• 29. April 2023 · 11:25 Uhr

Formel-1-Premiere: "Crashgate"-Finish beim Sprint-Shootout in Baku!

Trotz eines Unfalls im dritten Qualifyingsegment verwies Charles Leclerc die Red-Bull-Fahrer Sergio Perez und Max Verstappen im neuen Shootout auf die Plätze

(Motorsport-Total.com) - Charles Leclerc hat nach dem Qualifying am Freitag auch das Sprint-Shootout am Samstag gewonnen und damit beim Grand Prix von Aserbaidschan 2023 die Poleposition für den F1-Sprint am Samstagnachmittag erobert.

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Charles Leclerc steht auch beim Samstagsrennen in Baku auf Poleposition Zoom Download

Der Ferrari-Pilot stellte in SQ3 bereits im ersten Versuch eine Bestzeit von 1:41.697 Minuten auf. Max Verstappen (Red Bull), auf den in jenem Segment vorgeschriebenen Softreifen bei hohen Temperaturen eigentlich als Favorit gehandelt, verlor im Mittelsektor fast sechs Zehntelsekunden auf Leclerc und hatte daher am Ende seiner ersten Runde 0,443 Sekunden Rückstand.

"I habe im Mittelsektor das ganze Heck verloren", analysierte Verstappen am Boxenfunk - was darauf hindeutet, dass seine Reifen womöglich überhitzt waren. Seine Steigerung im zweiten Versuch war nicht ausreichend, um Leclerc gefährlich zu werden.

Leclercs zweite SQ3-Runde endete mit einem Verbremser in Kurve 5, mit dem er eine gelbe Flagge auslöste. "Das zeigt, wie am Limit alle sind. Das Rennen muss man erstmal beenden", warnt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko.

Leclerc machte damit nur seinem eigenen Teamkollegen Carlos Sainz (5./+0,590) die Runde kaputt, denn alle anderen fuhren zu dem Zeitpunkt am Ende der Session vor den beiden Ferraris.

"Sorry an Carlos", meldete Leclerc am Funk, relativierte aber: "Ich glaube, in den Reifen wäre eh nichts mehr drin gewesen." Schließlich darf pro SQ-Segment per Reglement nur ein frischer Reifensatz verwendet werden, und Leclerc war bereits auf seiner zweiten schnellen Runde.

Leclerc sicherte sich trotzdem den ersten Platz, vor Sergio Perez (Red Bull/+0,147), Verstappen (+0,290), George Russell (Mercedes/+0,555), Sainz, Lewis Hamilton (Mercedes/+0,805), Alexander Albon (Williams/+1,149), Fernando Alonso (+1,313) und Lance Stroll (beide Aston Martin/+1,367).

Nico Hülkenberg (Haas) belegte Platz 12.

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War Sainz sauer auf Leclerc?

Durch den Minicrash des Teamkollegen konnte der zweite Ferrari-Pilot wegen gelber Flaggen seine schnelle Runde nicht zu Ende fahren. Aber Sainz glaubt nicht, dass das einen großen Unterschied gemacht hätte.

Er sagt: "Hat nicht viel gekostet - vielleicht eine Position gegen George. Aber ich habe weiterhin Schwierigkeiten. Das Gefühl beim Fahren und beim Bremsen passt nicht. Ich fühle mich nicht zu Hause und kriege die Runden nicht hin. Und durch das neue Format bleibt keine Zeit, irgendwas am Auto zu ändern."

Was sagt Leclerc über seinen Crash?

"Ich habe versucht, auf der Innenseite in Kurve 5 die Strecke etwas besser auszunutzen", erklärt er. "Aus irgendwelchen Gründen war die Strecke dort aber nicht so sauber wie am Freitag. Es lag viel Staub auf der Fahrbahn. Und weil ich zu großzügig war mit meiner Linie und die Hinterreifen überhitzten, war es ein bisschen zu viel. Da habe ich das Auto verloren."

"Wenn du erstmal ins Rutschen kommst, kannst du das Auto nicht mehr abbremsen. Ich hatte nur noch im Kopf, die Wand so gerade wie möglich zu treffen, damit das Heck des Fahrzeugs nicht beschädigt wird. Denn wir wissen ja, wie lange es braucht, um einen solchen Schaden zu reparieren. Deshalb habe ich versucht, den Abflug abzufangen. Mir war aber klar, es gibt keinen Ausweg mehr."

Übrigens: Leclercs Start im F1-Sprint ist nicht gefährdet. Der Einschlag war nicht allzu hart, sodass er selbst zurück an die Box fahren konnte. Radaufhängungen und Getriebe wurden dabei nicht beschädigt. Die Reparaturen sollten für die Ferrari-Mechaniker schnell erledigt sein.

Wie liefen SQ1 und SQ2 für die Favoriten?

Die Theorie vor dem Sprint-Shootout lautete: In der Mittagshitze von Baku könnte Red Bull leichteres Spiel haben als am kühleren Freitagabend, weil der RB19 traditionell die Reifen weniger leicht auf Temperatur bringt als der Ferrari.

Doch in SQ1 bestätigte sich das nicht: Leclerc fuhr mit dem vorgeschriebenen Mediumreifen in 1:42.820 Bestzeit und war damit um 0,468 Sekunden schneller als Verstappen. Interessant auch: Der Baku-Spezialist distanzierte auch Teamkollege Sainz erneut um 0,802 Sekunden.

In SQ2, immer noch auf Medium, konnte sich Verstappen auf 1:42.417 Minuten steigern. Leclerc hatte auf seiner ersten Runde Verkehr im zweiten Sektor und belegte mit 0,395 Sekunden Rückstand Platz 2. Im ersten und dritten Sektor war Leclerc aber neuerlich Schnellster.

Leclerc fuhr - anders als Verstappen - nach einer Cooldown-Lap eine weitere schnelle Runde mit dem gleichen Reifensatz. Tatsächlich schaffte er eine Zeitenverbesserung, aber am Ende fehlten weiterhin 0,083 Sekunden auf Verstappen.

Sainz beendete SQ2 als Dritter. Rückstand: 0,492 Sekunden. Auf seiner vorletzten Runde war er etwas zu optimistisch und rutschte in einen Notausgang, ohne dabei einzuschlagen. Ein Indiz dafür, dass er seine Balanceprobleme vom Freitag noch nicht im Griff hat. Auf der letzten Runde verbesserte er sich dann aber doch noch von P6 auf P3.

Hatte Red Bull eine Chance auf die Pole?

Die Performance sei "ein bisschen ernüchternd" gewesen, analysiert Red-Bull-Motorsportkonsulent Marko im Interview mit dem 'ORF'. Er erklärt: "Unsere Hinterreifen sind schnell eingebrochen. Dadurch haben wir in Sektor 2 zu viel verloren. Dass die Reifen so schnell einbrechen, hätten wir nicht gedacht. Ferrari ist echt schnell hier."

Verstappen erklärt: "Im ersten Run mit dem Soft auf Q3 hatte ich einen Fehler in Kurve 5/6. Daraufhin waren die Reifen zu heiß, und dann passierte in Kurve 7 gleich der nächste Moment. Allerdings konnten wir eine zweite schnelle Runde drehen, anders als viele andere. Ich denke also, die Pace war gut. Es ist noch alles drin."

"Gott sei Dank werden wir den Soft im Rennen nicht verwenden", ergänzt Marko. "Der Sprint hat deutlich weniger Punkte. Wir werden unsere optimale Reifenwahl auf das Hauptrennen auslegen. Im Sprintrennen schauen wir, dass wir so gut wie möglich Punkte machen. Aber nicht mit aller Gewalt."

Die "Theory-Lap" mit den besten Sektorzeiten fördert übrigens Interessantes zutage: Perez käme theoretisch auf eine Bestzeit von 1:41.543 Minuten und wäre damit virtuell Schnellster vor Verstappen und Leclerc.

Der Mexikaner sagt: "Die Strecke war ganz anders als gestern. Wir haben uns mit den Reifen schwergetan. Ferrari ist auf eine Runde einfach ein bisschen stärker als wir. Das Ziel ist trotzdem, den Sprint und das Rennen zu gewinnen."

Russell von P11 auf P4: Woher die Steigerung?

Am Freitag schaffte Russell nicht einmal den Einzug ins Top-10-Finale, am Samstagmorgen wurde er Vierter. "Er hat am Ende eine gute Runde rausgehauen", erklärt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Und: "Wenn's wärmer wird, ist das besser für uns. Aber es fehlen uns ein paar Zehntel, um ganz vorne mitzuspielen."

Russell ergänzt: "P4 übertrifft unsere Erwartungen. Ich bin besser gefahren als gestern. Darüber habe ich mich gestern Nacht sehr geärgert. Jetzt ärgere ich mich auch, weil das Ergebnis zeigt, was gestern möglich gewesen wäre. Es scheint, dass wir im Laufe eines Qualifyings immer besser werden. Daraus können wir was lernen."

Hamilton ärgert sich darüber, vom Teamkollegen geschlagen worden zu sein, und erklärt das so: "Die Sessions liefen ganz gut, Q1 und Q2. Die letzte Runde war nicht ideal, das Heck rutschte ein wenig und ich hatte keinen Windschatten."

Wie weit kam Hülkenberg?

Für den Haas-Piloten war in SQ2 Endstation. Er belegte den zwölften Platz, 0,411 Sekunden hinter dem Top-10-Cut, aber 0,526 Sekunden vor seinem Teamkollegen Kevin Magnussen. Der war nach der ersten Runde noch vor Hülkenberg gelegen. Doch Hülkenbergs letzte Runde war sauber, nachdem ihm zuvor auch mal ein Ausrutscher in Kurve 7 passiert war, bei dem er einen Einschlag gerade noch mit einem scharfen Bremsmanöver verhindert hatte können.

Pech hatte Oscar Piastri (McLaren), der hauchdünn hinter Norris Elfter wurde. Aston Martin (übrigens weiterhin mit DRS-Problemen) spielte in SQ2 Teamtaktik aus und zog Stroll im Windschatten von Alonso noch auf Rang 8.

Neben Piastri und den beiden Haas-Fahrern schied in SQ2 auch Esteban Ocon (13./Alpine) aus. Logan Sargeant (Williams) konnte nach seinem Abflug in SQ1 keine Zeit setzen.

Warum wurde in SQ1 nicht die volle Zeit gefahren?

Eigentlich waren zwölf Minuten vorgesehen, doch 25 Sekunden vor Schluss war die Session vorbei. Sargeant hatte sich zunächst auf Platz 11 verbessert, war aber nochmal auf einer schnellen Runde und setzte seinen Williams bei Kurve 15 in die Mauer. "Die Ferraris waren mitten auf der Straße", beschwerte er sich am Boxenfunk - obwohl diese ihn nicht unmittelbar behindert, sondern bestenfalls irritiert hatten.

Somit konnten einige Fahrer ihre letzte Runde nicht zu Ende fahren, weil 25 Sekunden ohnehin nicht gereicht hätten, um nochmal eine schnelle Runde in Angriff zu nehmen, und die Rennleitung die Session nicht mehr freigab.

Damit waren Guanyu Zhou, Valtteri Bottas (beide Alfa Romeo), Yuki Tsunoda (AlphaTauri), Pierre Gasly (Alpine) und Nyck de Vries (AlphaTauri) gleich in SQ1 eliminiert.

Tsunoda war über den frühzeitigen Abbruch besonders enttäuscht. Er war gerade auf einer schnellen Runde, die ihn locker in SQ2 getragen hätte. "Nein", schrie er am Boxenfunk, als er über die rote Flagge informiert wurde. "Ihr verarscht mich wohl!"

Sein Teamkollege de Vries hatte sich das Aus auch selbst zuzuschreiben. Genau wie am Freitag rutschte er in Kurve 3 von der Ideallinie, konnte diesmal aber einen Einschlag vermeiden. Damit lag er nach seinem ersten Versuch an letzter Position. Eine Zeitenverbesserung war wegen der roten Flagge dann nicht mehr möglich.

Bei Gasly trat offenbar wieder ein technisches Problem auf. Alpines erster Verdacht: Leck im Auspuffsystem.

Sprint-Shootout, ist das neu?

Ja. In Baku findet zum ersten Mal ein neues Format für den F1-Sprint statt. Bereits am Freitag wurde das Qualifying für den Grand Prix am Sonntag gefahren (Ergebnis). Der Sprint ist jetzt vom Grand Prix entkoppelt und hat keine Auswirkungen auf die Startaufstellung mehr.

Dafür hat die Formel 1 das bisherige Freie Training vor dem Sprint gestrichen und durch das neue Sprint-Shootout ersetzt. Das Shootout ist ein auf 12-10-8 Minuten verkürztes Qualifying mit vorgeschriebenen Reifen (Medium-Medium-Soft in Q1-Q2-Q3), in dem die Startaufstellung für den F1-Sprint am Samstagnachmittag ermittelt wird.

Punkte gibt's dafür keine. Die werden nur in den beiden Rennen vergeben: 8-7-6-5-4-3-2-1 für die Top 8 im F1-Sprint (17 Runden); 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1 (plus ein Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde) für die Top 10 im Grand Prix am Sonntag (51 Runden).

Wo kann man F1-Sprint und Rennen live sehen?

In Deutschland exklusiv bei Sky. Der F1-Sprint beginnt am Samstag um 15:30 Uhr (Vorberichte ab 14:45 Uhr). Start für den Grand Prix am Sonntag ist um 13:00 Uhr deutscher Zeit (Vorberichte ab 11:30 Uhr). (ANZEIGE: Sei mit Sky hautnah dabei, vom ersten Freien Training bis zur Siegerehrung, mit Experte Ralf Schumacher!)


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Verstappen und Russell werden so bald keine Freunde mehr. Wir haben nach ihrer Auseinandersetzung in Baku mit den beiden Streithähnen gesprochen. Weitere Formel-1-Videos

Außerdem gibt's am Samstagabend auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de auch eine ausführliche Nachbereitung des "Super-Saturday". Die Formel-1-Show mit Kevin Scheuren & Christian Nimmervoll beginnt voraussichtlich um 20:15 Uhr deutscher Zeit.

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