Teamchef erklärt: Das sind die Folgen des Teamkollegen-Crashs für Alpine
Wie Formel-1-Team Alpine mit dem Unfall seiner Fahrer in Australien umgegangen ist und welche Folgen der Teamkollegen-Crash für die weitere Saison hat
(Motorsport-Total.com) - Treffen sich zwei Teamkollegen ausgangs Kurve 1 in Melbourne. Aber bei Alpine hat niemand gelacht, als Pierre Gasly und Esteban Ocon kurz vor Schluss im Australien-Grand-Prix 2023 der Formel 1 miteinander kollidiert sind. Nun erklärt Teamchef Otmar Szafnauer, wie das Team mit diesem Zwischenfall umgegangen ist.
© Motorsport Images
Das Unfallauto von Pierre Gasly nach dem Crash beim Formel-1-Rennen in Australien Zoom Download
Im Formel-1-Podcast "F1 Nation" spricht Szafnauer von einem "unglücklichen Unfall", für den es nicht einen klaren Schuldigen gäbe. Sowohl Gasly als auch Ocon seien "zerknirscht". Und: "Beide hatten zunächst gedacht, es sei vielleicht ihre Schuld gewesen. Wenn das passiert, weißt du, sie haben es nicht kommen sehen."
Laut Szafnauer vertreten die Alpine-Fahrer die Ansicht, sie hätten den Teamkollegen-Crash jeweils verhindern können. Deshalb meint der Teamchef, die Verantwortung für den Unfall liege bei "50:50", und äußere Faktoren hätten ebenfalls eine Rolle gespielt.
Szafnauer verweist auf die chaotische Phase direkt nach dem Restart wenige Runden vor Rennende in Melbourne: "Da sind auch andere Fahrer quergestanden oder neben der Strecke gelandet. Sowas passiert wahrscheinlich, wenn man kurz vor Schluss einen stehenden Restart einlegt. Man hat viel zu verlieren, kann aber auch einen Grand Prix gewinnen."
Die Fahrer seien über die komplette Renndistanz damit beschäftigt, einen Abstand zu ihren Hintermännern aufzubauen. "Und dann ist es auf einmal wieder so eng. Da kommt es dann nicht überraschend, wenn man etwas mehr Risiko eingeht für eine potenziell große Belohnung, nämlich den Grand-Prix-Sieg", sagt Szafnauer.
Teamchef: Später in der Saison wäre sowas viel schlimmer!
Doch unterm Strich geht es in der Formel 1 um haben oder nicht haben. Und Alpine hat in Australien aufgrund des Unfalls keine Punkte mitgenommen. Das schmerze das Team natürlich, räumt Szafnauer ein. "Aber wäre der Unfall zwei oder drei Rennen vor Saisonende passiert, wenn du um P3, P4 oder P5 in der WM kämpfst, dann wäre die Auswirkung größer gewesen."
Auch deshalb sei die Nachbetrachtung "nicht so schwierig" gewesen, betont der Alpine-Teamchef: "Wir haben den Zwischenfall logisch und vorsichtig aufgearbeitet, um zu sehen, was wir hätten besser machen können, um ihn zu vermeiden."
Szafnauer nennt die Szene, in der Gasly von links nach rechts über die Strecke fährt und dann mit Ocon kollidiert, einen "Rennunfall" und sagt weiter, Gasly habe nicht geahnt, dass auf seiner rechten Seite noch jemand vorbeifahren könnte. "Er wollte sich für die folgende Kurve auf der Rennlinie positionieren. Aber wenn es so schnell geht, dann passieren solche Sachen eben."
Haussegen bei Alpine hängt nicht schief, versichert Szafnauer
Entscheidend sei für Alpine, dass alle Beteiligten ihre "Lektion gelernt" hätten. "Es war ein Rennunfall und der Haussegen hängt deshalb nicht schief", sagt Szafnauer. "Wir müssen es nächstes Mal nur besser machen."
Denn allzu oft kann man sich solche Zwischenfälle nicht leisten in der Formel 1, weder für die Situation in der WM-Gesamtwertung noch für die Ausgaben unter der Budgetobergrenze. Vorerst aber fällt der Melbourne-Crash hier nicht zu sehr ins Gewicht, meint Szafnauer.
Er erklärt: "Im Budgetplan ist eine gewisse Summe für Unfallschäden reserviert. Da orientieren wir uns an den Vorjahren und nehmen eine durchschnittliche Summe an. Ein Crash so früh im Jahr bedeutet aber, dass wir einiges von diesem Schadenbudget schon früh aufgebraucht haben."
Schaden nicht so groß wie befürchtet
Immerhin: Alpine kann die beschädigten Chassis weiterverwenden. "Wir haben keines davon verloren", sagt Szafnauer. "Sie waren soweit okay, dass wir sie reparieren konnten."
Und auch der Update-Zeitplan für den Alpine A523 ist durch den Crash nicht ins Wanken geraten, wie der Teamchef versichert: "Direkt nach dem Unfall hat man in der Fabrik reagiert und sofort die Produktion von Ersatzteilen angestoßen, ohne aber die Updates für Baku zu gefährden. Wir können also in Baku wie geplant neue Teile einsetzen."
"Das hatte sich zunächst in der Schwebe befunden, weil man ja definitiv die Ersatzteile priorisieren muss. Jetzt haben wir aber beides: das Update und ausreichend Ersatzteile."