• 17. März 2023 · 22:38 Uhr

Longrun-Analyse Saudi-Arabien: Red Bull vorn, Ferrari nur noch fünfte Kraft?

Es bahnt sich ein Team-Vierkampf um den dritten Platz auf dem Podium beim Formel-1-Grand-Prix von Saudi-Arabien an: Red Bull dominiert, Ferrari schwächelt

(Motorsport-Total.com) - Red Bull wird auch in Saudi-Arabien als absoluter Topfavorit in das Rennen gehen. Die Longruns am Ende des zweiten Freien Trainings haben gezeigt, dass Max Verstappen und Sergio Perez mit viel Gewicht nicht nur die schnellsten auf der Strecke sind, sondern sie sind dabei auch unglaublich konstant.

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Red Bull liegt in den Longruns vorn, aber dahinter wird hart gekämpft Zoom Download

Vor dem Wochenende war bereits klar, dass der Reifenverschleiß in Dschidda keine so große Rolle wie in Bahrain spielen würde, doch die Konstanz des RB19 ist beeindruckend. Verstappen startete seinen Longrun auf den Soft-Reifen, der eigentlich nicht als guter Rennreifen für den Sonntag gilt, mit einer 1:35.4 und beendete seinen Stint 14 Runden später mit einer 1:35.2.

Ein ähnlich gutes Reifenmanagement haben nur zwei andere Teams: Aston Martin und Alpine. Ganz anders die Situation bei Ferrari. Charles Leclerc legte am Anfang seines Stints auf dem Medium-Reifen mit einer 1:35.1 noch eine flotte Pace hin, doch in Runde 13 fuhr der Monegasse bereits eine 1:36.1 und damit eine volle Sekunde langsamer.

Dass Leclerc mit den Reifenverschleiß auf dem Medium-Reifen zu kämpfen hatte, dürfte Ferrari beunruhigen, da die gelbe Mischung der Startreifen für den Sonntag sein sollte, auf der man 15 bis 20 Runden fahren muss. Allerdings hat das Team über die Nacht noch Zeit, das Set-up anzupassen und das Reifenmanagement zu verbessern.

Warum Ferrari nur fünfte Kraft in Dschidda sein könnte

Dass Aston Martin mit Fernando Alonso auf dem Longrun erneut stark sein würde, war zu erwarten. Der Spanier fuhr ähnlich wie die Red Bulls konstant tiefe 1:35er-Zeiten, obwohl davon auszugehen ist, dass der AMR23 nicht ganz so vollgetankt war wie der Red Bull.

Die große Überraschung ist aber Alpine. Sowohl Pierre Gasly auf dem Soft- und Esteban Ocon auf dem Medium-Reifen konnten konstant tiefe 1:35er-Zeiten hinlegen und waren im Schnitt nur etwa drei Zehntel pro Runde langsamer als Red Bull, womit man nur hinter dem Weltmeisterteam und Fernando Alonso liegt.


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Von wegen Red-Bull-Dominanz: In unserer Longrun-Analyse zeigen wir, wer Max Verstappen beim Grand Prix Saudi Arabien gefährlich werden könnte. Weitere Formel-1-Videos

Allerdings dürfte auch das französische Team etwas leichter als die drei Topteams gewesen sein, sodass Ferrari und Mercedes hochgerechnet im Durchschnitt etwas schneller waren. Andererseits kann man argumentieren, dass der Schnitt von Ferrari wahrscheinlich viel höher wäre, wenn man bedenkt, dass die Piloten in ihren Longrun-Stints nur einen Bruchteil der Runden des Sonntags fahren. Womöglich dürfte sich der Effekt des Reifenverschleißes im Rennen also noch mehr auswirken.

McLaren führt restliches Mittelfeld an, Alfa Romeo und Haas schwach

Hinter den Top 10 scheint sich das McLaren-Team einzureihen. Lando Norris und Oscar Piastri konnten mit ihren Zeiten in den Longruns überzeugen, allerdings fuhren beide nur wenige Runden, weshalb der Reifenverschleiß noch kein Faktor war. Außerdem wird auch das Team aus Woking mit etwas weniger Sprit als die Topteams unterwegs gewesen sein. Abstand auf die Spitze: etwa eine Sekunde pro Runde.

Hinter McLaren liefern sich Williams und AlphaTauri einen engen Kampf, bevor die beiden Schlusslichter Alfa Romeo und Haas folgen. Die beiden Ferrari-Kunden konnten in ihren Rennsimulationen gar nicht überzeugen, was aber nicht am Reifenmanagement liegt. Die Grundpace ist einfach nicht da. Im Schnitt fehlen den beiden Teams fast zwei Sekunden auf Red Bull, Williams und AlphaTauri etwa 1,5 Sekunden.

Was bedeuten die Longruns für das restliche Wochenende?

Legt man die durchschnittlichen Rundenzeiten der Longruns zugrunde, dann ist Red Bull klarer Favorit für das restliche Wochenende. Was die Rennpace angeht, so dürfte Aston Martin zweite Kraft sein, gefolgt von einem engen Dreikampf zwischen Mercedes, Ferrari und Alpine.

Das Bild könnte am Samstag in der Qualifikation jedoch ganz anders aussehen. Der Ferrari ist bekannt, auf einer Runde pfeilschnell zu sein, was auch in Dschidda der Fall sein dürfte, obwohl die Scuderia im zweiten Training auch nicht mit schnellen Runden glänzen konnte. Red Bull im Qualifying zu knacken dürfte aber schwierig werden.

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Die FT2-Longruns von Saudi Arabien. Je höher die Linie, desto schneller die Rennpace. Abfallende Kurven wie bei Leclerc zeigen den Reifenverschleiß am Ende des Stints Zoom Download

Die Zehn-Plätze-Gridstrafe von Leclerc ist zudem ein Segen für Aston Martin und Alpine. Nach den Daten vom Freitag, scheint es, als ob die beiden Teams über eine volle Renndistanz mit langen Stints schneller als die Scuderia sein dürften.

Da Leclerc zurückversetzt wird, bräuchten sie sich nur noch um Carlos Sainz und die Mercedes-Piloten kümmern, sollten diese Fahrer in der Startaufstellung vor ihnen starten. Unter normalen Umständen bahnt sich also ein enger Kampf um den letzten Platz auf dem Podium an.

Power-Ranking: Spritbereinigte Longrun-Pace Saudi-Arabien

1) Red Bull
2) Aston Martin (+0,4)
3) Mercedes (+0,6)
4) Ferrari (+0,7)
5) Alpine (+0,75)
6) McLaren (+1,0)
7) Williams (+1,3)
8) AlphaTauri (+1,5)
9) Alfa Romeo (+1,75)
10) Haas (+2,1)

Wie funktionieren die Longruns?

Die Longruns dienen dazu, die Performance für das Rennen am Sonntag vorzuspielen, um gegebenenfalls danach Änderungen am Set-up vornehmen zu können, damit man im Grand Prix besser aufgestellt ist. Immerhin werden die Punkte am Sonntag vergeben und nicht am Samstag, was die Longruns zu einer besseren Messlatte für das Rennwochenende macht als die Qualifying-Simulationen.

In den Longruns zum Ende des zweiten Freien Trainings fährt man mit 90 bis 110 Kilogramm Kraftstoff los, damit man ein klares Bild vom Reifenverschleiß bekommt. Mit weniger Sprit an Bord wäre die Belastung zu gering, was die Reifendaten verfälscht.


Fotostrecke: Formel 1 2023 in Saudi-Arabien: Das Wichtigste zum Freitag

Danach gibt es grundsätzlich zwei Effekte: Einerseits wird Sprit verbrannt, was das Auto leichter macht und was wiederrum für schnellere Rundenzeiten sorgen sollte. Auf der anderen Seite baut der Reifen ab, was die Rundenzeiten wieder in die Höhe schießen lässt.

Im Fall von Red Bull, Aston Martin und Alpine in Dschidda war der Reifenverschleiß im zweiten Training dabei so klein, dass sich die beiden Effekte gegenseitig aufheben, während bei Mercedes und vor allem bei Ferrari der Reifenverschleiß größer wiegt, sodass der Spritverbrauch den Rundenzeitverlust nicht ausgleichen kann.

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