• 28. April 2023 · 10:13 Uhr

So finden die Fahrer das neue Sprintformat der Formel 1

So denken die Fahrer: Beim Grand Prix von Aserbaidschan greift erstmals das neue Format der Formel 1 mit dem Samstag ganz im Zeichen des Sprints

(Motorsport-Total.com) - Qualifying für den Grand Prix am Freitagnachmittag, am Samstagmorgen Qualifying für den F1-Sprint, und F1-Sprint am Samstagnachmittag: In Baku greift zum ersten Mal das neue Wochenendformat der Formel 1, das 2023 sechsmal Anwendung finden wird. Und die Reaktionen im Paddock sind geteilt.

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Unfälle tun mit dem neuen Formel-1-Format doppelt weh Zoom Download

In einem Punkt sind sich die meisten Fahrer einig: "Ich finde das Sprintformat gut. Aber ich möchte nicht, dass es der Standard für die Zukunft wird", sagt etwa Charles Leclerc. "Ein paar Wochenenden pro Jahr, das ist okay. Wenn es die Show auf der Strecke besser macht."

"Ich möchte nicht jedes Rennwochenenden einen Sprint", nickt Lando Norris. "Ich halte es für wichtig, dass wir auch das noch haben, was wir jetzt viele Jahre lang hatten. Das ist es doch, was die Formel 1 aufregend und cool macht. Ich liebe es, wenn wir am Samstag Qualifying für den Sonntag fahren."

Und Pierre Gasly sagt: "Mir ist das Format, bei dem der Samstag für sich steht, lieber. Wenn das Sonntagsrennen nicht durch den Sprint definiert wird. Und wir bekommen so ein weiteres Qualifying, was Spaß macht. Ich denke, wir werden verschiedene Herangehensweisen sehen. Aber für die Show ist es sicher gut."

2023: Insgesamt sechs Wochenenden mit F1-Sprint

2023 sind insgesamt sechs F1-Sprints geplant; neben Aserbaidschan (Baku) auch in Österreich (Spielberg), Belgien (Spa), Katar (Doha), den USA (Austin) und Brasilien (Sao Paulo). Zu viel, finden manche: "In Baku", sagt etwa Sergio Perez, "sind die Rennen auch mit dem Standardformat aufregend. Ich denke, wir können mit der Auswahl der Sprintlocations noch selektiver werden."

Gut kommt auf jeden Fall an, dass der F1-Sprint jetzt vom eigentlichen Grand Prix entkoppelt ist. Denn die Startaufstellung für das Rennen am Sonntag wird nicht mehr im F1-Sprint, sondern bereits im Qualifying am Freitag festgelegt. Der F1-Sprint bekommt am Samstagmorgen sein eigenes Qualifying, das sogenannte "Sprint-Shootout".

"Vergangenes Jahr war es ein bisschen nervig, dass die Startaufstellung für Sonntag im Sprintrennen ermittelt wurde. Die Änderung ist positiv", findet etwa George Russell. "Wenn der Sprint ein eigenständiges Rennen ist, werden die Fahrer mehr riskieren. Andererseits kenne ich keinen Fahrer, der es absichtlich auf einen Crash anlegt. So viel anders wird es also nicht werden."

Alonso: Altes Format war im TV langweilig

Für Fernando Alonso bedeutet das neue Format "mehr Herausforderung und Stress. Aber ich verstehe, warum wir es machen. Als ich zwei Jahre lang zu Hause war und mir die Trainings im TV angeschaut habe, war das einfach langweilig. Denn zu Hause weißt du nicht, wie viele Kilo Sprit wer an Bord hat, welches Motormapping er fährt. Ich verstehe, dass man da was ändern wollte."

"Am Freitag hatten wir schon vergangenes Jahr nur ein Training. Da ändert sich nicht viel. Aber der große Unterschied ist der Samstag. Da gehst du jetzt frühstücken, steigst ins Auto, und los geht's mit Q1. Ich erinnere mich noch an früher, selbst von 2004 bis 2006, als wir immer ein Training vor dem Qualifying hatten. Das ist für uns Fahrer jetzt sicher stressiger."

"Kann leicht passieren, dass du einen Fehler machst. In Q3 haben alle schon ein bisschen Übung, da werden alle die Runde hinkriegen. Aber wenn du in Q1 zu spät bremst, crashst du. Besonders hier in Baku ist kein Raum für Fehler. Das geht ganz schnell, da wie ein Idiot auszusehen. Ich befürchte daher, dass die Chance, einen Fehler zu machen, diesmal besonders groß ist", sagt Alonso.

Und das nicht nur für die Fahrer: "Für die Teams wird es auch eine Riesenherausforderung", weiß Russell. "Diese Autos und Reifen sind so komplex. Baku ist jedes Mal, wenn du rausgehst, fast wie eine neue Strecke. Das Auto innerhalb von nur 60 Minuten voll zu verstehen, wird schwierig."

Wegen Sprint: Teams verschieben Updates

Weshalb sich Teams wie Ferrari dagegen entschieden haben, größere Updates in Baku einzuführen. Nur eine Stunde Training ist zu wenig, um neue Teile ausgiebig testen zu können. "Das letzte Mal, dass wir im Auto gesessen sind, ist mehr als drei Wochen her. Mit nur einem Training ins Qualifying zu gehen, das wird eine Herausforderung", sagt Leclerc.

Sein Teamchef Frederic Vasseur ergänzt: "Wir dürfen nicht an die Ersatzteile denken. Wenn du mit der Einstellung reingehst, dass es einen Crash geben könnte und du Punkte verlieren könntest, ist das nicht gut. Baku war von der Show her immer ein toller Event. Dass wir jetzt zwei Rennen fahren, ist eine Chance. Da sollten wir nicht ans Risiko denken."

"17 Runden Sprint - ist doch aufregend", findet Carlos Sainz. "Wir haben jetzt mehr Runden am Rennwochenende, die wirklich zählen. Das ist für uns Fahrer mental schwieriger. Auch körperlich. Aber wenn es die Fans und die Medien happy macht, wenn es dem Produkt Formel 1 hilft, dann soll es so sein."

Hülkenberg: Nickt meckern, sondern machen!

"Wird schon intensiv, für Teams und Fahrer", ergänzt Nico Hülkenberg. "Wir haben jetzt vier Sessions, die zählen - doppelt so viele wie an normalen Rennwochenenden. Mit so wenig Training wird das eine Herausforderung. Aber ich bin auch schon mal kurzfristig eingesprungen, und das habe ich auch hinbekommen. Es wird schwierig, aber ich bin bereit dafür."


Quali Baku: Wie Leclerc die Red Bulls besiegt hat

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Charles Leclerc steht auf Pole für den Grand Prix von Aserbaidschan - ist aber nicht Favorit auf den Sieg. Trotz herausragender Leistung. Weitere Formel-1-Videos

"Du hast jetzt nur noch einen Schuss, musst aber die Reifen richtig aufwärmen. Da wird das Fenster, es hinzubekommen, noch schmaler. So kommt mehr Drama rein. Aber mir ist egal, warum sie die Regeln ändern. Sie machen die Regeln, wir führen aus. Ich beschäftige mich damit, wie ich das am besten hinbekommen kann, nicht wie mir die Regeln am liebsten wären."

"Für die klassischen Longruns, die wir sonst im zweiten Training fahren, bleibt jetzt keine Zeit mehr. Außerdem ist die Strecke zu Beginn meistens noch 'grün' und wird im Laufe des Wochenendes schneller. Da brauchst du als Fahrer ein sehr gutes Gespür, um die Runden sofort gut hinzukriegen und einen Rhythmus zu finden. Ich denke, darauf kommt es an", so der Haas-Pilot.

Wichtig, schnell ein gutes Set-up zu finden

Russell nickt: "Manchmal sitzt gleich deine erste Runde im ersten Training, du bist happy mit dem Auto und das Set-up bleibt danach fast unverändert. Manchmal bist du mit dem Set-up aber auch weit daneben und musst viel ändern. Da hilft es, wenn du zwei, drei Freie Trainings hast. In der Hinsicht könnte es die Dinge schon ein wenig aufmischen."

Die Angst vor Unfällen ist durch die Erhöhung auf sechs Sprints aber noch größer geworden. "Besonders bei Teams wie uns, die wir das Geld brauchen, um das Auto weiterzuentwickeln", sagt Lando Norris. "Je weniger Unfallschäden wir bezahlen müssen, desto besser. Aber ich finde auch: Es ist so jetzt ein besseres Format."

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