• 18. November 2022 · 17:57 Uhr

Mercedes-Chancen in Abu Dhabi: "Sehen konkurrenzfähig aus"

Welche Chancen sich Mercedes beim Finale der Formel-1-Saison 2022 in Abu Dhabi ausrechnet und wie realistisch P2 in der Konstrukteurswertung gegen Ferrari noch ist

(Motorsport-Total.com) - 19 Punkte trennen Ferrari und Mercedes vor dem letzten Rennen der Formel-1-Saison 2022 in der Konstrukteurswertung. Theoretisch also könnte Mercedes im finalen Grand Prix noch an Ferrari vorbeiziehen und den zweiten Platz hinter Red Bull einnehmen. Aber wie realistisch ist dieses Szenario?

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George Russell im Mercedes W13 beim Formel-1-Rennen in Abu Dhabi 2022 Zoom Download

Laut Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist es "immer möglich", einen solchen Rückstand in einem Rennen noch wettzumachen, so sagt er bei 'Sky'. Andererseits komme es nicht nur auf die Leistung seiner Fahrer Lewis Hamilton George Russell an: "Man braucht schon eine gehörige Portion Punkte und [Ferrari] muss es ganz schlecht laufen", meint Wolff.

Also zum Beispiel so wie in Baku in diesem Jahr: Ferrari verzeichnete einen Doppelausfall, Mercedes holte 27 Punkte. Oder Le Castellet, wo Mercedes 33 Zähler einfuhr, Ferrari nur elf. Zuletzt in Brasilien holte Mercedes 21 Punkte auf die direkte Konkurrenz auf, wobei Ergebnisse in dieser Größenordnung eher eine Seltenheit waren in der Formel-1-Saison 2022.

Wie Mercedes abgeschnitten hat im Freitagstraining

Doch die Silberpfeile wähnen sich "ordentlich" aufgestellt für den Showdown in Abu Dhabi. Im ersten Freien Training erzielte Hamilton im W13-Mercedes mit 1:26.633 Minuten die Bestzeit, gefolgt von Russell um 0,220 Sekunden dahinter auf Platz zwei.

Das zweite Freie Training beschloss wiederum Russell vor Hamilton, und zwar als Zweiter hinter Max Verstappen im Red Bull, um 0,341 Sekunden. Hamilton belegte weitere drei Zehntel zurück den vierten Platz.

Teamleitung glaubt: "Es fehlt ein wenig die Pace"

Deshalb geht Wolff nicht davon aus, dass sein Team an den Doppelsieg aus Brasilien wird anknüpfen können: Es werde "ein bisschen schwieriger als wir es vergangene Woche hatten", sagt Wolff.

Andrew Shovlin als leitender Mercedes-Ingenieur an der Rennstrecke erkennt, dass seinem Team "ein wenig die Pace fehlt, sowohl auf einer einzelnen Runde als auch auf dem Longrun", so hält er fest. Außerdem habe man "ungewöhnlicherweise einen höheren Reifenverschleiß als bei unseren Konkurrenten" festgestellt. "Das ist im Moment unsere größte Sorge", sagt Shovlin.


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Dabei waren gerade die Longruns bisher meist eine Stärke der Silberpfeile. Abu Dhabi aber sei "das erste Mal, dass das Muster umgedreht ist, dass wir auf die eine Runde schnell waren und im Longrun dann langsamer geworden sind", so Wolff. "Wir müssen verstehen, warum das so ist."

Andererseits sehen die Abstände laut Shovlin "nicht so groß aus". Russell spricht von "zwei Zehnteln" auf eine schnelle Runde und "wohl noch mehr" über die Distanz. Shovlin geht davon aus, "dass wir hoffentlich vorne mitfahren können, wenn wir ein paar kleine Schritte in die richtige Richtung machen können".

Hamilton muss zurückbauen nach Änderungen

Letzteres hat für Hamilton zwischen den beiden Trainingseinheiten am Freitag in Abu Dhabi nicht funktioniert. Er habe sich zunächst "ziemlich gut" gefühlt, meint der siebenmalige Formel-1-Weltmeister. Die Änderungen vor dem zweiten Training aber hätten dazu geführt, dass die Balance im Auto "ziemlich deutlich daneben" gelegen habe. "Das ging nicht in die richtige Richtung", sagt Hamilton.

Das habe sich für ihn in "viel Übersteuern" geäußert. "Das hat mich am meisten beeinträchtigt", erklärt er. "Ansonsten sehen wir recht konkurrenzfähig aus. Wir sind dabei."

Mercedes: Seit Austin geht richtig was vorwärts

Hamiltons Teamkollege Russell kommt zu einer ähnlichen Einschätzung. Auch er meint: "Wir können kämpfen. Ich glaube, wir können im Qualifying um die Top 3 mitfahren. Und wer weiß, wohin uns das am Sonntag bringen könnte."


Fotostrecke: Formel 1 2022 in Abu Dhabi: Das Wichtigste zum Freitag

Schon seit Austin funktioniere der Mercedes W13 "richtig gut" und "wahrscheinlich sogar besser als erhofft", sagt Russell weiter. "Und wir haben in Brasilien gesehen: Selbst auf einer Strecke, auf der wir nicht davon ausgegangen waren, so gut auszusehen, waren wir sehr schnell. Also ja, wir werden attackieren."

Der Reifenhaushalt bleibt ein Fragezeichen

Ein Fragezeichen sei aber der Reifenhaushalt. "Es ist, als würde man würfeln und hoffen, dass die Reifen voll da sind. Manchmal trifft man es, manchmal nicht", so formuliert es Hamilton.

Und Russell erklärt: "Über eine Runde ist es wirklich schwierig, vor allem aufgrund der vielen engen Kurven im letzten Sektor. Man versucht eine Balance für diese eine Runde zu finden, um die Reifen bestmöglich einzusetzen. Im ersten Sektor willst du die Reifen nicht zu sehr beanspruchen, sondern sicherstellen, dass sie im dritten Sektor noch voll da sind."

Der dritte Sektor, aber auch der zweite Sektor in Abu Dhabi seien jedoch Red-Bull-Land. "Wir wissen ja: Ihr Auto ist verflixt schnell auf den Geraden, sehr effizient", meint Russell. "Auf einer Strecke wie dieser hier mit zwei langen Geraden und vielen langsamen Kurven passt das perfekt zum Red-Bull-Auto."

Er sei daher "zufrieden", dass sein Team auf dem Yas Marina Circuit schon "viel näher dran" sei als zum Beispiel in Spa, wo es ebenfalls viele schnelle Passagen gibt. Auch Hamilton empfindet es als "enger" zwischen den Topteams, gibt aber zu bedenken: "Red Bull wirkt hier etwas schneller. Das hatten wir aber auch so erwartet. Und wir sind generell bei der Musik."

Mercedes testet schon für 2023

Dabei hat Mercedes einen Teil der Trainingszeit verwendet, um schon für 2023 zu testen. Russell spricht von "ziemlich vielen Testprojekten", die "vor allem" er übernommen habe, nachdem in der Frühphase des Jahres vorrangig Hamilton experimentiert hatte mit dem Auto.

Dazu sagt Shovlin, es sei insgesamt ein "arbeitsreicher Tag" gewesen für Mercedes. "Das bedeutete, "dass wir uns nicht ganz so intensiv auf die Rennvorbereitung konzentrieren konnten wie sonst".

Und so schließt Russell mit den Worten: "Wir haben noch Arbeit vor uns über Nacht. Aber im Vergleich zu Ferrari stehen wir ordentlich da." Und das ist für Mercedes an diesem Wochenende wohl das Entscheidende.

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