• 21. März 2023 · 13:29 Uhr

5:12 Stunden: Die Chronologie des Strafen-Chaos um Fernando Alonso

Für Fernando Alonso erlebte in Dschidda eine Achterbahnfahrt der Gefühle und schuld daran war die FIA - Wie sie das Rennergebnis bis in die Nacht hinauszögerte

(Motorsport-Total.com) - Fünf Stunden und zwölf Minuten. So viel Zeit verging zwischen dem Moment, als Fernando Alonso seinen Aston Martin in der Startaufstellung zum Grand Prix von Saudi-Arabien 2023 am Sonntag nicht korrekt parkte, und der endgültigen Bestätigung des Rennergebnisses durch die FIA.

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Die Zeitstrafe beim Boxenstopp von Fernando Alonso war Stein des Anstoßes Zoom Download

Wir haben die Schlüsselmomente dieser Zeitachse einmal detailliert aufgelistet: von Alonsos zweitem Startplatz über den Gewinn, den Verlust und schließlich, ganz offiziell, den Gewinn seines 100. Formel-1-Podiums (Zeitangaben in Ortszeit Dschidda).

20:03 Uhr - Alonso absolviert die Formationsrunde und reiht sich als Zweiter neben dem Red Bull von Polesetter Sergio Perez ein. Doch als er in der Startaufstellung zum Stehen kommt, befindet sich der linke Vorderreifen außerhalb der markierten Box.

20:04 Uhr - Die Rennkommissare merken an, dass der AMR23 des zweifachen Weltmeisters aus einer nicht korrekten Startposition losgefahren ist.

20:05 Uhr - Gegen Alonso wird eine offizielle Untersuchung eingeleitet.

20:06 Uhr - Der Spanier erhält eine Fünf-Sekunden-Strafe für eine falsche Startposition. Er selbst erklärt: "Vielleicht sind es die Autos oder der Halo - irgendetwas beeinflusst die Sicht darauf, wie wir das Auto positionieren. Jedenfalls war das mein Fehler."

20:30 Uhr - Ein Problem mit der Energierückgewinnung zwingt Alonso Teamkollegen Lance Stroll, das Rennen aufzugeben. Er kommt in Kurve 13 von der Strecke ab, woraufhin erst eine gelbe Flagge und dann Doppelgelb geschwenkt wird.

20:31 Uhr - Obwohl der Aston von Stroll fast vollständig hinter der Absperrung steht, wird ein Safety-Car eingesetzt. Die FIA teilt mit, dass die anfänglichen Kameraperspektiven und die unklare Position von Strolls Auto dazu geführt hätte, dass das Safety-Car zu dem Zeitpunkt als die sicherste Option erschien.

20:33 Uhr - In Runde 18 von 50 kommt Alonso zu seinem einzigen Stopp an die Box, um seine Medium-Reifen gegen die harten Pneus auszutauschen. Die Mechaniker können erst an seinem Auto arbeiten, nachdem die 5-Sekunden-Strafe abgesessen wurde. Dies führt zu einer Boxenstoppzeit von 8,56 Sekunden.

20:33 Uhr - Das in Genf ansässige "Remote Operations Centre" (vergleichbar mit dem Videoschiedsrichter im Fussball) beobachtet den Boxenstopp und stellt zunächst fest, dass die 5-Sekunden-Strafe von der Aston-Crew korrekt eingehalten wurde.

20:35 Uhr - Die FIA gibt ein Bulletin heraus, in dem sie die Verhängung einer 5-Sekunden-Strafe gegen Alonso bestätigt, weil beim Start falsch in seiner Startbox stand.

21:24 Uhr - In der letzten Runde des Rennens werden die Stewards informiert, dass das "Remote Operations Centre" nicht mehr der Meinung ist, dass die 5-Sekunden-Strafe korrekt ausgeführt wurde. Die Stewards werden gebeten, das zu untersuchen.

21:25 Uhr - Perez gewinnt den Grand Prix von Saudi-Arabien 2023 mit einem Vorsprung von 5,355 Sekunden auf seinen Red Bull-Teamkollegen Max Verstappen, der den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde erhält und die WM-Führung übernimmt. Alonso kommt mit 15,373 Sekunden Rückstand als Dritter ins Ziel. Er hat einen Vorsprung von 5,138 Sekunden auf George Russell auf dem vierten Platz.

21:38 Uhr - Die Stewards teilen offiziell mit, dass sie einen Vorfall mit Alonso notiert haben. Kurz darauf wird eine Untersuchung eingeleitet, weil er seine Fünf-Sekunden-Strafe an der Box angeblich nicht korrekt abgesessen hat.

21:45 Uhr - Es wird entschieden, dass Alonso eine weitere Zeitstrafe in Höhe von zehn Sekunden erhält. Russell wird noch in der TV-Medienbox darüber informiert, dass er und Mercedes auf den dritten Podestplatz vorrücken. Allerdings wird diese Entscheidung von der FIA erst in drei Stunden offiziell bekannt gegeben.

22:00 Uhr - Die FIA gibt eine vorläufige Rennwertung heraus, die Russell auf dem dritten Platz ausweist. Die Zeitmessung wurde aufgrund der Verwarnung angepasst und zeigt Alonso mit einem Rückstand von 4,862 Sekunden auf den Mercedes-Fahrer.

22:40 Uhr - Alonso kommt in den Pressebereich und mahnt, dass der "gesunde Menschenverstand" zurückkehren müsse. "Es ist nicht gut für die Fans, wenn man 35 Runden Zeit hat, um eine Strafe auszusprechen und darüber zu informieren, aber man wartet bis nach dem Podium. Irgendetwas stimmt mit dem System nicht."

00:36 Uhr - Die FIA gibt schließlich ein Dokument heraus, in dem bestätigt wird, dass Alonso nach dem Rennen eine Zehn-Sekunden-Strafe erhalten hat, weil er die ursprüngliche Fünf-Sekunden-Strafe beim Boxenstopp nicht korrekt eingehalten habe.


FIA-Penalty erklärt: Darum bekam Alonso P3 zurück!

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Wir erklären, auf welche Regeln sich die FIA-Stewards bezogen haben, wie es zu dem Chaos kommen konnte und was in Zukunft getan werden muss. Weitere Formel-1-Videos

Zur Begründung heißt es: "Den Stewards wurde von der Rennleitung und dem Sportdirektor ein Videobeweis gezeigt, wie Auto 14 die Strafe absitzt. Sie erklärten, dass mit den Teams vereinbart wurde, dass kein Teil des Autos berührt werden darf, während eine Strafe abgesessen wird, da dies eine Arbeit am Auto darstellen würde. In diesem Fall war es klar, dass der Wagenheber das Auto berührt hat."

00:50 Uhr - Die FIA lädt einen Vertreter von Aston Martin (Sportdirektor Andy Stevenson) zu einer Anhörung bei den Stewards vor, nachdem das Team Protest eingelegt hat.

01:02 Uhr - Die Rennkommissare übermitteln dem Aston-Martin-Teamchef ihre Schlussfolgerungen aus der Anhörung zum Recht auf Überprüfung.

"Das Team hat eindeutig dargelegt, dass die angebliche Darstellung einer Vereinbarung zwischen der FIA und den Teams, wonach jede Berührung des Autos, auch mit einem Wagenheber, als 'Arbeit' am Auto gilt, nicht korrekt ist und daher die Grundlage für die Entscheidung des Stewards falsch war", teilt die FIA mit.

Neben dem Protokoll der letzten Sitzung des "Sporting Advisory Committee" wurden bei der Entscheidung auch sowie Videobeweise von sieben Fällen berücksichtigt, in denen Autos vom Wagenheber berührt wurden, während sie eine ähnliche Strafe verbüßten wie Alonso, ohne erneut bestraft zu werden.

Da es "kein klares Argument" dafür gab, dass ein Wagenheber, der ein Auto berührt, eine Arbeit am Auto darstellt, hoben die Stewards die Zehn-Sekunden-Strafe auf.

01:15 Uhr - Die FIA veröffentlicht eine endgültige Rennwertung, in der die Strafe gestrichen und Alonso wieder auf Platz drei geführt wird. In der aktualisierten Meisterschaftswertung rückt Aston Aston damit vor Mercedes auf den zweiten Platz vor, während Alonso in der Fahrertabelle drei Punkte gewinnt und Platz drei hält. Russell fällt durch die verlorenen Punkte von Platz vier auf sechs zurück.


Fotos: Fernando Alonso, F1: Grand Prix von Saudi-Arabien (Dschidda) 2023


01:18 Uhr - Im letzten relevanten Akt wendet sich die FIA mit einer offiziellen Mitteilung an die Öffentlichkeit. Der Dachverband verweist auf widersprüchliche frühere Beispiele, die durch diese besondere Konstellation "entlarvt" worden seien. Sie fügt hinzu, dass eine Klärung beim Grand Prix von Australien erfolgen wird.

"Der Antrag an die Stewards auf Überprüfung der ursprünglichen Entscheidung wurde in der letzten Runde des Rennens gestellt", heißt es in einem Kommentar der FIA.

"Die anschließende Entscheidung der Rennkommissare, den Teilnehmer anzuhören und ihm das Recht auf Revision zu gewähren, war das Ergebnis neuer Erkenntnisse über die Definition von 'Arbeiten am Auto', für die es widersprüchliche Präzedenzfälle gab, was durch diesen speziellen Umstand deutlich wurde."

"Dieses Thema wird daher auf der nächsten Sitzung des 'Sporting Advisory Committee' am Donnerstag, 23. März, behandelt, und es wird vor dem Grand Prix von Australien 2023 (vom 31. März bis 2. April; Anm. d. R.) eine Klarstellung erfolgen."

"Diese offene Herangehensweise an die Überprüfung und Verbesserung ihrer Prozesse ist Teil der laufenden Mission der FIA, den Sport fair und transparent zu regulieren."

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