Zitterpartie für Verstappen? Das steckt hinter seinen Schaltproblemen!
Bei Red Bull macht man sich vor dem Rennen in Melbourne keine übertriebenen Sorgen wegen der Zuverlässigkeit der Antriebswelle
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat sich beim Grand Prix von Australien in Melbourne die Poleposition gesichert und startet am Sonntag als klarer Favorit auf den Sieg ins Rennen im Albert Park. Allerdings schwingen bei manchen Red-Bull-Fans Sorgen mit, dass es erneut zu einem Defekt der Antriebswelle kommen könnte, wie zuletzt im Qualifying in Saudi-Arabien.
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Max Verstappen glaubt, dass die Antriebswelle diesmal kein Problem sein wird Zoom Download
Denn in den Trainings hat sich Verstappen mehr als einmal über Unstimmigkeiten beim Runterschalten beschwert, und sein Teamkollege Sergio Perez schied bereits in Q1 aus, weil er in Kurve 3 mit blockierenden Vorderrädern ins Aus rutschte und dabei über ein Problem mit dem Auto meckerte. Was einen Zusammenhang mit dem Antriebsstrang vermuten lassen könnte.
Doch Verstappen selbst gibt für den Rennsonntag Entwarnung: Das Runterschalten sei "kein Problem", sagt er, "sondern es ist einfach nicht gut. Ich will das immer verbessert haben. Wir versuchen immer, die Schaltvorgänge feinzutunen, und das werden wir auch weiterhin tun."
Offenbar ist der Red Bull RB19 beim Runterschalten insofern besonders zickig, als das Schleppmoment des Honda-Motors so weiterschiebt, dass die Fahrer damit ihre Probleme haben. Eine Eigenart, mit der Verstappen dem Anschein nach besser zurechtkommt als Perez, die aber nicht zwingend einen Defekt der Antriebswelle hervorrufen muss.
"Die Fahrer haben fürs Runterschalten unterschiedliche Einstellungen, die sie fahren können", erklärt Teamchef Christian Horner im Interview mit 'Sky'. "Manchmal kann die Abruptheit des Runterschaltens, besonders bei wenig Grip, dafür sorgen, dass die Hinterachse blockiert. Das ist, was die Fahrer nicht mögen."
Melbourne-Sieg fehlt noch in Verstappens Bilanz
Also kein akuter Anlass zur Sorge bei Red Bull - und ein Grund mehr für Verstappen, endlich seinen ersten Sieg beim Grand Prix von Australien anzuvisieren. Sechsmal ist er bisher in Melbourne angetreten, nur einmal (2019 als Dritter) stand er dabei auf dem Podium. Demgegenüber stehen zwei Ausfälle (2015 und 2022).
"Ich stand schon einmal auf dem Podium. Aber diesmal sollte es idealerweise eine andere Stufe sein", zeigt sich Verstappen selbstbewusst - ein Selbstbewusstsein, das er laut Helmut Marko nach dem Qualifying auch haben darf: "Erstens war es eine unglaublich tolle Runde, eine mega Runde von Max", lobt der Red-Bull-Motorsportkonsulent.
"Zweitens: Wir haben das Auto in den Qualifyingläufen sukzessive immer weiter verbessert. Vor allem die letzte Änderung hat viel gebracht", sagt Marko. Horner konkretisiert: "Unsere Strategie war ein bisschen anders. Wir sind im letzten Run nicht zuerst eine Aufbaurunde und dann erst eine Pushrunde gefahren."
So hatte es Verstappen im ersten Q3-Run gemacht. Da schob er sich zunächst mit einer sogenannten Aufbaurunde auf Platz 6, ehe er mit einer zweiten schnellen Runde auf dem gleichen Reifensatz erstmals in Führung ging. Im zweiten Run fuhr Verstappen aus der Box und ging direkt auf eine schnelle Runde.
"Es ging also darum, eine optimale Out-Lap zu fahren und die Temperatur, die er brauchte, reinzubekommen - und dann die Runde abzuliefern. Das hat er getan", lobt Horner.
Beinahe-Zusammenstoß mit einem Vogel
Aufhalten konnte Verstappen diesmal nichts - weder ein Vogel, den er beinahe getroffen hätte ("Passiert auf Stadtkursen öfter"), noch der erst 2021 aufgetragene Asphalt, der die Problematik, die Reifen ins richtige Temperaturfenster zu bekommen, offenbar verschärft.
"Die Bedingungen haben es unglaublich schwierig gemacht, die Reifen ins richtige Temperaturfenster zu kriegen", sagt Horner. "Das war heute das Entscheidende, und das hat sich auch ein wenig auf das Ergebnis ausgewirkt, weil unterschiedliche Autos unterschiedlich auf die Bedingungen und die Strecke reagiert haben. Eine herausragende Leistung von Max."
"Am Ende von Q3 bin ich nur eine Runde gefahren", sagt der Polesetter selbst. "Es war ungemein schwierig, die Reifen zum Arbeiten zu kriegen, besonders im ersten Sektor, wenn du nur eine Out-Lap gefahren bist. Und mit diesen ganzen 90-Grad-Kurven ist es so, dass du sofort Momentum verlierst, wenn dir nur mal ein kleiner Fehler passiert. Aber das ist für alle gleich."
Reifen für das Rennen weniger im Brennpunkt
Im Rennen seien die Reifentemperaturen weniger schwierig zu managen: "Da stabilisiert sich das nach einer Runde, und dann ist es kein Problem mehr", erklärt Verstappen. "Hier ist es einfach im Qualifying ein bisschen schwieriger, die Reifen auf die richtige Temperatur zu bekommen und dann eine optimale Runde abzuliefern."
Auf die Renndistanz von 58 Runden gilt der zweimalige Weltmeister in Melbourne als haushoher Favorit - auch wenn ihm die beiden Mercedes im Qualifying dicht auf den Fersen waren. Aber: "Ich glaube noch immer, dass Alonso auf die Renndistanz der Stärkere sein wird", sagt Helmut Marko.
Er prognostiziert: "Wenn der Start normal verläuft und diese Reihenfolge in die erste Kurve geht, dann ist das für uns gut, weil die Mercedes, glaube ich, im Rennen nicht so schnell sein werden und dadurch Alonso aufhalten. Das sollte uns ein gewisses Polster geben."
Ist der RB19 der beste Red Bull aller Zeiten?
Alles andere als ein Verstappen-Sieg wäre unter normalen Umständen jedenfalls eine Überraschung. Der Red Bull RB19 kann seine Vorteile im Rennen in der Regel viel besser ausspielen als im Qualifying, weil er als "Reifenflüsterer" gilt.
Ob er aber der beste Red Bull aller Zeiten sei, das lässt Horner nach erst zwei von 23 Rennen offen: "Wir liegen nach zwei Rennen nur einen Punkt unter der maximal möglichen Punkteausbeute. Und es ist die dritte Poleposition hintereinander. Das Team hat mit diesem Auto unglaubliche Arbeit geleistet."
"Wir hatten in all den Jahren einige sehr gute Autos. Der RB19 gehört sicher dazu. Aber abschließend bewerten können wir das erst am Jahresende. Wenn wir zurück nach Europa kommen, werden andere Teams größere Updates bringen, und unser Vorsprung war hier schon viel kleiner als auf anderen Strecken. Ich denke, dass das weiterhin der Trend sein könnte", sagt der Teamchef.