Charles Leclerc: "Im ersten Rennen das erste Problem ..."
Was Ferrari-Fahrer Charles Leclerc über die Ausfallursache im Formel-1-Auftakt in Bahrain sagen kann und wie er die technischen Probleme seines Teams einordnet
(Motorsport-Total.com) - Das erste Saisonrennen war noch nicht gestartet, da kamen schon die ersten schlechten Nachrichten von Ferrari. Und im Grand Prix von Bahrain wurde es zappenduster für Charles Leclerc: Auf dem Weg zum dritten Platz hinter den beiden Red-Bull-Fahrern Max Verstappen und Sergio Perez schied er nach technischen Problemen an seinem Ferrari SF-23 aus.
© Motorsport Images
Charles Leclerc mit Helm und Rennoverall beim Grand Prix von Bahrain 2023 Zoom Download
Was den Ausfall beim Auftaktrennen verursacht hat? "Keine Ahnung", sagt Leclerc. Sein Auto sei nach rund zwei Dritteln der Distanz einfach "komplett" ausgegangen. "Danach konnte ich nichts mehr machen", erklärt er. Leclerc fuhr nur noch an den Streckenrand und stellte sein Fahrzeug nach Kurve 13 ab, wirkte fassungslos nach dem Aussteigen.
In seiner Medienrunde macht der Ferrari-Fahrer keinen Hehl aus seiner Enttäuschung ob des technisch bedingten Ausfalls: "Ich kann nicht sagen, dass es sich gut anfühlt. Wir haben viel Arbeit [in die Zuverlässigkeit] investiert, aber wir müssen weiter dranbleiben. Denn wenn du im ersten Rennen das erste Problem mit der Zuverlässigkeit hast, dann ist das nicht gut."
Ferrari nach dem ersten Rennen schon am Limit
Und das erste Problem war es nicht einmal an Leclercs Fahrzeug: Schon vor dem Rennen hatte das Team am Auto mit der Startnummer 16 den Energiespeicher und die Kontrollelektronik ausgetauscht. Beide Komponenten stehen 2023 pro Fahrer nur je zweimal zur Verfügung. Ferrari ist mit Leclerc also bereits nach dem ersten Grand Prix am Limit angekommen. (Hier die aktuelle Motorenübersicht abrufen!)
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Ob wenigstens die originalen Teile noch zu retten seien, wird Leclerc gefragt. Er antwortet ohne Umschweife: "Ich weiß gar nichts, ehrlich. Ich komme gerade aus dem Auto und jetzt stehe ich hier [zum Interview]. Ich weiß nichts." Und die Defekte hätten sich auch nicht angedeutet, weder im Rennen noch davor in der Entwicklungsphase. Leclerc: "Nicht, soweit ich weiß."
Ferrari habe deshalb gleich mehrere große Baustellen, so sagt Leclerc weiter: "Die Leistung stimmt nicht und wir hatten ein Zuverlässigkeitsproblem im ersten Rennen. Das müssen wir in den Griff kriegen."
Ferrari hat sich mit dem SF-23 verbessert, aber ...
Zwar habe sich beim SF-23 im Vergleich zum Vorjahresauto der Topspeed verbessert. "Jetzt fehlt es uns aber in den Kurven an Leistung", meint Leclerc. Außerdem verliere man "eine Sekunde pro Runde" auf Red Bull. "Das ist viel. Und das müssen wir uns anschauen, genau wie die Zuverlässigkeit. Wir sind einfach nicht schnell genug."
Und mit diesen Aussagen eckt Leclerc offenbar direkt an bei seinem neuen Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur, der bei 'Sky' England auf die erste Reaktion seines Fahrers angesprochen wird. Es folgt eine lange Pause, dann sagt Vasseur: "Die erste Aussage war okay. Es liegen noch immer 22 Rennen vor uns. Das war von Anfang an die Einstellung."
"Ich wollte es aber vermeiden, nach dem ersten Rennen eine zu optimistische oder zu pessimistische Reaktion zu haben. Wir wissen: Die Saison ist lang, es wird schwierig. Aber immerhin wissen wir jetzt, woran wir sind. Und wir haben gewisse Sorgen, was die Zuverlässigkeit angeht."
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Man habe sich nach den Testfahrten in Bahrain schon ausgerechnet, nicht auf einem Niveau mit Red Bull zu liegen, ergänzt Leclerc. "Wir hatten aber gehofft, mit dieser Einschätzung falsch zu liegen. Wir lagen aber genau richtig. Wir waren weit weg beim Renntrimm, und das hatten wir leider auch so erwartet."
Einzig im Qualifying habe man einigermaßen mithalten können. Doch Red Bull scheine "im Renntrimm etwas wirklich Großes" gefunden zu haben, meint Leclerc. Und auch Aston Martin könne Ferrari über die Renndistanz unter Druck setzen, das Team "wirkt schnell", so sagt er.
Leclerc glaubt: Platz drei war möglich für Ferrari
Deshalb sei Ferrari zum Handeln gezwungen: "Bahrain ist eine sehr spezielle Strecke. Ich hoffe, das Bild sieht schon beim nächsten Rennen wieder etwas anders aus, aber darauf können wir uns nicht verlassen", erklärt Leclerc. "Wir müssen arbeiten und etwas finden."
Darüber könne auch die gute Startphase nicht hinwegtäuschen. Leclerc hatte sich mit frischen Soft-Reifen beim Losfahren gegen Perez durchgesetzt und P2 übernommen. "Aber wenn du nicht ins Ziel kommst, ist es unmöglich, das Positive zu sehen", sagt er. Er wisse nur: Platz drei wäre möglich gewesen in Bahrain, sofern die Ferrari-Technik mitgespielt hätte. Platz vier ist es geworden - für Carlos Sainz im Schwesterauto.