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Hülkenbergs Risiko-Strategie: "Der Plan ist leider nicht aufgegangen"
Warum nur eine zweite Safety-Car-Phase zu einem Formel-1-Punkteergebnis für Nico Hülkenberg beim Grand Prix von Aserbaidschan hätte führen können
(Motorsport-Total.com) - Haas hat hoch gepokert mit Nico Hülkenberg beim Formel-1-Rennen in Aserbaidschan, am Ende aber seinen gesamten Einsatz verloren: Weil eine zweite Safety-Car-Phase ausblieb, wurde der Deutsche in den letzten Rennrunden nach hinten durchgereicht und beschloss den vierten Grand Prix des Jahres nur auf Position 17 unter 18 gewerteten Fahrern.
Hülkenbergs erstes Fazit beim 'ORF': "Unser Plan ist heute leider nicht aufgegangen."
Denn nach dem Sprintrennen am Samstag, bei dem Hülkenbergs Medium-Reifen plötzlich hinüber waren, hatte Haas eine riskante Strategie für Hülkenberg gewählt: Er sollte auf harten Reifen einen sehr langen ersten Stint fahren und schließlich von einer Safety-Car-Phase profitieren, um seinen Pflichtstopp zu absolvieren. Zu einer späten Gelbphase aber kam es nicht im Aserbaidschan-Grand-Prix.
Hohe Gangart auf Hard-Reifen fordert ihren Tribut
Hülkenberg spricht daher von einem "langen Rennen" und meint: "Ich war die ganze Zeit hinter Ocon, hinter mir Norris. Ich befand mich im Sandwich. Es war höchster Fokus angesagt, weil ich war Oberkante Unterlippe das ganze Rennen. Ich bin eigentlich voll gefahren, die ganze Zeit Qualifying-Runden."
Diese extreme Gangart forderte ihren Tribut. "Am Ende sind mir in den letzten zehn Runden leider die Reifen eingegangen", sagt Hülkenberg. "Das hat das Auto nicht mitgemacht. Dafür war die Pace 40 Runden lang etwas zu hoch für uns."
Ab Runde 45 ging es daher rückwärts für Hülkenberg. Erst zog McLaren-Fahrer Norris an ihm vorbei, dann verdrängten ihn auch die nachfolgenden Fahrer. Und Hülkenberg konnte auf sehr gebrauchten Hard-Reifen keinerlei Gegenwehr leisten.
"Das Safety-Car ist leider nicht gekommen, als wir es am Ende gebraucht hätten", erklärt er und fügt hinzu: "Aber man kann sein Rennen nicht auf Glück basieren."
Warum Haas das Auto komplett umgebaut hat
Letzteres aber war nach dem Sprintrennen am Samstag fast zur Notwendigkeit geworden, weil Haas sein Auto "komplett umgebaut" habe, um das erneute "Reifenfressen" im Grand Prix zu verhindern.
"Der Sprint gestern war schrecklich", meint Hülkenberg bei 'Sky' England. "Es ging nur nach hinten."
Sein Team habe sich daher für eine "eher konventionelle" Abstimmung entschieden, "so wie wir schon in Melbourne und Dschidda gefahren waren", sagt Hülkenberg. Sein Teamchef Günther Steiner gibt an, man habe das Set-up von Teamkollege Kevin Magnussen übernommen.
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Damit kam Hülkenberg im Grand Prix gut zurecht: "Heute war das Auto viel mehr das alte Auto, was ich kenne. Es war besser. Aber ich glaube: Es war dieses Wochenende nicht unsere Paradestrecke. Wir haben uns so oder so schwergetan, waren nicht so stark wie sonst. Selbst mit einem perfekten Rennen wäre es schwierig geworden, Punkte zu holen."
Zu wenig Zeit für Set-up-Experiment von Haas
Das Sprintformat mit nur einem Freien Training habe nicht geholfen, weil Haas am Freitag zunächst "was anderes probiert" habe beim Set-up des VF-23 und erst im Sprintrennen am Samstag erkannt habe, "dass es nicht passt", so beschreibt es Hülkenberg. Damit sei ein Umbau samt Boxengassen-Start ins Rennen am Sonntag nur logisch erschienen.
Oder wäre ein Start aus der Startaufstellung heraus ebenfalls denkbar gewesen? Hülkenberg winkt ab: "Wir haben uns alle Facetten angeschaut. Aber wenn du ins Rennen gehst und weißt, du hast das falsche Set-up, dann warten 51 qualvolle Runden auf dich."
"Deshalb lag es für mich auf der Hand, das Auto umzubauen und aus der Boxengasse loszufahren. Denn es hätte ein verrücktes Rennen geben können, und dann hätten wir eine Chance gehabt."
Die Taktik von Hülkenberg geht auf - zunächst
Zunächst erwies sich die Haas-Taktik mit dem ersten Stint auf Hard als Goldgriff für Hülkenberg: Nach der frühen Safety-Car-Phase fuhr er auf Platz zehn und hielt die Position bis zur Schlussphase, als die Reifen schließlich aufgaben.
Bis dahin habe er gut mitgehalten mit Alpine-Mann Esteban Ocon vor ihm, der auf der gleichen Strategie unterwegs war. "Einerseits hat er mich um die Strecke gezogen. Das war ganz nützlich. Andererseits ist das [Folgen] in manchen Kurven schlecht [für die Reifen]", sagt Hülkenberg.
"Unterm Strich waren wir ähnlich schnell. Aber die 30 Runden oder so, die ich hinter ihm verbracht habe, fühlten sich wie ein ganzes Leben an. Da habe ich mir die Reifen ein bisschen ruiniert und deshalb gingen sie am Ende ein."
Haas und Hülkenberg: In Miami soll es besser gehen
Hülkenberg nimmt diese Pleite hin. Sein Motto: "Mund abwischen, Reset-Knopf drücken und in ein paar Tagen geht es weiter in Miami. Da sind wir wieder besser dabei."
Davon zeigt sich auch Teamchef Steiner überzeugt: "Ich denke, wir müssen dieses Wochenende als einen kleinen Rückschlag verbuchen und in Miami wieder besser auftreten. Die Strecke dort liegt vielleicht unserem Auto auch etwas besser, denn es handelt sich um einen Kurs für mittleren Abtrieb."
"Alles in allem", sagt Steiner, "war die Leistung des Fahrzeugs [in Baku] aber gut. Wir konnten die Pace von Alpine und McLaren mitgehen."
Doch das nutzte letztlich nichts, weder für Hülkenberg noch für dessen Haas-Teamkollegen Magnussen, der ebenfalls nicht punktete in Aserbaidschan: Der Däne klassierte sich nach 51 Rennrunden auf Platz 13.