• 06. März 2023 · 18:39 Uhr

Daten analysiert: Aston Martin im Rennen zweite Kraft hinter Red Bull?

Ist Aston Martin nun zweite Kraft in der Formel 1 oder nicht? Wir haben die Rennpace des Grand Prix von Bahrain 2023 analysiert: Alonso mindestens auf Ferrari-Niveau

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso war der Star der Formel 1 beim Saisonstart in Bahrain am vergangenen Wochenende, als sich der Spanier sensationell mit seinem Aston Martin auf das Podium kämpfte. Doch wäre Alonso auch unter den ersten Drei gelandet, wenn vor ihm Charles Leclerc im Ferrari nicht ausgeschieden wäre?

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Fernando Alonso war beim Saisonauftakt in Bahrain die große Überraschung Zoom Download

Wenn man sich die Daten des Rennens ansieht, dann muss man sagen: es wäre ziemlich knapp geworden. Grund dafür ist die ähnliche Pace der beiden Ferrari-Piloten Carlos Sainz und Leclerc auf den harten Reifen. Im ersten Stint auf den Softs konnte der Monegasse seinen Teamkollegen noch klar in den Schatten stellen.

Ganze zehn Sekunden Vorsprung fuhr Leclerc auf Sainz innerhalb von 13 Runden heraus, allerdings konnte Leclerc den frischen, im Qualifying gesparten Reifensatz verwenden, womit er gegenüber Sainz einen Vorteil hatte. Im zweiten Stint waren die beiden auf dem harten Reifen aber gleichauf und auch bis zu Leclercs Ausscheiden im dritten Stint nahmen sich die beiden nichts.

Alonso wäre knapp hinter Leclerc ins Ziel gekommen

Daher kann man annehmen, dass Leclercs zehnsekündiger Vorsprung auf Sainz in Runde 37 wohl bis zum Schluss mindestens gehalten hätte und möglicherweise etwas größer geworden wäre, da Sainz im Duell mit Alonso später Zeit verlieren sollte. Alonso kam im Ziel rund 8,5 Sekunden vor Sainz heraus, womit er hochgerechnet 1,5 Sekunden hinter Leclerc gelandet wäre.

Möglicherweise ist Alonso am Ende des Rennens nicht mehr am Limit gefahren, als sein Podium sicher war, aber Gleiches lässt sich auch über Leclerc sagen, dessen Rennen ziemlich ungefährdet war, nachdem ihm Perez in Runde 25 für Platz zwei überholte. Somit bleibt die Vergleichbarkeit bestehen.

Wie ein Podium aus eigener Kraft drin gewesen wäre

Zwei Faktoren hätten aber ein Podium von Alonso aus eigener Kraft möglich machen können. Zum einen ein besserer Start, schließlich fiel der Aston-Martin-Pilot von Rang fünf auf sieben hinter die beiden Mercedes zurück, was seinen ersten Stint beeinträchtigte, oder zum anderen eine etwas andere Rennstrategie.


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Warum der Start und der erste Stint so schlecht war, kann sich Teamchef Mike Krack nach dem Rennen auch noch nicht erklären: "Wir müssen uns das anschauen. Ich hatte den Eindruck, in den ersten zwei Runden kam unser Auto gar nicht in die Gänge, vielleicht ist unser Auto auch so gut, dass es die Reifen am Anfang nicht so beansprucht. Aber das Reifenmanagement ist hintenraus hervorragend gelaufen."

Hätte Alonso seine Startposition in der ersten Runde halten können, wäre seine Pace eindeutig gut genug gewesen, um die Mercedes im ersten Stint hinter sich zu halten. Schließlich konnte er sowohl George Russell, als auch Lewis Hamilton im weiteren Rennverlauf überholen. Allerdings wäre er höchstwahrscheinlich hinter Sainz im Ferrari auf Platz fünf steckengeblieben.

So hätte Alonso Leclerc schlagen können

Diesen hätte Alonso dann wohl im zweiten Stint sowohl mit einem Under-, aber auch mit einem Overcut ziemlich einfach knacken können. Schließlich hat der Overcut gegen Sainz auch im dritten Stint des echten Rennens funktioniert, obwohl Alonso nur drei Runden frischere Reifen hatte.

In der weiteren Folge hätte Alonso zehn Sekunden auf Leclerc aufholen müssen, wobei er dafür ca. die zweite Hälfte des Rennens, also mehr als 25 Runden, Zeit gehabt hätte. Die Lücke zu schließen wäre nicht das Problem gewesen, denn Alonso war in seinem letzten Stint trotz Zweikämpfe mit Hamilton und Sainz ganze sieben Zehntel pro Runde schneller als sein Landsmann im Ferrari.


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Gegenüber Leclerc hätte er somit höchstwahrscheinlich auch einen signifikanten Pace-Vorteil gehabt, da der Monegasse auf den harten Reifen ähnlich stark zu kämpfen hatte wie Sainz. Mit einer gleichen Strategie wäre es jedoch schwierig für Alonso geworden, Leclerc auf der Strecke zu überholen, weshalb Aston Martin für den dritten Stint bestimmt einen Overcut versucht hätte, gegen den Leclerc wahrscheinlich auch machtlos geblieben wäre.

Hat sich Aston Martin bei der Strategie verpokert?

Doch selbst mit dem verpatzten Start hätte Alonso womöglich noch Leclerc aus eigener Kraft schlagen können, denn der Zeitpunkt des letzten Reifenwechsels von Aston Martin war nicht ganz ideal.

Im zweiten Stint überholte Alonso mit dem Overcut zunächst George Russell, ehe er sich an Hamilton vor ihm auf Position fünf heranknabberte. Als Valtteri Bottas im Alfa Romeo in Runde 29 an die Box ging, öffnete sich ein Undercutfenster für Alonso, doch Hamilton wehrte den Undercut mit einem Reifenwechsel eine Runde später ab, sodass für Aston Martin schon klar war, dass es der Overcut sein müsste.

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Der Boxenstopp von Valtteri Bottas öffnet ein Undercutfenster, sodass die vorderen Piloten an die Box steuern. Hätte Aston Martin mit Alonso einen aggressiveren Overcut wagen sollen? Zoom Download

Allerdings blieb Alonso nur vier Runden länger bis Runde 34 draußen, ehe man auch dem Spanier neu harte Reifen montierte. Der Reifenvorteil gegenüber Hamilton und Sainz, der in Runde 31 zur Box ging, war also gar nicht so groß und trotzdem konnte Alonso beide auf der Strecke überholen.

Warum war Aston Martin so vorsichtig?

Tatsächlich konnte Alonso am Ende seines zweiten Stints auf alten Reifen die Zeiten der Verfolger mit neuen Reifen sogar noch mitgehen. Lediglich zwei bis drei Zehntel verlor er pro Runde. Warum hat man Alonso also nicht noch etwas länger draußen gelassen, um später vielleicht sogar noch einen Endspurt auf Leclerc - der zu diesem Zeitpunkt noch im Rennen war - auf den Soft-Reifen zu wagen?

Die Antwort wird wahrscheinlich sein, dass Aston Martin kein Risiko eingehen wollte, denn wenn Alonso noch sieben bis zehn Runden länger draußen geblieben wäre, wäre er hinter Stroll und Russell auf die Strecke zurückgekommen wegen des Undercuts. Mit frischen Soft-Reifen wäre es für Alonso wohl aber ein Leichtes gewesen, die beiden und danach auch noch Hamilton und Sainz zu überholen.

Danach hätte er mit dem Reifenvorteil zudem eine gute Chance gehabt, den Rückstand auf Leclerc zu verringern. Wie schnell das gehen kann, hat übrigens Pierre Gasly im Alpine gezeigt.

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Der letzte Stint von Pierre Gasly und Valtteri Bottas zeigt den gravierenden Pace-Unterschied zwischen den Soft-Reifen (Gasly) und den harten Reifen (Bottas). Gasly kann einen Rückstand von 19 Sekunden aufholen. Zoom Download

Nach Leclercs Ausfall fuhr der Franzose in der VSC-Phase an die Box, um sich neue Soft-Reifen zu holen. Als er aus der Box auf P9 zurückkam, betrug sein Abstand auf Bottas an Rang acht 19 Sekunden. Bei der Zieldurchfahrt konnte sich Gasly bis auf eine Sekunde heranrobben, doch für eine Attacke gegen den Finnen ging ihm die Zeit aus.

Daten zeigen: Aston Martin im Rennen zweite Kraft hinter Red Bull

So oder so hat sich gezeigt, dass Aston Martin die zweite Kraft im Rennen zu sein scheint, was aber hauptsächlich am hohen Reifenverschleiß des Ferraris liegt. Denn zu Beginn eines neuen Stints war Leclerc immer schneller als Alonso, doch das drehte sich nach ungefähr acht Runden, womit über einen kompletten Stint hinweg, der Aston Martin das schnellere Auto ist.

Aston Martin sollte sich dennoch nicht auf der Bahrain-Rennpace ausruhen. Ferraris Probleme mit dem Reifenverschleiß wurden durch den extrem aggressiven Asphalt in Bahrain möglicherweise übertrieben dargestellt, weshalb sich das Blatt in Saudi-Arabien auf einem glatteren Boden schon wenden könnte.

Zudem sollte man die Qualifyingpace verbessern. Bereits im vergangenen Jahr zeichnete sich der Trend ab, dass Aston Martin im Rennen viel stärker als im Qualifying ist. Wenn man 2023 weiterhin hinter den Ferraris startet, obwohl man eine bessere Rennpace hat, wird man den Spieß immer mit der Strategie umdrehen müssen. Aston Martin wird immer ein Reifendelta brauchen, denn mit gleichalten Reifen wird das Überholen schwierig.

Alonso lebt seinen Traum: "Zu schön, um wahr zu sein"

Fernando Alonso ist nach seinem Wechsel zum Team aus Silverstone aber schon jetzt im Paradies angekommen. "Es war unglaublich", sagt er über das Bahrain-Wochenende. "Es war zu schön, um wahr zu sein, jede Session und jede Leistung des Autos."


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"Im Qualifying hatten wir erwartet, etwa eine halbe Sekunde hinter Red Bull zu liegen. Und ich glaube, wir hatten eine halbe Sekunde oder sechs Zehntel Rückstand auf die Poleposition, also war es ganz richtig. Und ja, ich meine, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, denn vor acht Monaten war das Projekt nur eine Wette."

"Sicher, wir müssen auf Dschidda und Australien warten, das sind ganz andere Strecken", mahnt Alonso. "Ich bin also gespannt, ob wir diese Form auch auf anderen Strecken halten können. Andererseits denke ich, dass das Auto, das wir jetzt haben, nur ein sehr einfaches Auto ist. Ich denke also, dass wir in Bezug auf die Entwicklung dieses Projekts noch viel vor uns haben, deshalb bin ich optimistisch."

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