Windschattenspiele bei Red Bull: Was war in der ersten Q3-Runde los?
Sergio Perez konnte vom Windschatten seines Teamkollegen Max Verstappen profitieren und P2 in der Startaufstellung sichern, doch planmäßig war Q3 nicht
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat verraten, wie er sich vor seiner Poleposition für den Großen Preis von Abu Dhabi erschrocken hat, als sein Red-Bull-Auto komplett ausfiel. Der Weltmeister bereitete sich gerade auf seinen ersten Run in Q3 vor, als in der Red-Bull-Garage Hektik aufkam, nachdem sich sein Auto komplett ausschaltete.
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Alles wieder gut im Hause Red Bull? Max Verstappen und Sergio Perez belegten die ersten beiden Plätze im Abu-Dhabi-Qualifying Zoom Download
Diese Verzögerung bedeutete, dass Verstappens Plan, seinen Teamkollegen Sergio Perez den Windschatten zu geben, über den Haufen geworfen werden musste, während der Niederländer die Systeme seines Autos zurücksetzte.
Am Ende konnte Verstappen loslegen und fuhr eine Runde, die gut genug war, um sich die Poleposition zu sichern, bevor er sie später noch verbesserte. In den zweiten Runs kam Verstappen planmäßig raus und konnte Perez auch einen Windschatten verschaffen, der dem Mexikaner half, sich den zweiten Startplatz und damit die erste Reihe für Red Bull zu sichern.
Red Bull: "Zweimal Blackout beim Dashboard"
Im Rückblick auf seinen Lauf zur Poleposition sagt Verstappen: "Es war ein bisschen ein Auf und Ab im Qualifying. Es fing ganz gut an. Q2 war ein bisschen chaotisch, und ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum, aber die Reifen haben einfach nicht richtig gegriffen. Aber in Q3 fühlte sich dann alles etwas normaler an."
"Dann hatten wir einen kleinen Schreck. Das Auto schaltete sich vor dem ersten Run ab, also mussten wir alles neu starten. Dann gingen wir auf die Strecke, und beide Runden waren gut genug [für die Poleposition], womit ich natürlich sehr zufrieden bin."
"Das Dashboard hatte zweimal einen Blackout, aber das stört ihn nicht", fügt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'ServusTV' hinzu. "Dann hatten wir ein ganz kleines Problem mit dem Frontflügel, das prallt Gott sei Dank ab und wenn es drauf ankommt, dann liefert er ab."
So viel brachte der Windschatten Sergio Perez
"Ich bin auch sehr glücklich, dass beide Autos in der ersten Reihe stehen, denn wir wissen, dass wir natürlich das Rennen gewinnen wollen, aber wir wollen auch mit Checo in der Meisterschaft Zweiter werden. Das ist auf jeden Fall ein guter Start für morgen", sagt Verstappen.
Perez freut sich über den Platz in der ersten Reihe und lobt Verstappens Unterstützung, die seine Chancen auf den zweiten Platz in der Fahrerwertung in diesem Jahr erhöht hat. Der Mexikaner fuhr die Bestzeit im zweiten Sektor, der hauptsächlich aus langen Geraden besteht.
Der Windschatteneffekt scheint somit funktioniert zu haben und dieser war für Perez auch nötig. Sein Rivale um den zweiten Platz in der Meisterschaft, Charles Leclerc, landete im Qualifying nur 40 Tausendstelsekunden hinter dem Red-Bull-Piloten. Leclerc selbst hatte dabei jedoch kein Windschatten seines Teamkollegen Carlos Sainz. Insgesamt drei Zehntel fehlten dem Ferrari-Piloten in Sektor zwei auf Perez.
Verstappen erklärt: Das war die Absprache vor dem Quali
"Zu Beginn des Wochenendes gaben wir Checo die Möglichkeit zu wählen, was er möchte - 'willst du als Erster oder hinten fahren?'", erklärt Verstappen in der Pressekonferenz nach dem Qualifying in Abu Dhabi.
"Er entschied sich dafür, hinten zu fahren, und das war auch der Plan im Qualifying. Aber ich wollte im ersten Run auch nach vorne fahren, aber dann ging alles schief. Aber zum Glück haben wir es für den zweiten Run zusammenbekommen."
Verstappen hatte Perez auch auf dem einzigen Q3-Run in Brasilien angeführt, und der Mexikaner sagt, dass der Windschatten, den er schließlich auf den zweiten Q3-Run in Abu Dhabi bekam, seinen zweiten Platz in der Startaufstellung begünstigte.
Und das, obwohl er dicht hinter dem anderen Red-Bull-Auto war, was das Hinterherfahren im technisch anspruchsvollen letzten Sektor etwas erschwerte, auch wenn der "Dirty-Air"-Effekt bei den 2022er-Autos reduziert wurde.
Perez froh: "Konnte Effekt spüren"
"Ja, das hat auf jeden Fall geholfen", sagt Perez über den Windschatten von Verstappen. "Ich denke, wir haben heute als Team wirklich gut gearbeitet. Und ich konnte [den Effekt] spüren - besonders in Sektor zwei hat es funktioniert. Was man dort gewinnt, verliert man ein wenig in Sektor drei, aber insgesamt denke ich, dass es eine positive Sache war."
Perez sagt, dass das Ergebnis - Red Bulls erstes Mal in der ersten Reihe, seit Daniel Ricciardo und Verstappen beim Mexiko-GP 2018 - dem Team nach den Niederlagen und selbstverschuldeten Schwierigkeiten in Brasilien ein "schönes Gefühl, zurück zu sein" vermittelt.
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"Es war eine gute Session", sagt Perez. "Nach Q2 [das Perez anführte und Verstappen 0,2 Sekunden zurücklag] sah es schon besser aus. Dann begann Q3 nicht so gut. Vor allem der erste Run war nicht ideal. Der zweite Lauf war dann um einiges besser - allerdings nicht genug für die Pole.
"Trotzdem ist es ein gutes Ergebnis für das Team, in der ersten Reihe zu stehen, besonders nach dem Wochenende in Sao Paulo, wo wir ziemlich zu kämpfen hatten. Es ist schön, zurück zu sein", so der Mexikaner.
Red Bull nach Pole zuversichtlich: Im Rennen noch besser?
Trotz der Dominanz von Red Bull im Qualifying rechnet Verstappen mit einem engen Rennen am Sonntag: "Der heutige Tag war sicherlich erstaunlich, aber ich erwarte trotzdem, dass es morgen ein guter Kampf wird", erklärt er. "Immerhin haben wir beide Autos da und können tun, was wir wollen."
Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko ist vom Ergebnis im Qualifying ebenfalls angetan: "Erster, Zweiter waren wir schon lange nicht und vor allem nach dem Brasilien, ich muss schon fast sagen Fiasko, sind wir wieder froh, dass die alte Rangordnung hergestellt wird."
"Und was uns noch mehr ermutigt, sind die Longruns, wo wir vom Reifenverschleiß und all dem besser waren wie Ferrari. Ich hoffe, das hält morgen an. Dann sollte das Ziel - neuer Rekord an Einzelsiegen und 1-2 in der WM in Nähe rücken."
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Max Verstappen verwies die Konkurrenz im zweiten Freien Training auf die Plätze. Dreieinhalb Zehntel fehlten dem ärgsten Verfolger George Russell im Mercedes. Doch möglicherweise können die Silberpfeile und Ferrari mit einer besseren Rennpace mit viel Sprit zurückschlagen? Ein guter Indikator dafür sind die Longruns am Ende der Session. Fotostrecke
Nach den Vorfällen in Brasilien ist klar, dass Verstappen dafür sorgen muss, dass sein Teamkollege Perez vor Leclerc in der WM landet. Perez und der Ferrari-Pilot haben aktuell beide 290 Punkte, wobei der Monegasse auf Rang zwei gewertet wird, da er einen Rennsieg in dieser Saison mehr auf dem Konto hat.