• 13. November 2022 · 10:46 Uhr

Max Verstappen: Sticht im Rennen sein Reifenjoker?

Dass Max Verstappen im F1-Sprint in Sao Paulo ausgerechnet in der zweiten Rennhälfte so einbrechen würde, damit hätte kaum jemand gerechnet

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich schien alles angerichtet zu sein für den dritten Sieg von Max Verstappen im dritten F1-Sprint 2022. In der dritten Runde übernahm der Red-Bull-Pilot die Führung von Kevin Magnussen, und schon in der vierten Runde hatte er erstmals mehr als eine Sekunde Vorsprung auf Platz 2. Wegen DRS ein relevanter Meilenstein.

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Max Verstappen ist pessimistisch, was seine Chancen im Rennen betrifft Zoom Download

Verstappen war am Samstag in Sao Paulo neben Williams-Pilot Nicholas Latifi der Einzige, der auf Mediumreifen in das Sprintrennen über 24 Runden startete. Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärt: "Wir hatten das Gefühl, dass die Reichweite des Soft eingeschränkt sein würde. Also haben wir entschieden, auf dem Medium zu starten."

Denn: "Wir dachten, wenn wir die ersten zwölf Runden überleben, wird die zweite Hälfte des Rennens viel einfacher. Als wir die erste Hälfte überlebt hatten, setzte überraschenderweise ein schlimmerer Reifenverschleiß als beim Soft ein. Mercedes hatte heute ein sehr schnelles Auto. Wir konnten sie einfach nicht halten."

Verstappens Vorsprung auf George Russell erreichte mit 1,4 Sekunden in Runde 9 seine maximale Ausbaustufe. Spätestens ab Runde 12, also ab Halbzeit im F1-Sprint, stand er aber gewaltig unter Druck, und in Runde 15 fand bei Kurve 4 der Führungswechsel statt. Je länger der F1-Sprint dauerte, desto langsamer wurde der Weltmeister.

Verstappen: So kommentiert er den F1-Sprint

"Die Reifen haben viel zu schnell abgebaut. Die Mediums haben überhaupt nicht gehalten. Wir hatten keine Pace", analysiert Verstappen. "Es war kein Grip da. Ich habe die Reifen lebendig aufgefressen, und ich weiß nicht, warum das so war. Das hängt halt auch zusammen: Wenn die Reifen nachlassen, fühlt sich das Auto nicht mehr gut an."

Dass Verstappen so dramatisch einknickte, hatte Russell nicht erwartet: "Wir dachten, Max würde locker davonfahren. Wir wussten, dass es ganz schwierig wird, wenn ich nach der ersten Kurve nicht vor ihm liege. Denn wir dachten, wenn seine Mediums mal auf Temperatur kommen, dann wird er auf und davon sein."

Kollision: Kein Vorwurf an Sainz und Ferrari

Als Russell einmal durch war, konnte sich Verstappen nicht mehr an der Spitze halten. Nur vier Runden nach dem Überholmanöver wuchs sein Rückstand auf mehr als drei Sekunden an. Von hinten fing jetzt Carlos Sainz zu drängeln an. Im Senna-S bremste sich der Ferrari-Pilot dann auch an Verstappen vorbei. Dabei ging die Frontflügel-Endplatte kaputt.

Das sei "einfach Pech" gewesen, macht Verstappen seinem ehemaligen Toro-Rosso-Teamkollegen keinen Vorwurf. Und auch Horner sagt: "Das war ein Rennunfall. Zum Glück hat sich die Endplatte schnell in Luft aufgelöst." Hätte sie nämlich weiter geflattert, hätte das wahrscheinlich die schwarz-orange "Spiegelei-Flagge" gegeben.

"Nach dem Kontakt war der Frontflügel schon ein bisschen beschädigt", erklärt Verstappen, relativiert aber: "Ich glaube, dass ich auch mit einem kompletten Frontflügel Vierter geworden wäre. Unsere Herangehensweise ist heute einfach nicht aufgegangen. Ich glaube, dass wir auch auf dem Soft nicht so schnell gewesen wären wie Mercedes."

Düsterer Ausblick auf das Hauptrennen

"Das ist besorgniserregend für morgen. Wir werden das analysieren, aber normalerweise gibt's nicht so viel, was man da tun kann. Wenn deine Reifen so viel schneller abbauen als bei den anderen, kommt es nicht drauf an, welche Reifen du drauf hast. Das müssen wir verbessern. Dann sollte das Auto grundsätzlich mit jedem Reifen funktionieren."

Die große Hoffnung im Hinblick auf den Grand Prix von Sao Paulo ist: "Ich glaube, der Soft wäre für uns besser gewesen, aber der Vorteil ist, dass wir für morgen einen Reifensatz mehr haben", sagt Horner und unterstreicht: "Was wir heute strategisch aufgegeben haben, bekommen wir hoffentlich morgen zurück."

Wie viel bringt der Reifenvorteil?

Mercedes hat nur noch einen, Verstappen zwei frische Softreifensätze für das Rennen. Das könnte in der Theorie ein Vorteil sein. Denn wenn der Soft auch am Sonntag der bessere Rennreifen sein sollte (was nicht zwingend der Fall sein muss), dann könnte Verstappen am Start und bei einem etwaigen Undercutversuch doppelt profitieren.

"Am liebsten hätte ich das Rennen gewonnen und hätte trotzdem noch zwei Satz Softreifen", grinst Horner. "Aber das ist die Grundlage für einen wirklich faszinierenden Grand Prix. Mercedes ist wirklich schnell, sie werden ein taktisches Rennen fahren. Es sind zwei Red Bulls gegen zwei Mercedes. Und die Ferraris kann man auch nicht ganz ignorieren. Es wird spannend."


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Russell befürchtet: "Auch wenn Max und Red Bull heute kein starkes Rennen hatten, sind sie jetzt wahrscheinlich in einer besseren Position, weil sie diesen Satz Soft extra haben. Uns allen war klar, dass der Soft dieses Wochenende der bessere Reifen ist, was ungewöhnlich ist. Wenn du also einen Satz schon am Samstag verbraucht hast, hast du am Sonntag einen weniger."

Mercedes: Programm wegen Reifen umgestellt

Und das sei, sagt Mercedes-Einsatzleiter Andrew Shovlin, ein spürbarer Vorteil: "Wir haben im Freien Training extra unser Programm umgestellt, als klar wurde, dass der Medium nicht gut ist, um einen Satz Soft zu sparen. Mit zwei frischen Sätzen kannst du einen am Start drauftun und dann hast du noch einen neuen Satz für einen Undercut."

Alles nur auf die Reifen zu schieben, wäre aber zu einfach. Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko mahnt: "Unsere Schwäche war im Mittelsektor. Wir haben da phasenweise fast eine Sekunde verloren und waren einfach nicht schnell genug, auch auf den Geraden. Mercedes war stark, das müssen wir neidlos anerkennen."

Bei Verstappen seien die Vorderreifen "relativ schnell überhitzt", berichtet Marko, aber auch Sergio Perez, der am Ende Fünfter wurde, "konnte das Tempo von Hamilton bei weitem nicht mitgehen. Bei ihm sind zum Schluss auch die Reifen eingebrochen. Da ist einiges nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten", sagt Marko im Interview mit 'Sky'.

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