• 02. Mai 2023 · 10:43 Uhr

Alpine-Horror in Baku: "Es lief alles schief, was schieflaufen konnte"

Bei Alpine ging am Wochenende in Baku "alles schief, was schiefgehen konnte" - Hat sich der Rennstall mit dem Zeitpunkt des Upgrade-Pakets verzockt?

(Motorsport-Total.com) - "Dieses Wochenende lässt sich mit keinem anderen vergleichen", sagt Alpine-Sportdirektor Alan Permane nach dem wahren Horror, den der französische Rennstall am vergangenen Formel-1-Wochenende in Baku erlebte. Alpine bekam den ganzen Event über kein Bein auf die Erde und musste nach zahlreichen Problemen ohne Punkte abreisen.

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Mit dem Feuer im Training ging der Schlamassel für Alpine in Baku los Zoom Download

Alles begann mit dem Schaden bei Pierre Gasly im ersten und einzigen Training. Ein Hydraulikleck hatte einen Brand verursacht und verhindert, dass der Franzose die einzige Trainingssession des Wochenendes sinnvoll nutzen konnte. Weil auch Esteban Ocon mit Getriebeproblemen lange in der Garage stand, hatte Alpine nach dem Training nur 15 Runden auf der Uhr.

Das war nicht nur bitter, weil sich die Fahrer so nicht auf den schwierigen Kurs vorbereiten konnten, Alpine hatte auch ein umfangreiches Upgrade mit einem neuen Unterboden mit nach Aserbaidschan gebracht, das man nicht richtig testen und damit auch nicht richtig für den Rest des Wochenendes einstellen konnte.

Zwar konnten die Mechaniker Gaslys Auto rechtzeitig bis zum Start des Qualifyings wieder reparieren, doch der Franzose schmiss das Auto gleich in die Streckenbegrenzung und schied als 19. aus - so wie auch im Sprint-Shootout. Von seinen schlechten Plätzen gelang ihm dann weder im Sprint noch im Rennen der Sprung in die Top 10.

Ähnlich schlecht lief es bei Ocon, der in beiden Qualifyings außerhalb der Top 10 gelandet war. Alpine hatte daraufhin entschieden, sein Set-up umzubauen, auch weil man eine zu starke Abnutzung der Planke befürchtete. Daher musste er bei beiden Rennläufen aus der Boxengasse starten. Doch auch er fand den Weg in die Punkte nicht mehr.

"Ehrlich gesagt, war es so hektisch und anstrengend und schwierig. Es fühlt sich nicht an wie jedes andere Wochenende", sagt Permane. "Du musst eigentlich gut vorbereitet beginnen und brauchst ein problemfreies Wochenende. Aber das war bei keinem unserer Autos im ersten Training der Fall. Und dann hat der Schneeball-Effekt alles aus der Kontrolle gebracht."

Gasly: Es ging schief, was schiefgehen konnte

Ähnlich äußert sich auch Gasly: "Ich denke, es ist schwierig, als Team ein noch schlechteres Wochenende zu haben. Daher ist es wichtig, dass wir das hinter uns lassen", sagt der Franzose. "Im Grunde ging alles schief, was hätte schiefgehen können, und wir haben eindeutig unterperformt."

Das setzte sich für ihn auch im Rennen fort, als das Safety-Car für ihn zu einer ungünstigen Zeit kam. Gasly war auf Medium-Reifen gestartet und schon nach fünf Runden an die Box gekommen, um sich die harten Reifen abzuholen. "Wir haben zu dem Zeitpunkt etwas probiert und wollten einen zusätzlichen Stopp einlegen", sagt er.

Doch durch das Safety-Car in Runde 11 konnten alle anderen Piloten ebenfalls einen Boxenstopp einlegen und auf harten Reifen bis zum Ende durchfahren. Gasly kam hingegen in Runde 23 noch einmal zum zweiten Stopp. "Mehr konnten wir leider nicht probieren", hadert er.

Ocon: Harte Reifen bis zur letzten Runde

Auch für Teamkollege Ocon kam das Safety-Car nicht gerade zu einem günstigen Zeitpunkt. Er war aus der Box mit Hards gestartet und wollte einen langen ersten Stint fahren. Durch das Safety-Car konnten bis auf Nico Hülkenberg alle anderen Piloten ihren Pflichtstopp einlegen, während Ocon noch weiterfahren musste.

Erst in der allerletzten Runde, als sich in der Boxengasse schon die Fotografen bereit machten und ihm im Weg standen, kam er zum Reifenwechsel. "Wir hatten versucht, die Hards bis zum letzten Moment am Leben zu halten und auf ein Safety-Car zu hoffen", erklärt er. Doch das kam nicht, sodass er einen Platz hinter Gasly auf Position 15 ins Ziel kam.


Fotostrecke: Baku: Die Fahrernoten der Redaktion

"Zumindest haben wir die schnellsten Autos, die beiden McLaren, hinter uns halten können", versucht er Positives aus dem Rennen zu ziehen. "Auch Alex [Albon] war sehr schnell, und das ganze Rennen war ziemlich intensiv und ein harter Kampf. Aber leider haben wir alles verloren, als wir an die Box gekommen sind."

Und so ging ein turbulentes und enttäuschendes Wochenende für Alpine farblos zu Ende. "Ich denke nicht, dass ich so etwas schon einmal erlebt habe", sagt Gasly über die gehäuften Probleme. "Das war schwierig für mich und schwierig für das gesamte Team. Ich glaube, niemand hatte Spaß daran. Aber es gibt Dinge, die wir alle zusammen verbessern können."

Upgrade in Baku ein Fehler?

War es vielleicht ein Fehler, die neuen Teile mit nach Baku zu bringen, wo ein tückischer Stadtkurs und nur ein Training warten? "Du musst die Teile bringen, sobald du sie bekommst", winkt Gasly ab, gibt aber zu: "Das hat es schwierig gemacht, weil wir nur vier Runden im Training hatten und keine Zeit, um das Auto wirklich zu analysieren."

"Wir sind im Grunde mit einem Set-up in den Parc ferme gegangen, das wir nicht wirklich getestet haben. Aber alle hatten die gleiche Herausforderung", sagt der Franzose. "Aber ich fühle, dass wir einfach enorm unterperformt haben."


Fotostrecke: Formel-1-Technik: Detailfotos beim Aserbaidschan-Grand-Prix 2023

Denn auch die generelle Performance sei unabhängig der Probleme "weit entfernt" von der Pace gewesen, die Alpine in Melbourne hatte, wo man nach einer späten teaminternen Kollision aber ebenfalls ohne Punkte geblieben war. "Das müssen wir analysieren und sicherstellen, dass das in dieser Saison nicht wieder vorkommt, denn das können wir uns für die Meisterschaft nicht erlauben", sagt er.

Der Blick auf die WM-Tabelle ist aus Alpine-Sicht ernüchternd. Vom vierten Platz des Vorjahres wollte man sich verbessern und sich näher an die Top-3-Teams heranschieben. Aktuell liegt Alpine mit mageren acht Pünktchen auf Rang sechs - Ferrari ist als Vierter mit 62 Punkten bereits meilenweit voraus.

Schwieriges Erlebnis für die Mechaniker

Sportdirektor Alan Permane fühlt nach dem Wochenende vor allem mit den Mechanikern, die in Baku eine echt schwierige Zeit hatten: "Sie haben das ganze Wochenende so hart gearbeitet. Sie hatten mit dem Motorwechsel bei Pierre eine enorm schwierige Aufgabe, und das hat weitere Effekte, die ihr alle gar nicht seht", sagt er.

"Sie kommen schon am Mittwoch her, bauen die Autos auf und auch die Ersatzteile, wie Ersatzgetriebe, Ersatzmotor und so weiter", so Permane. "Und wenn man alle schon am Freitag verwendet, dann müssen sie Freitagabend lange bleiben, weil es an einem Sprintwochenende keine Sperrstunde gibt, weil die Autos im Parc ferme sind", erklärt er.

"Sie waren bis um zehn, um elf hier und haben die Ersatzteile aufgefüllt, die sie gerade benutzt haben, um sicherzustellen, dass wie einen Motor und ein Getriebe bereit haben, sollten wir eins brauchen."


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"Für sie ist das also gleich doppelt bitter", sagt Permance. "Sie hatten einen wirklich zermürbenden Freitag."

Doch es wird für die Mechaniker nicht unbedingt besser: "Als nächstes steht ein zermürbender 14-Stunden-Flug nach Miami auf dem Programm, und einige von ihnen fangen Dienstagmorgen sofort wieder an zu arbeiten. Sich da von so etwas zu erholen, ist nicht einfach, vor allem wenn es gleich ins nächste Rennen geht. Aber wir werden das Beste daraus machen."

Alpine dürfte aber hoffen, dass in den kommenden Wochen nicht ein ähnlicher Horror wie Baku wartet. Zwar gibt es in den kommenden Wochen keinen Sprint, dafür aber einen der ungeliebten Triple-Header mit dem tückischen Rennen von Monaco genau in der Mitte, das auch schnell zur Materialschlacht werden kann.

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