Experte wundert sich: Warum wurde Logan Sargeant nicht bestraft?
Logan Sargeant räumte Nyck de Vries beim zweiten Neustart in Melbourne ab, wurde dafür jedoch nicht bestraft - Passt die Verhältnismäßigkeit der Strafen nicht?
(Motorsport-Total.com) - Insgesamt dreimal gab es am vergangenen Sonntag in Melbourne einen stehenden Start beim Großen Preis von Australien. Vor allem der letzte kurz vor Rennende endete chaotisch und insgesamt vier Piloten schieden dabei aus.
Neben den beiden Alpine-Fahrern, die miteinander kollidiert waren, konnten anschließend auch Logan Sargeant und Nyck de Vries das Rennen nicht mehr beenden. Der Williams-Pilot hatte den AlphaTauri vor Kurve 1 von hinten abgeräumt.
Bestraft wurde nach dem chaotischen Neustart allerdings nur Carlos Sainz, der weiter vorne im Feld Fernando Alonso umgedreht hatte. Experte Karun Chandhok wundert sich, warum Sargeant für seinen Fauxpas nicht sanktioniert wurde.
"Strafen sollten im ganzen Feld konstant sein", schreibt er auf Twitter und ergänzt: "Der Fakt, dass [die Aktion von Sargeant] komplett ignoriert wurde, lässt die Strafe für Carlos Sainz noch weniger fair aussehen."
Wie Sargeant den Crash erlebte
In der Tat besteht kein Zweifel daran, dass der Crash komplett auf Sargeants Kappe geht. Das gibt der Rookie sogar selbst zu. "Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist. Ich muss es mir noch einmal ansehen. Es fühlte sich sehr seltsam an", berichtet er.
"Als ich auf die Bremse stieg, war noch nichts auf Temperatur: die Reifen und die Bremsen. Ich berührte die Bremse nur und blockierte sofort die Vorderräder. Tut mir leid für Nyck", entschuldigt er sich beim AlphaTauri-Piloten.
Fotostrecke: Melbourne: Die Fahrernoten der Redaktion
Logan Sargeant (5): Der US-Amerikaner hat einen guten Speed, aber seine Fehlerquote ist einfach noch zu hoch. Im Qualifying hat er (wie auch schon in Dschidda) seine Runde weggeworfen, im Rennen beim letzten Restart de Vries völlig übermotiviert abgeräumt. Nur dank "Rookie-Bonus" gibt es am Ende keine 6 dafür. Fotostrecke
"Es fühlte sich auf jeden Fall seltsam an, denn ich hatte das Gefühl, dass ich bei den beiden vorherigen Starts an einer ähnlichen Stelle gebremst hatte", so Sargeant, der gesteht, dass er "einen Fehler" gemacht habe, aus dem er lernen wolle.
"Ehrlich gesagt fand ich es als Rookie gar nicht so schlecht, die Chance auf drei Starts in einem Rennen zu haben, weil ich so daran arbeiten konnte. Auch wenn der letzte natürlich nicht nach Plan verlaufen ist", verrät er.
Sargeant trotz schwierigem Wochenende optimistisch
Auch generell verlief der Grand Prix am Sonntag nicht wie erhofft. Nach der ersten roten Flagge zog Sargeant die Medium-Reifen auf, während fast der komplette Rest des Feldes auf die harten Pneus setzte. "Wir sind bei der Strategie einige Risiken eingegangen", verrät er.
"Leider hat es sich nicht ausgezahlt", so Sargeant, der über den Medium sagt: "Der Reifen war ehrlich gesagt furchtbar, er hat überhaupt nicht funktioniert. Es gab sofort Graining und er hatte einfach keine Pace."
Auf den harten Reifen habe er dann eine "ordentliche Pace" gehabt. Aber als er die aufzog, da lag er bereits aussichtslos auf dem vorletzten Platz. "Es war das Risiko wert, es hat sich heute nur einfach nicht ausgezahlt", sagt er über die Strategie.
Denn auch auf einer konventionellen Strategie hätte er kaum Chancen auf Punkte gehabt, nachdem er im Qualifying nur 18. geworden war. Eine letzte Möglichkeit bot dann noch einmal die zweite rote Flagge, doch beim Neustart kam es zum Crash mit de Vries.
Kein Vorwurf von "Opfer" de Vries
Trotz all der Schwierigkeiten betont Sargeant, dass das Momentum bei Williams aktuell "positiv" sei. "Das Auto ist schnell. Wir haben regelmäßig Chancen, es in Q2 zu schaffen", stellt der Rookie klar.
Teamkollege Alexander Albon stellte den Williams in Australien sogar in Q3, sah die Zielflagge nach einem Fehler jedoch ebenfalls nicht. Die Pace sei aber "definitiv" gut gewesen, betont Sargeant.
"Saublöd - das war die dümmste Aktion des Rennens!"
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Übrigens: "Opfer" Nyck de Vries sieht den Crash ganz entspannt und macht dem US-Amerikaner keine Vorwürfe und fordert auch keine Strafe. "Diese Dinge passieren. Es ist ein Rennunfall", so der ehemalige Formel-E-Champion.
"Ich denke, Logan hat seinen Bremspunkt falsch eingeschätzt, und das Ergebnis war, dass er mir hinten drauf gefahren ist. Aber nichts für ungut, das kann passieren. Jeder kann sich mal verschätzen", erklärt de Vries versöhnlich.