Nico Hülkenberg hadert mit Neustart: Dürfen Sport nicht vergessen!
Nico Hülkenberg lag kurzzeitig virtuell auf Podestkurs, doch der letzte Neustart brachte ihn um Rang drei - Kritik an US-Show: "Dürfen Sport nicht vergessen"
(Motorsport-Total.com) - Mit Platz sieben hat Nico Hülkenberg sechs wichtige Punkte für Haas eingefahren. Kurzzeitig sah es sogar danach aus, als könnte der Deutsche am Sonntag in Melbourne zu seinem ersten Podestplatz in der Formel 1 kommen, doch die letzte rote Flagge verhinderte die ganz große Sensation.
"Ich bin sehr, sehr zufrieden mit meinem Rennen und mit meiner Performance", sagt er gegenüber 'ServusTV'. "Ich hatte drei gute Starts, der letzte auf den weichen Reifen war sogar ultragut."
Der Haas-Pilot hatte zuvor ein starkes Rennen gezeigt und nahm den stehenden Start zwei Runden vor dem Ende von Platz neun aus in Angriff. Hülkenberg profitierte von dem großen Chaos vor sich und lag auf Platz vier, als die Rennleitung erneut die rote Flagge herausholen musste. "Sonst hätten heute nochmal richtig ein paar Korken geknallt", ärgert er sich.
Denn so wurde ihm die Chance genommen, seine Position dort vorne zu behalten. Hätte die Rennleitung das Ergebnis so gewertet oder die aktuelle Reihenfolge als Grundlage für den letzten Neustart genommen, wäre der Deutsche dank der Fünf-Sekunden-Strafe gegen Carlos Sainz (Ferrari) auf Platz drei vorgerückt.
Doch die Meldung zerstörte die Podestträume von Haas: "Race resumption behind Safety-Car in the order of the previous start minus cars out. There will be a rolling start and as there will be only one lap left, the chequered flag will be out as they come back across the line."
Das heißt, dass die Rennleitung die Reihenfolge vor dem Startchaos (abzüglich der kaputten Boliden) als Referenz nahm, weil noch nicht alle Fahrer den ersten Sektor absolviert hatten. Hülkenberg konnte so zwar trotzdem von der Strafe gegen Sainz profitieren, war aber zunächst wieder auf Rang acht zurückversetzt worden.
Hülkenberg zwiegespalten über Neustart
Er ist sich sicher, dass es nach den Vorkommnissen des Sonntags in Melbourne noch einmal "große Diskussionen" geben wird. Denn für ihn waren die vielen stehenden Neustarts "ein zweischneidiges Schwert", wie er sagt. "Aus Sicht des Fans, aus Entertainmentsicht, kann man das natürlich komplett nachvollziehen. Aus Fahrer- und aus Teamsicht ist es manchmal auch frustrierend", so der Haas-Pilot.
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Denn so könne es passieren, dass sich ein Fahrer "das ganze Rennen den Arsch aus der Hose fährt", um am Ende doch mit leeren Händen da zu stehen. Als Beispiel nennt er Fernando Alonso, der beim Neustart Dritter war, dann aber in Kurve 1 von Carlos Sainz umgedreht wurde.
"Wäre das Auto beschädigt und er hätte nicht mehr fahren können, dann wäre der weg gewesen, obwohl er davor auf dem Podium war", sagt Hülkenberg. Alpine hatte hingegen beide Autos durch einen Unfall verloren, obwohl Pierre Gasly mit Platz fünf auf dem Weg zu einem starken Ergebnis war.
Hülkenberg sieht die "amerikanische Entertainment-Ebene", die dabei eine Rolle spielt, "aber für uns, die natürlich viel Zeit, Energie und Geld investieren, ist das immer so eine Variable, die auf einen geschmissen wird, mit der man nicht immer so einfach umgehen kann."
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Gegenüber 'Sky' bringt er es noch einmal auf den Punkt: "Wir wollen alle geiles Racing und Entertainment, aber die sportliche Komponente dürfen wir auch nicht vergessen."
Spaßiger Kampf gegen Lando Norris
Unabhängig von der Schlussphase hatte Hülkenberg aber ein tolles Wochenende. Er ist sehr zufrieden damit, es zum zweiten Mal in drei Rennen in Q3 geschafft zu haben, und lag auch die meiste Zeit des Rennens in den Punkten.
"Die erste rote Flagge hat uns einen freien Boxenstopp beschert. Das war natürlich gut", erzählt er bei 'Sky'. "Danach bin ich gefühlt mit den Jungs vorne mitgefahren. Die haben mich schön mit DRS mitgezogen. Dann sind leider die Reifen ein bisschen in die Knie gegangen, und Lando [Norris] hat von hinten gedrückt, und ich konnte es nicht ganz verteidigen."
Der Kampf gegen den McLaren, der ihn dann im letzten Sektor überholen konnte, habe ihm Spaß gemacht, "aber wenn du am Ende den Kürzeren ziehst, dann ist es immer ein bisschen nervig", gibt er zu.
Hülkenberg hatte noch versucht, außen mit dem McLaren mitzugehen, kam dabei aber auf den dreckigen Teil der Strecke und rodelte etwas durch das Kiesbett. Einen Platz verlor er dabei aber nicht. "Aber nach drei Jahren im dritten Rennen ist es schön, Wheel-to-Wheel-Action zu haben", so sein Fazit.
"Ich kann behaupten, das Maximum herausgeholt zu haben. Und darüber bin ich eigentlich sehr froh und zufrieden. "Ich habe wieder viel gelernt, was für den weiteren Verlauf des Jahres sehr wichtig ist", sagt der Deutsche.
Muss Hülkenberg um Ergebnis zittern?
Eine Schrecksekunde gab es für ihn aber noch nach dem Rennen, als er nach der Zieldurchfahrt in Kurve 1 ausrollte. Muss Hülkenberg um sein Ergebnis noch einmal zittern? "Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, aber aus Kurve 11 raus kurz vor dem Restart habe ich auf einmal für einen kurzen Moment die Leistung verloren", erklärt er gegenüber 'Sky'.
"Ich glaube, die ganzen Gänge waren auf einmal weg und nicht mehr synchronisiert. Dann kam die Leistung aber wieder, und dann wurde mir nur über Funk gesagt: Bitte sofort abstellen."
Dass er aufgrund zu wenig Benzin disqualifiziert werden könnte, befürchtet er nicht: "Ich glaube, Sprit haben wir", sagt er. "Ich gehe jetzt einfach mal vom Guten und Besten aus."