• 19. März 2023 · 21:24 Uhr

Alonso schießt nach Strafe gegen FIA: "Braucht gesunden Menschenverstand!"

Weil er seine Fünf-Sekunden-Strafe nicht richtig abgesessen hat, wird Fernando Alonso strafversetzt und verliert sein 100. Formel-1-Podium

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat seinen dritten Platz beim Großen Preis von Saudi-Arabien nachträglich wieder verloren! Der Spanier erhält eine Zehn-Sekunden-Strafe, weil er seine Fünf-Sekunden-Strafe beim Boxenstopp nicht ordnungsgemäß abgesessen hat. Damit fällt der Aston-Martin-Pilot hinter George Russell auf Platz vier zurück.

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Fernando Alonso verliert nachträglich Rang drei in Dschidda Zoom Download

Alonso hatte sich am Start eine Strafe eingefangen, weil er nicht ordnungsgemäß in seiner Startbox stand. Die folgende Zeitstrafe von fünf Sekunden saß er dann beim Boxenstopp unter dem Safety-Car ab. Dabei wurde aber wohl zu früh am Auto des Spaniers gearbeitet, sodass er noch einmal eine Strafe von zehn Sekunden erhielt.

Zu sehen war, dass ein Mechaniker den Wagenheber schon vor Ablauf der fünf Sekunden am Wagen angesetzt hatte. Das ähnelt dem Vorfall von Alonsos letztjährigem Teamkollegen Esteban Ocon (Alpine), der in Bahrain für das gleiche Vergehen belangt worden war. Dort hatte ein Mechaniker das Auto zu früh angefasst, weswegen der Franzose ebenfalls eine Zeitstrafe von zehn Sekunden bekam.

In Artikel 54.4 d) des Sportlichen Reglements der Formel 1 steht: "Whilst a car is stationary in the pit lane as a result of incurring a penalty in accordance with Articles 54.3a) or 54.3b) above, it may not be worked on until the car has been stationary for the duration of the penalty."

Das heißt, dass am Auto während der Strafe "nicht gearbeitet" werden darf. Die Frage ist, ob ein Ansetzen des Wagenhebers schon als "arbeiten" gilt.

Mercedes roch den Braten schnell

"Das war dieser technischer Verstoß, wie wir ihn schon bei Ocon in Bahrain gesehen haben", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Der Wagenheber geht an den Wagen. Jetzt muss man darüber diskutieren, ob die Strafe richtig ist, wenn das Ding nur berührt. Vielleicht muss man das ändern, aber wir profitieren natürlich in dem Fall."

"Wir haben es relativ schnell gesehen, wir haben das Video rauf- und runtergespielt, aber es war nicht ganz klar, ob das eine Strafe gibt oder nicht", sagt Wolff. Mercedes wies Russell daraufhin an, im Fenster von fünf Sekunden zu bleiben, um von einer möglichen Zeitstrafe zu profitieren.

Zwar verpasste Russell die Vorgabe um rund eine Zehntelsekunde, doch weil Alonso nicht fünf, sondern zehn Sekunden Strafe erhielt, fällt der Spanier dennoch hinter den Mercedes-Piloten zurück. Beinahe wäre er auch noch hinter den zweiten Mercedes von Lewis Hamilton gefallen, doch 0,337 Sekunden retten ihn vor einem weiteren Platzverlust.

Alonso: "Dann hab ich halt drei Punkte weniger"

Profiteur George Russell findet die Strafe "sehr hart", Alonso selbst macht die Strafe aber nicht viel aus: "Es tut nicht so sehr weh", sagt er gegenüber 'Sky'. "Ich war auf dem Podium, habe die Fotos mit dem Pokal gemacht und durfte mit Champagner feiern. Und jetzt habe ich halt drei Punkte weniger", sieht er es pragmatisch.


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Kritisch sieht der Spanier hingegen, wie es zu der Strafe gekommen ist. Denn dass es bis nach der Podestzeremonie gedauert hat, bis die Strafe ausgesprochen wurde, findet Alonso alles andere als gut: "Das war ganz schlecht von der FIA und die größere Enttäuschung als für uns selbst. Du kannst nicht 35 Runden nach dem Boxenstopp eine Strafe aussprechen."

Denn während er das Podium genießen konnte, wurde es George Russell sozusagen geklaut. "Das ist nicht fair", findet er. "Mercedes wäre sicher gerne auf dem Podium gestanden. Er sollte das Podium genießen, nicht ich. Es tut mir leid für George, für Mercedes, die Sponsoren und die George-Fans."

Kritik an FIA: Etwas "mächtig falsch im System"

Auch für ihn selber war der Zeitpunkt alles andere als günstig. Nach der Strafe im ersten Stint konnte er den notwendigen Puffer aufbauen, "aber im zweiten Stint habe ich überhaupt keine Information bekommen", ärgert er sich. "Es gab nicht einmal eine Untersuchung."


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"Sie hätten genügend Zeit gehabt, und wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich vielleicht elf Sekunden Vorsprung herausfahren können", sagt er weiter. "Und wenn man dann bis nach dem Podium wartet, ist irgendetwas im System mächtig falsch." Eine Anpassung im Reglement hält er aber nicht für notwendig: "Es muss einfach nur gesunder Menschenverstand her!"

Wie es mit dem Fall weitergeht, ist aktuell noch offen. Das Team spricht noch einmal mit den Kommissaren, um die Strafe nachzuvollziehen, denn für Teamchef Mike Krack ist die Sache mit dem Wagenheber nicht ganz geklärt.

Aston Martin sieht Vergehen nicht

"Mit den Videos, die wir haben, können wir es nicht hundertprozentig sehen, weil der Jack-Mann da danebensteht", sagt er gegenüber 'Sky'. "Ich sehe da nicht, wo er angedockt haben soll." Er findet, dass man das gar nicht so gut bewerten kann, denn ob die Schale des Wagenhebers angedockt hat oder noch zwei bis drei Zentimeter darunter war, kann er nicht sagen.

Er betont aber: "Wir haben mehr als fünf Sekunden gestanden, wir haben eine Extrareserve eingebaut, und die Jungs wissen auch, was sie zu tun haben. Und aus meiner Sicht war das alles regulär", so Krack. "Wenn es jetzt andere Beweise gibt, müssen wir uns das anschauen."

Weitere Schritte wie einen Protest will er aber vorerst nicht bestätigen: "Wir müssen uns das genau anschauen, denn wenn es eine Strafe gibt, müssen wir auch verstehen, warum - nicht, dass es uns in Zukunft nochmal passiert. Von daher müssen wir uns das genau anschauen und dann entsprechend reagieren."

War die Strafe gerecht?

Unabhängig davon bleibt die Frage, ob die Strafe gerechtfertigt ist oder nicht. "Was Fernando passiert ist, ist ziemlich hart", findet selbst Profiteur George Russell und betont, dass eigentlich Alonso das Podium verdient hätte.

Ex-Pilot Nico Rosberg sieht Aston Martin in der Schuld: "Das darf nicht passieren. Für mich vom Management ein klarer Fehler", sagt er bei 'Sky'. Und auch sein Landsmann Timo Glück spricht von "leichtsinnigen Fehlern", aber auch davon, dass alle nur Menschen sind und Fehler machen.

Allerdings relativiert der Deutsche: "Es gab keinen Vorteil dadurch. Ob der Wagenheber an der Gerätestruktur dran ist, oder zwei, drei Zentimeter weg ist - es hat keinen Vorteil ergeben. Man muss diese Regelung vielleicht überdenken. Das Thema ist vielleicht überreglementiert."

Dem wiederum würde Alonso widersprechen, denn für ihn braucht es keine weiteren Regeln. "Es braucht einfach nur gesunden Menschenverstand!"

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