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Max Verstappen: "Verstehe nicht, warum es eine Rotphase gebraucht hat"
Wie sich die Formel-1-Fahrer über die Rotphasen im Australien-Grand-Prix äußern und was sie in den konkreten Situationen anders gelöst hätten als die Rennleitung
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen spricht von einem gewissen "Durcheinander" gegen Rennende und damit einigen Formel-1-Fahrerkollegen und Fans aus der Seele. Denn nach dem Grand Prix von Australien 2023 in Melbourne fragen sich viele: Waren die Rotphasen im Rennen wirklich zwingend notwendig?
© Motorsport Images
Sportwarte schwenken eine rote Flagge beim Formel-1-Rennen in Australien 2023 Zoom Download
Fernando Alonso zum Beispiel meint: Schon die roten Flaggen nach dem Unfall von Williams-Fahrer Alexander Albon zu Beginn des zweiten Sektors bei Kurve 7 seien fragwürdig gewesen. Ihn hätte die Entscheidung der Rennleitung an diesem Punkt "überrascht", so der zweimalige Weltmeister.
Alonso weiter: "Wir sind in einer Runde hinter dem Safety-Car [an der Unfallstelle] vorbeigefahren. Da war ein bisschen Kies, aber sonst nichts wirklich Schlimmes auf der Fahrbahn."
Wie die FIA die erste Rotphase begründet
Allerdings sei die Cockpitperspektive beschränkt auf das, was sich aus dem Auto heraus erkennen lasse, räumt Alonso ein: "Du kriegst einfach nicht richtig mit, was genau auf der Strecke passiert. Die FIA hat da mehr Informationen als wir. Aber wenn es eine Rotphase gibt, dann braucht es einen Grund. Vielleicht war eine Bande nicht mehr richtig befestigt."
Der Albon-Unfall hatte zwar die Banden auf der linken Seite der Rennstrecke etwas in Mitleidenschaft gezogen, als Begründung für die Rotphase aber gab ein FIA-Sprecher "den vielen Kies und die vielen Trümmerteile auf der Fahrbahn" an. Man habe in Ruhe die Strecke säubern wollen.
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Ähnliches Spiel dann kurz vor Rennende beim Unfall von Haas-Fahrer Kevin Magnussen in Kurve 2: In diesem Fall ging es der Rennleitung darum, die "über einen großen Bereich verstreuten Trümmerteile der Felge" von der Strecke zu kriegen, weshalb ebenfalls Rot gezeigt wurde.
Macht die Formel 1 zu viel "Show"?
Rot statt Safety-Car - und damit steht der Vorwurf im Raum, die Formel 1 könnte hier bewusst auf "Drama" gesetzt haben. Ob er als Fahrer das auch so wahrgenommen habe, wird Verstappen in der Pressekonferenz gefragt. Er antwortet: "Ich finde, es ist ziemlich klar."
"Ich verstehe einfach nicht, warum es eine Rotphase gebraucht hat. Wenn es eine Safety-Car-Phase gegeben hätte und danach einen fliegenden Start, dann hätte es all diese Unfälle nicht gegeben und wir wären normal ins Ziel gefahren. Diese Probleme", so meint der Red-Bull-Fahrer, "sind unterm Strich hausgemacht."
Er sei sich sicher, das habe "viele Fahrer verwirrt". Und zumindest Alonso stimmt zu: Weil das Unfallauto von Magnussen aus seiner Sicht "auf ziemlich sichere Art und Weise" am Streckenrand abgestellt war, hatte er mit einer Safety-Car-Phase gerechnet. "Denn für solche Fälle haben wir das Safety-Car", sagt Alonso. "Aber vielleicht haben wir [Fahrer] hier eine andere Meinung."
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Verstappen denkt ähnlich: "Die zweite Rotphase hätten wir nicht gebraucht. Das hätte man mit einem virtuellen Safety-Car oder im schlimmsten Fall mit einem Safety-Car in den Griff kriegen können. Aber wir werden das noch besprechen." Auch Alonso gibt an, er wolle sich bei der nächsten Fahrerbesprechung "erkundigen", warum Rennleiter Niels Wittich in Melbourne so entschieden habe.
Muss ein Rennen unter Grün zu Ende gehen?
Über allem steht dann wahrscheinlich die Frage, ob Rennen unbedingt unter Grün zu Ende gehen sollten. Hier vertritt Alonso-Teamkollege Lance Stroll eine klare Meinung: "Ich denke, man hätte das Rennen vielleicht abbrechen sollen vor der letzten Runde. Das wäre in Ordnung gewesen."
Andererseits sei es "unterhaltsam für die Leute zuhause", wenn nach einer Rotphase noch ein Restart erfolge, sagt Stroll. Er hätte sich jedoch noch eine letzte freie Rennrunde unter Grün gewünscht, eine zusätzliche Runde wohlgemerkt. "Das wäre einfach gut gewesen für die Fans, aber wir hatten nicht genug Sprit dabei. Das hätte wohl niemand geschafft", meint Stroll.
Der Aston-Martin-Fahrer spricht damit eine "Verlängerung" an, wie sie zum Beispiel in der US-amerikanischen NASCAR praktiziert wird: Die Renndistanz wird hierbei vergrößert, um im Anschluss an einen Restart noch zwei Runden unter Grün zu ermöglichen.
Ob sich die Formel 1 mit einem solchen Format beschäftigen muss? "Vielleicht", sagt Stroll. "Da gibt es aber ein paar Dinge zu bedenken." Das Spritproblem hat er bereits angesprochen: Nachtanken ist nicht erlaubt in der Formel 1, die Fahrzeuge müssten also von vorneherein zusätzlichen Kraftstoff mitführen, um etwaige Zusatzrunden meistern zu können.
"Vielleicht muss man darüber nachdenken", meint Stroll. "Es ist aber auch auf gewisse Weise schön für die Leute vor Ort, zum Rennende eine Runde hinter dem Safety-Car zu fahren und den Fans zu winken."
Diese Umstände beim Australien-Grand-Prix 2023 waren für Red-Bull-Teamchef Christian Horner allerdings "ein bisschen kontrovers", wie er sagt. "Man kann die Denkweise nachvollziehen: Das Rennen soll lieber unter Rennbedingungen zu Ende gehen als mit drei Runden hinter dem Safety-Car. Aber wie immer bei solchen Dingen: Man lernt daraus."