami aber nicht das Wasser reichen: "Perez scheint ein bisschen länger zu brauchen. Aber er hat alle Daten von Max und kann sich die über Nacht anschauen", analysiert 'Sky'-Experte Jenson Button.
Perez selbst sagt: "Nicht mein bester Freitag. Meine Runde war ziemlich schlecht. Ich hatte in der letzten Kurve blockierende Räder. Da geht noch einiges mehr. Ich bin wirklich nicht gut gefahren. Wenn ich das verbessere, dann sollte das schon passen."
Verstappen spricht indes von einem "guten Tag. Ich habe ein gutes Gefühl im Auto. Die Balance stimmt." Lediglich das niedrige Gripniveau habe ihm im ersten Training Schwierigkeiten bereitet. "Aber das war für alle gleich."
Wurz: "Perez wird grübeln müssen"
'ORF'-Experte Alexander Wurz sagt: "Der Red Bull war im ersten Training noch sehr unruhig, aber der Grip der Strecke ist dann gewachsen. Das hilft dann noch einmal der Hinterachse. Max war sehr schnell im zweiten, dritten Sektor, im zweiten, dritten Anlauf noch schnellste lila Sektorzeiten gefahren, und auch im Renntrimm war er Schnellster. Er legt ganz klar die Latte hoch, und Perez wird heute richtig grübeln müssen, wo er die Rundenzeit auf den Teamkollegen findet."
Fernando Alonso (Aston Martin) belegte mit 0,730 Sekunden Rückstand den fünften Platz, vor Lando Norris (McLaren/+0,811). Schnellster Mercedes-Fahrer war Lewis Hamilton (+0,928) auf Rang 7; George Russell, der Schnellste des ersten Trainings, wurde mit 1,286 Sekunden Rückstand 15.
Mercedes: Schon im ersten Training volle Power
Russell war mit dem Fahrverhalten seines W14 nicht zufrieden, beschwerte sich unter anderem darüber, dass in Kurve 2 das kurveninnere Vorderrad abhob. Grundsätzlich war der Rückfall von Mercedes von FT1 auf FT2 aber erklärbar. Teamchef Toto Wolff hatte in der Mittagspause bestätigt, dass der Mercedes-Motor von Beginn an ziemlich stark aufgedreht war.
"Meine Runde auf Mediumreifen hätte mich in die Top 4 gebracht. Aber als wir dann den Soft aufgezogen haben, hatte ich kein Gefühl mehr für das Auto", sagt Russell. Trotzdem ist er optimistisch: "Wir verstehen, warum das so ist, glaube ich."
Hülkenberg ohne großen Unfallschaden
Nico Hülkenberg hatte am Freitag Glück im Unglück. Bei seinem Crash im ersten Training hatte er sich zwar die rechte Vorderradaufhängung abgeschlagen; Getriebe und Unterboden blieben jedoch intakt, sodass er im zweiten Training gleich zu Beginn auf die Strecke gehen konnte, ohne weitere Trainingszeit zu verlieren.
Das war für den 35-Jährigen wichtig, ist 2023 doch sein erster Renneinsatz auf dem Kurs rund um das berühmte Hard-Rock-Stadium der Miami Dolphins. Im teaminternen Duell bei Haas war er diesmal nur die Nummer 2: Kevin Magnussen (+1,241) wurde Zwölfter, Hülkenberg (+1,463) 17. Auf einen Top-10-Platz fehlten aber weniger als vier Zehntelsekunden.
Crash von Leclerc am Ende des zweiten Trainings
Hülkenbergs Abflug war übrigens nicht der einzige Crash des Freitags. Im zweiten Training drohte Leclerc bei Kurve 7 das Heck zu verlieren, das er zwar gerade noch einfangen konnte, aber mit qualmenden Reifen geradeaus in die Barrieren rutschte.
Interessant: Wenige Sekunden vor dem Einschlag hatte Ferrari noch an Leclerc gefunkt, er möge sich insbesondere auf den Ausgang von Kurve 8 konzentrieren ("We need to focus exit turn 8"). Ein paar Momente später meldete sich Leclerc am Boxenfunk: "Ich bin in Kurve 8 gecrasht. Die rechte Vorderradaufhängung ist komplett hinüber."
Urteil von 'ORF'-Experte Wurz: "Er vertut sich am Kurveneingang. Ich glaube, er ist einfach zu schnell hineingefahren. Auf einmal geht das Heck abrupt weg. Da muss er sich mit den Ingenieuren zwei Sachen anschauen: erstens das Runterschalten. Vielleicht hat die Bremsbalance von Hybridsystem auf die normale Bremsbalance beim Umstellen nicht wirklich optimal funktioniert."
"Ich glaube aber, er ist zu schnell hineingefahren. Er hat ein bisschen einen Stall bekommen auf der Hinterachse, also muss er auch die Aerodynamik überprüfen. Und ganz zum Schluss muss er einfach nur schauen, ob er einfach zu schnell war. Die Grenzen der Physik, die hat er hier offensichtlich überstrapaziert."
"Blockierte Räder lenken nicht. Das lernt man", sagt Wurz. "Er ist dann natürlich ein bisschen aus Panik vor der Barriere auf der Bremse geblieben."
Die Session wurde nach dem Crash für ein paar Minuten unterbrochen, für die letzten vier Minuten aber nochmal freigegeben. Unglücklich für die Teams, die zu dem Zeitpunkt gerade dabei waren, ihre Longrun-Simulationen zu absolvieren und diese unterbrechen mussten. Im Hinblick auf das Rennen aussagekräftige Daten aus dem Freitagstraining abzuleiten, ist dementsprechend schwierig.
Longruns: Kaum repräsentative Daten
Klar ist nur: Red Bull scheint im Renntrimm wieder eine Macht zu sein. Verstappen schaffte immerhin drei Runden hintereinander auf dem Mediumreifen, mit einem Schnitt von 1:32.6 Minuten. Zum Vergleich: Leclercs Schnitt bei ebenfalls drei Runden auf Medium lag bei 1:33.8 Minuten, der von Sainz (vier Runden) bei 1:33.2 Minuten.
Hinter den drei Topteams und Aston Martin meldete Norris im McLaren Ambitionen an, den zuletzt in Baku angedeuteten Aufwärtstrend fortzusetzen. McLaren-CEO Zak Brown ist mit dem ersten Trainingstag zufrieden: "Oscar hatte ein Problem im ersten Sektor. Im zweiten und dritten war er so schnell wie Lando. Die neuen Teile, die wir in Baku eingeführt haben, bewähren sich."
Wo kann man die Formel 1 in Miami live sehen?
In Deutschland exklusiv bei Sky. Und das zu ungewohnten Zeiten, wegen sechs Stunden Zeitverschiebung zwischen Miami und Deutschland. Das Qualifying beginnt am Samstagabend um 22:00 Uhr deutscher Zeit. In die Vorberichte steigt Sky bereits um 21:30 Uhr ein.
Das Rennen am Sonntag startet um 21:30 Uhr deutscher Zeit. Die Vorberichte auf Sky, unter anderem mit Experte Ralf Schumacher und spannenden Infos rund um die Formel 1, gibt's zur besten Sendezeit ab 20:00 Uhr zu sehen.
Übrigens: Rund um die Live-Übertragungen zeigt Sky dieses Wochenende auch Highlights wie ein ganz besonderes Interview mit Lewis Hamilton, in dem sich der siebenmalige Weltmeister einem Lügendetektortest unterzieht.
Das aufgezeichnete Interview gibt's am Samstag um 21:15 Uhr und am Sonntag ab 19:45 Uhr zu sehen. (ANZEIGE: Sei mit Sky hautnah dabei, vom ersten Freien Training bis zur Siegerehrung!)
Wie Ralf Schumacher Hülkenbergs Crash kommentiert
Nico Hülkenberg hat sich in Miami seinen ersten gröberen Schnitzer der Formel-1-Saison 2023 geleistet. Wie Ralf Schumacher darauf reagiert hat. Weitere Formel-1-Videos
Außerdem gibt's am Freitagabend auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de auch eine ausführliche Nachbereitung des Freien Trainings. Die tägliche Formel-1-Show mit Kevin Scheuren & Christian Nimmervoll beginnt in der Nacht von Freitag auf Samstag voraussichtlich um 3:00 Uhr deutscher Zeit.