• 30. April 2023 · 06:53 Uhr

Strafe: Wie AlphaTauri Yuki Tsunoda gegen seinen Willen rausgeschickt hat

Yuki Tsunoda hatte nach dem F1-Sprint beim Grand Prix von Aserbaidschan zunächst das Gefühl, als habe sich das AlphaTauri-Team gegen ihn verschworen

(Motorsport-Total.com) - Bei AlphaTauri herrschte nach dem F1-Sprint in Baku dicke Luft, und das gleich aus zwei Gründen. Erstens war Yuki Tsunoda sauer auf seinen Teamkollegen Nyck de Vries, der ihn bei einem Gerangel in der ersten Runde aus seiner Sicht in die Mauer gedrängt hatte. Und zweitens wurde Tsunoda mit kaputtem Auto gegen seinen Willen nochmal auf die Strecke geschickt, was dem Team letztendlich 5.000 Euro Geldstrafe einbrachte.

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Yuki Tsunoda fühlte sich am Samstag kurzzeitig von seinem Team im Stich gelassen Zoom Download

Tsunoda hatte, das war in der TV-Übertragung zu sehen, bei Kurve 13 die Mauer geküsst und sich dabei das Rad rechts hinten beschädigt. Dass sein Renningenieur am Boxenfunk das Kommando gab, zur Reparatur reinzukommen und dann wieder auf die Strecke zu gehen, war Tsunoda gar nicht recht: "Glaube ich nicht, nein. Ich bin in die Mauer eingeschlagen. Also nein. Ich denke, der Schaden ist ziemlich groß. Schaut euch besonders die linke Seite an."

Nach der Inspektion an der Box funkte der Renningenieur: "Wir gehen wieder raus, Yuki. Das Auto ist in Ordnung." Was der Japaner immer noch nicht für richtig hielt: "Nein, es stimmt was nicht, es stimmt was nicht. Es stimmt definitiv was nicht!"

Tsunoda fuhr raus - und gleich auf den ersten Metern zeigte sich, dass nicht nur der Reifen von der Felge gezogen war, sondern auch die Radaufhängung kaputt. Der Japaner schleppte sich zurück an die Box. Wegen unsicherer Freigabe gab das 5.000 Euro Geldstrafe.

Das steht in der FIA-Urteilsbegründung

In der Urteilsbegründung der FIA-Rennkommissare heißt es unter anderem: "Der Fahrer hatte dem Team beim Weg zurück an die Box erklärt, dass der Unfall signifikant war und dass er es nicht für möglich hielt, das Rennen fortzusetzen. Das Team nahm dann eine Sichtprüfung des Autos vor, montierte einen neuen Reifen und eine neue Felge und gab das Auto wieder frei."

"Die rechte Hinterradaufhängung versagte fast sofort nach der Freigabe, und das Auto musste langsam zurück an die Box gefahren werden. Wir sind der Auffassung, dass das Team mehr unternehmen hätte können, um die Sicherheit des Autos sicherzustellen, bevor es freigegeben wurde. Der Teamverantwortliche räumt ein, dass man mehr unternehmen hätte können."

Tsunoda: Verrät nicht, wer es war!

Nach dem Rennen war Tsunoda dann auf 180: "Ich wurde von einem anderen Fahrer in die Mauer gedrängt. Ich hatte keinen Platz. Da gab es Kontakt, dabei verlor ich den Frontflügel. Ich erkannte nicht sofort, dass der Frontflügel beschädigt war, und dadurch hatte ich an der Vorderachse keinen Grip mehr."

Auf Nachfrage, welcher Fahrer ihn abgedrängt habe, entgegnet er nur: "Kann ich nicht sagen." Aber die TV-Bilder zeigen: Es war ausgerechnet sein Teamkollege! Über den hatte sich Tsunoda bereits live am Boxenfunk massiv aufgeregt: "De Vries hat mich abgedrängt. Was macht der da, ehrlich jetzt?" Und: "Ich kann es verdammt nochmal nicht glauben, ehrlich."

Wie de Vries die Kollision bewertet

De Vries sieht die Sache naturgemäß ganz anders: "Wir waren vor Kurve 3 nebeneinander. Er war außen, und es ist dort nur für ein Auto Platz. Ich war ein bisschen vor ihm, und dann haben wir uns berührt. Er muss mich rechts hinten berührt haben, schätze ich. Offensichtlich war dort nicht genug Platz für uns beide."


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Als Tsunoda und de Vries im Debriefing von AlphaTauri aufeinandertrafen, war die Luft aber schon wieder rein, heißt es aus dem Team. Dauerhaften Schaden scheint die Beziehung der beiden durch die teaminterne Kollision nicht genommen zu haben.

Reifentest: Tsunoda trauert guter Chance nach

Tsunoda ist trotzdem enttäuscht, "denn wir haben am Freitag schon gesehen, dass diese Strecke eine Riesenchance für uns ist. Irgendwie läuft's für mich in den Sprints nie gut. Jetzt muss ich mich neu einstellen und versuchen, unsere Chancen im Rennen zu maximieren."

Der 22-Jährige startet als Achter in den Grand Prix von Aserbaidschan. In der Sprint-Startaufstellung war er ohnehin nur 16. gewesen. Aber dass er die 17 Runden nicht nutzen konnte, um Longruns für das Rennen zu testen, nervt ihn: "Nach dem Qualifying heute Morgen habe ich sowieso nicht an Punkte gedacht. Aber es wäre eine gute Möglichkeit gewesen, die Reifen zu probieren und ihren Verschleiß zu verstehen. Das ist ein großer Verlust."

De Vries: Abflug am Freitag endlich geklärt

Ganz anders die Ausgangslage bei de Vries. Der Niederländer ist 20. der Startaufstellung für Sonntag. Sein Crash im Qualifying am Freitag ist inzwischen aber geklärt. Nachdem zunächst ein möglicher Defekt des Brake-by-Wire-Systems im Raum gestanden war, muss de Vries inzwischen zugeben: "Es war eine Kombination von Dingen. Aber letztendlich wollte ich wahrscheinlich ein bisschen mehr, als in der Kurve möglich war."

Die offizielle Erklärung des Teams für den Abflug in Kurve 3 am Freitag geht so: Wegen des technischen Defekts musste de Vries ungeplant nochmal in die Box geschoben werden. Dadurch kühlten seine Reifen ab. Als er dann bei Kurve 3 ankam, fehlte Grip - weswegen er in die Mauer krachte.

Für das Rennen ist er trotz der schlechten Startposition optimistisch: "Ich glaube wirklich, dass Punkte möglich sind", sagt de Vries. "Wir haben in der Formel 2 gesehen, dass die Rennen hier Überraschungen bringen können. Und ich glaube, mit unserem Paket kann es nach vorn gehen. Hoffentlich läuft es in unsere Richtung und wir können einen Punkt holen."

AlphaTauri mit weiteren Updates im Aufwind

Ein Indiz, das für AlphaTauris Rennperformance spricht, ist der Reifenverschleiß. Der sah bei de Vries im F1-Sprint besser aus als bei anderen Fahrern rund um ihn herum, auch wenn er einräumt: "Ich gebe zu, dass das vor allem die Fahrer betrifft, die auf Soft gestartet sind, also Norris, Ocon und Valtteri."

"Ocon ist während der Safety-Car-Phase auf den Soft gewechselt. Die, die mit dem Soft gefahren sind, hatten alle Graining. Der Haas auf dem Medium auch ein bisschen. Da sahen wir im Vergleich besser aus. Das ist ermutigend. Aber es ist ein langes Rennen, und gut möglich, dass sich die anderen da auch steigern", sagt de Vries.

Auch wenn es die Ergebnisse bisher noch nicht zeigen: In Sachen Performance hat AlphaTauri einen Schritt nach vorn gemacht. Nach Einführung des neuen Unterbodens in Melbourne hat das Team für Baku auch das Bodywork überarbeitet. Neu sind unter anderem Front- und Heckflügel, der sogenannte Beamwing und die Motorabdeckung.

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