• 03. April 2023 · 11:40 Uhr

Warum sich Sainz über seine Strafe so bitter beschwert hat

Carlos Sainz hätte über seine Fünfsekundenstrafe in Melbourne (die Fernando Alonso "zu hart" findet) gern mit den Rennkommissaren verhandelt

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso findet, dass die Fünfsekundenstrafe gegen Carlos Sainz beim Grand Prix von Australien 2023 möglicherweise "zu hart" war, obwohl er bei der Kollision in Kurve 1/2 beim Neustart selbst das Opfer des Ferrari-Piloten war.

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Carlos Sainz wurde via Funk in der Pause über seine Fünfsekundenstrafe informiert Zoom Download

"Die Strafe ist vielleicht zu hart", sagt Alonso. "In der ersten Runde ist es immer sehr schwierig, das Gripniveau einzuschätzen, und du fährst ja nicht absichtlich in ein anderes Auto rein. Du weißt, dass du damit dein eigenes Auto und dein Ergebnis riskierst, aber manchmal trägt es dich halt an Stellen, wo du selbst gar nicht hin willst."

Der Aston-Martin-Fahrer betont, dass er das Replay zwar nicht genau gesehen habe, "aber mir kommt das zu hart vor. Sowas gehört zum Rennfahren dazu."

Sainz war Alonso beim Neustart in Runde 57 ins Auto gefahren und wurde dafür mit einer Fünfsekundenstrafe belegt. Er sei für die Kollision "wholly to blame", also alleiniger Schuldiger, stellen die Rennkommissare in ihrem Urteil fest und begründen das damit, dass Alonso zum Zeitpunkt der Berührung "signifikant voran" gelegen sei.

Für Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur war die Situation nicht so eindeutig: "Man kann über solche Unfälle immer stundenlang diskutieren. Aber aus meiner Sicht war es ein Unfall, wie er in der ersten Runde halt passiert."

Vergleich mit Gasly vs. Ocon

Ferrari-Fans stören sich indes dran, dass die Kollision zwischen Pierre Gasly und Esteban Ocon, in der die Schuldfrage für viele Beobachter viel eindeutiger war, keine Strafe für Gasly ergab. Gasly wurde in der Urteilsbegründung explizit zugutegehalten, dass es die erste Runde nach dem Start war, in der die Kommissare sogenannte Rennzwischenfälle weniger streng bewerten.

Allerdings heißt es im Sainz-Urteil wörtlich: "In diesem Fall war es zwar das Äquivalent eines Zwischenfalls in der ersten Runde, aber wir kommen zur Auffassung, dass ausreichend Platz war, um Maßnahmen einzuleiten, die eine Kollision verhindert hätten." Das, nämlich stärker nach rechts zu lenken, habe Sainz aber nicht getan.

Eine Argumentation, die angesichts des Vergleichs mit der Gasly-Ocon-Situation einen Beigeschmack hinterlässt. Denn auch Gasly hatte genug Platz, um nicht Ocon in die Betonmauer abzudrängen.

Es sind solche Feinheiten, die Vasseur gern hinterher mit den Kommissaren diskutiert hätte. Stattdessen wurde die Strafe noch vor Wiederaufnahme des Rennens ausgesprochen, sodass die fünf Sekunden auf die Rennzeit addiert wurden.

"Mein Frust kommt daher, dass sie die Entscheidung vor Rennende getroffen haben, vor einer möglichen Anhörung", kritisiert Vasseur. "Wir wussten ja, dass wir nur noch eine Runde hinter dem Safety-Car haben. Da hätte es Sinn ergeben, das Rennende abzuwarten und dann darüber zu diskutieren, was sie gesehen haben."

"In Saudi-Arabien haben sie 30 Runden gebraucht, um zu entscheiden, ob der Wagenheber nun Alonsos Auto berührt hat oder nicht. Und heute entscheiden sie über Carlos innerhalb von fünf Sekunden. In so einer Situation hätten wir uns auch fünf Minuten nehmen können, um uns die Daten genau anzuschauen", ärgert er sich.

Sainz: Sein Funk-Ausraster im Wortlaut

Als Sainz von seinem Renningenieur Riccardo Adami darüber informierte wurde, dass er eine Fünfsekundenstrafe kassiert, rastete der sonst so gelassene Spanier am Funk regelrecht aus: "Nein! Das kann nicht sein, 'Ricci'! Sie müssen warten, bis das Rennen zu Ende ist, damit sie den Zwischenfall mit mir analysieren können. Sie müssen warten."

"Es sind ja nur noch zehn Minuten übrig. Ich komme in den Raum der Kommissare hoch und erkläre es. Es ist ja nicht so, dass ich Dritter werde, sondern ich werde Vierter. Warum müssen sie mich dann aus den Punkten schmeißen? Das ist inakzeptabel. Ich kann das nicht akzeptieren. Das ist unmöglich. Es ist so unfair. Es war ein Rennunfall. Runde 1."

Die Logik hinter seinem Ausraster: Da die Positionen für die letzte Runde hinter dem Safety-Car ohnehin eingefroren waren, wäre Sainz hinter Max Verstappen, Lewis Hamilton und Fernando Alonso als Vierter gewertet worden. Auf die für das internationale TV wichtige Siegerehrung hätte eine Verzögerung der Entscheidung keinen Einfluss gehabt.

Vasseur bittet daher um Verständnis für Sainz' Ausraster: "Er hatte wegen der ersten roten Flagge schon Pech mit dem Boxenstopp, hat sich dann mega zurückgekämpft. Seine Pace war sehr stark und konstant. Dann ist er nicht mehr weit weg vom Podium - und verliert es auf die Art und Weise, so kurz vor Schluss. Ich kann seine Emotionen und seinen Schock total verstehen."

Alonso kann schon wieder drüber lachen

Währenddessen kann Alonso über den Zwischenfall, der für ihn ein glückliches Ende hatte, schon wieder flachsen: "Ich hatte nur in Dschidda einen normalen Start. In Bahrain hat mich Lance in Kurve 4 berührt. Ich scheine da draußen sehr attraktiv zu sein! Aber unser Auto ist robust gebaut und hält das aus. Sie können ruhig weiter in uns reinfahren!"

Die Situation in Runde 57 war übrigens nicht die erste Berührung zwischen Sainz und Alonso in Melbourne. Bereits in Runde 1, unmittelbar nach dem ersten Start, hätte es zwischen den beiden Spaniern, die einander auch privat schätzen, beinahe gekracht.

Sainz und Alonso fuhren Seite an Seite auf Kurve 3 zu, als Sainz den Windschatten des vor ihnen fahrenden Hamilton-Mercedes suchte - und dabei in Alonsos Linie lenkte. Bis auf ein erschrockenes Zucken des Ferrari-Piloten nach links blieb die leichte Berührung aber ohne Konsequenzen.

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